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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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wird die liebe Yvonne dir keine Päckchen mehr schicken können.»
    «Ich hab gerade gelesen… Tut mir leid – für dich auch. Scheußlich, der Unfall.»
    «Ich hoffe nicht, daß du auch mal so ‘n Unfall hast – oder Mona», sagte Zitzner.
    «Willst du damit sagen, ihr habt Yvonne…?»
    Zitzner lachte. «Geh mal wieder in die Kirche, da, wo ihre Itaker rumhocken, da kannste das elfte Gebot hören: Richte hin, bevor du hingerichtet wirst!»
    «Für wie dußlig hältst du mich denn? Das war doch ‘n Unfall. Und jetzt schlachtest du das bloß aus.»
    Zitzner war nicht beizukommen. «Wie du meinst. Jedenfalls… Heute haben wir Mittwoch – nächsten Donnerstag will ich die Namen von den Fernfahrern haben, die bei mir einsteigen. Du hast genau ‘ne Woche Zeit – und an deiner Stelle würd ich die nutzen. Jeder hat Dreck am Stecken, jeder läßt sich zu was zwingen…»
    «Okay, ich ruf an bei dir.» Markulla legte auf.
     
     
    Markulla irrte durch die endlos langen Gänge des Polizeipräsidiums, und immer, wenn ihm jemand entgegenkam, blieb er stehen und studierte schnell eines der vielen Türschilder. Endlich hatte er das Domizil des Kriminaloberkommissars Gonschorek gefunden und klopfte.
    «Herein!» rief Gonschorek, und es klang wie der Knall einer Startpistole.
    Markulla klinkte die Tür auf. «Ich sollte mal hier vorbeikommen bei Ihnen…»
    Gonschorek, von vorn gesehen eins mit seinem Schreibtisch, ohne Unterleib, die Rippen mit dem Holz verwachsen, sah auf. «Wenn Sie mir mal Ihren Namen…»
    «Markulla. Aber das…»
    «Ah, unser neuer Freund aus Berlin. Hinterm Schreibtisch steht noch ‘n Stuhl, wenn Sie mal…»
    «Ja, danke.» Markulla setzte sich.
    «Kennen Sie ja, die Atmosphäre bei uns», sagte Gonschorek.
    Markulla rechtfertigte sich für sein Hiersein. «Unten haben sie mich zu Ihnen geschickt – Mordkommission…»
    «Ja, dieser Gonschorek, das bin ich.» Er umfaßte seine Schreibunterlage und bog sie auf und ab.
    Markulla verzichtete auf einleitende Worte und Höflichkeitsfloskeln. «Ich hab nie was mit ‘ner Mordkommission zu tun gehabt, und seit ich hier bin, da…»
    «Ich weiß, ich weiß!»
    «Was soll denn diese komische Vorladung?»
    Gonschorek beugte sich vor. «Nu mal sachte! Sie kennen doch eine gewisse Yvonne Nickel?»
    Markulla stutzte. «Yvonne – ja, aber die ist doch da mit dem Auto auf dem Bahnübergang…»
    «Ja, ja, die ist vom TEE überrollt worden», sagte Gonschorek.
    Markulla starrte ihn an. «Und – was kann ich für den Unfall da?»
    Gonschorek lehnte sich wieder zurück. «Vielleicht war’s gar kein Unfall. Vielleicht war’s ‘ne Exekution…»
    «‘ne Hinrichtung? Wer soll die denn…»
    «Ihr alter Freund Zitzner vielleicht.» Gonschorek fiel in einen leichten Plauderton.
    «Freund? Wenn ich je ‘n Freund hatte…»
    Gonschorek war ein Profi. «Zitzner und dieser Rocky… Sie haben doch sicher schon mit beiden gesprochen, seit Sie hier sind?»
    Markulla zögerte. «Ja…»
    «Übers Wetter, wie?» grinste Gonschorek.
    «Ich sollt Grüße bestellen», sagte Markulla.
    «Und über ‘n neuen Coup ist nicht gesprochen worden – klar.»
    «Ich bin jetzt bei Kranold & Co. angestellt, fest angestellt», sagte Markulla.
    «Der Spedition draußen?»
    «Ja.»
    «Das ist ja interessant», fand Gonschorek.
    «Wieso interessant?»
    «Wieso? Weil die mir neulich meine neuen Möbel gebracht haben…» Gonschorek freute sich. «Aber zu Yvonne zurück. Hatte sie öfter Streit mit Zitzner?»
    «Woher soll ich ‘n das wissen? Ich hab fünf Jahre Urlaub in Tegel gemacht.»
    Gonschorek sah aus dem Fenster. «Und wie oft sie sich mit diesem Giuseppe getroffen hat, wissen Sie auch nicht?»
    «Ich weiß nicht mal, wer Giuseppe ist.»
    Gonschorek klärte ihn auf: «Der hiesige Statthalter einer dieser neuen Eurogangs – Marseille, Neapel, Palermo.»
    «Meinetwegen; ist mir auch scheißegal. Ich führ jetzt genauso ‘n bürgerliches Leben wie Sie. Ich hab meine Rechnung bezahlt – und jetzt ist Schluß!»
    Gonschorek kramte in seiner Schublade herum. «Die Botschaft hör ich wohl, allein…» Endlich fand er, was er gesucht hatte. «Ich hab hier Ihre Akte… Manfred Markulla, geboren 4.3.1937 in Zehdenick (Mark Brandenburg). Schulbesuch in Berlin, mittlere Reife, dann Lehre als Großhandelskaufmann. Abschlußnote 1. Folgt das Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin; guter Abschluß. Dann weiter an der FU Betriebswirtschaft und Wirtschaftsrecht – und die

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