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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Schnoy
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kooperieren wollen. Immer wieder werden nachts Baumaschinen in Brand gesteckt. Sind die Firmen erst mal eingeknickt, müssen sie den Zement von der
Ndrangheta
zu überteuerten Preisen einkaufen. Noch dazu ist dessen Qualität so schlecht, dass Brücken und Fahrspuren nach kürzester Zeit wieder wegbröckeln. Deshalb geht hier nichts, seit vielen Jahrzehnten.
    Unter dem ungewohnt konsequenten Ministerpräsidenten Mario Monti kamen immer mehr Skandale ans Tageslicht, die zuvor unter den Teppich gekehrt worden waren. Italien hat Europas größtes Parlament mit den meisten Abgeordneten, die zugleich die höchsten Diäten beziehen. Nur Siziliens Regionalparlament, auch «das Griechenland Italiens» genannt, toppt diese Zahlen, dort gibt es – bezogen auf die Bevölkerungszahl – noch mehr Politiker. Dazu 27 000  Förster – und kaum Wald. Für jeden sizilianischen Krankenwagen werden dreizehn Fahrer bezahlt. Wahrscheinlich soll die medizinische Versorgung selbst dann gesichert bleiben, wenn zwölf Fahrer erkranken.
    Aber was hat man früher besser gemacht? Die Römer haben all ihre Zirkusse, Brücken und Straßen oder den rund sechzig Meter langen Tunnel im
Furlo
-Tal, der seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 76  n. Chr. bis heute (!) benutzt wird, ohne privaten Investor gebaut. Cäsar hat nie daran gedacht, die römischen Wasserwerke an einen Hedgefonds zu verkaufen.
    Und gab es tatsächlich Widerspruch in der Bevölkerung, wenn es um Bauvorhaben oder Ähnliches ging, durften die Bürger ihre Einwände im Circus vortragen. So konnte man planen. Stiegen die Kosten der römischen Großprojekte über den Kostenvoranschlag, wurden die Verantwortlichen kurzerhand den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Davon kann man in Stuttgart, beim Berliner Flughafen oder der Elbphilharmonie nur träumen. Angesichts der Tatsache, dass heutzutage bei jedem öffentlichen Bauprojekt Kosten explodieren, wäre dies eine zwar martialische, aber effektive Methode, die bei Firmen, die sich um Ausschreibungen bemühen, Eindruck machen dürfte.
    Auch auf dem Gebiet unseres heutigen Deutschlands profitierte man von der Innovationsfreude der Römer. Den Kölnern errichteten sie die erste Rheinbrücke überhaupt, wie immer ein Meisterstück der Baukunst. 400  n. Chr. verfiel sie – warum? Weil die Römer nicht mehr da waren und Buschvölker aus dem Eichendickicht die Macht übernommen hatten. Erst 1855 brachten die Kölner es fertig, eine neue Brücke zu errichten. Das ist, bei den Zeiträumen, die wir hier besprechen, fast bis heute. Über tausendvierhundert Jahre hingen die Kölner also in ihren Kneipen ab und fragten sich: «Vor wat brochen wir ä Bröck, dat is eh die verkehrte Siek vom Rin.» Wenn es nach ihnen gehen würde, gäbe es wahrscheinlich bis heute keine Rheinbrücke nach Deutz.
    Dass die Römer damals nicht dem Verfall Einhalt gebieten und in Köln für Ruhe und Ordnung sorgen konnten, lag daran, dass sich auch ihr Reich auflöste. Zuvor hatten sie Köln allerdings zu etwas gemacht, was es seitdem nie wieder war: eine geordnete Stadt. So setzten die Römer ein Straßenraster durch, das aus einem rechtwinkligen Netz aus Ostwest- und Nordsüdstraßen bestand, höchst übersichtlich, wie wir es heute noch aus den USA kennen. Hätten die Kölner es einfach beibehalten, könnten wir noch heute am Hauptbahnhof vor dem Dom in ein Taxi steigen und einfach sagen: «Bringen Sie mich in die 42 . Straße.» Wer das einmal in der Gegenwart probiert hat, kennt die Zustände. Wann immer man in Köln in ein Taxi steigt, um von A nach B zu kommen, hört man nur: «Heut jet hier jar nichts mehr. Kölle es zo!»
    Nebelfaktor und Sonnenfaktor
    Es gibt eine unseriöse und höchst diskriminierende These, nach der Länder umso höher entwickelt sind, je kälter es in ihnen ist und sie entsprechend umso schwächer entwickelt sind, je wärmeres Klima in ihnen herrscht.
    Ausgangspunkt für die These ist ein Blick auf den Äquator, an dem entlang die ärmsten Länder der Erde zu finden sind, sowohl auf dem amerikanischen als auch auf dem afrikanischen und dem asiatischen Kontinent. Ist es in bestimmten Regionen vielleicht einfach zu warm, um zu arbeiten? Und im Norden hingegen ein Muss, damit es wenigstens ein bisschen gemütlich wird?
    Auch Thilo Sarrazin stellt in seinem Buch «Europa braucht den Euro nicht» eine ähnlich gewagte These auf und nennt sie den «Nebel-Faktor»: Ihr zufolge würden Völker, die in einem kalten, nebligen Klima leben müssen, von

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