Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
schlimmere Strafe vorstellen.
Was das Frauenbild betrifft, kommen selbst die Germanen besser weg. Tacitus war erstaunt, wie sehr sie auf ihre Frauen hörten: «Sie meinen, den Frauen sei eine gewisse Heiligkeit und eine seherische Gabe eigen.»
Eine wurde von den Germanen sogar als Göttin verehrt, Veleda aus Westfalen. Sie lebte in einem Turm und sagte bei einer der unzähligen Schlachten den Gewinner voraus. Gut, man könnte sagen, das ist eine Fünfzig-fünfzig-Chance, aber dennoch. Der Glaube an ihre Weisheit war so groß, dass sich noch heute ein Schweizer Pharmaunternehmen nach ihr benennt. Es hat sich auf homöopathische Mittel spezialisiert, bei denen ebenfalls der Glaube an ihre Wirkung der wichtigste Wirkstoff ist.
Vielleicht ist das schräge Frauenbild Platons auch dem Einfluss des Sokrates geschuldet, dessen Gedanken Platon zuweilen notierte. Der ältere Kollege stand unter verbalem Dauerbeschuss seiner Frau Xanthippe, die ihn immer wieder ermahnte, endlich für ein Einkommen für sie und die drei Kinder zu sorgen. Sokrates floh vor ihren Vorhaltungen auf die Straße – vielleicht wäre er sonst als Küchenphilosoph in die Geschichte eingegangen. Nichtsdestotrotz nahm er die Schieflage des häuslichen Friedens mit Humor. Auf seine schwierige Frau angesprochen, erwiderte er, dass derjenige, der gut reiten lernen wolle, sich auch besser nicht das zahmste Pferd aussuche, sondern vielmehr das schwierigste. Und wenn ihn wieder einer seiner Freunde fragte, wie er es bloß mit Xanthippe aushalten könne, erwiderte er, dass er, wenn er es fertigbrächte, sich mit ihr zu verstehen, mit jedem Menschen der Welt auskommen könnte. Es war ein spitzer Humor, den er pflegte, und vielleicht war es das, was Xanthippe auf die Palme, oder sagen wir lieber, auf den Olivenbaum brachte.
Als Sokrates eines Tages wieder einmal nichtsnutzig vor der Haustür auf einer Bank saß, goss sie kurzerhand den Nachttopf über ihm aus. Spätestens da hätte wohl manch anderer Mann einen Schlussstrich gesetzt. Nicht so Sokrates, er nahm selbst das mit Humor und rief: «Seht, wenn sie donnert, dann regnet es auch!»
Was wir den Griechen zu verdanken haben
Logik
Automatische Türen
Gesundheit durch Hygiene
Bleileitungen (die waren mal hochmodern!)
Die Herrschaft des Volkes, also die Demokratie
Nana Mouskouri
Das Parlament
Hirtensalat
Das Hebelgesetz
a 2 + b 2 = c 2
Die Olympischen Spiele
Den Marathon
Das Höhlengleichnis
Hypno, Morpheus und andere Spezialisten
Die Idee von den Ideen
Die medizinische Ethik von Hippokrates
π = 3 , 14 usw.
Trojaner
platonischer Hass (ohne sich zu berühren)
Xanthippe, die erste Frau, die sich nicht alles gefallen lässt
500 v. Chr. bis 500 n. Chr.
RÖMISCHE ANTIKE
Auftritt der Italiener: die ganz große Show
Stau im Alten Rom
Ich kann diese vergriechte Stadt nicht ertragen!
Juvenal, römischer Dichter, über die Zustände in Rom
Als die Griechen ihr Innovationsfeuerwerk langsam verschossen hatten, ihr Stern zu verblassen begann, schickte sich ein anderes Volk an, Weltmeister im Erfinden, Ersinnen und natürlich Erobern zu werden: die Römer, Großväter der heutigen Italiener. Es sind wiederum Südeuropäer, die heute nach Meinung vieler Schlendrian und Inneffizienz gepachtet haben, die damals aber für das genaue Gegenteil standen: für eine hocheffiziente, hochentwickelte Gesellschaft. Auch ihr Glanz leuchtet bis in die Trümmer der Gegenwart. Ich sah diesen Glanz zuletzt, als ich auf der
Strada a pedaggio
vor Rom im Stau stand. Direkt vor der Auffahrt auf die
Grande Raccordo Anulare
, von der es immer noch eine Ewigkeit ins Zentrum dauert, war meine Klimaanlage ausgefallen. Eigentlich hatte sie von Anfang an nicht funktioniert, schon in Florenz nicht, wo ich den Wagen abgeholt hatte, nicht ohne vorher einen Aufschlag für ebendiese Klimaanlage entrichtet zu haben. Solange der Fahrtwind wehte, machte ich mir keine Gedanken, aber hier im Stau herrschte brütende Hitze, die den Asphalt schmelzen ließ. Ja, ich fuhr einen italienischen Leihwagen, einen
Lancia Musa
, und leider bestätigten sich alle Vorurteile, die es über italienische Automobilbaukunst gibt.
Wie kann es möglich sein, fragte ich mich, dass dieses Volk, das einst ganz Europa mit seinen präzisen Bauwerken überzog, das schon vor über zweitausend Jahren Fußbodenheizungen ebenso kannte wie Kindergeld, heute nicht mehr in der Lage war, die Schlaglöcher zu stopfen und eine zeitgemäße Kutsche zu bauen,
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