Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
dem man wohnte: Windsor.
Als zuletzt Elisabeth II . mit Prinz Philip wieder einen Deutschen heiratete, noch dazu aus Oldenburg, musste erneut nachgebessert werden. Aus dem Namen «von Battenberg» kreierte er den Namen «Mountbatten», dabei gibt es im ganzen Empire keinen Mount Batten. Insofern war die Namensänderung in etwa so seriös wie manche adelige Doktorarbeit der Gegenwart.
Die Karte von England im Tafelteil dieses Buches zeigt die Unentschlossenheit des Landes. Sie ist heute wieder ausgeprägter denn je. Will es zu Europa gehören oder doch eher für sich sein? Das Engagement auf dem Kontinent scheint immer nur ein Gastspiel zu bleiben. Die Bindung an die USA ist dagegen oftmals stärker. Premier Cameron will die Briten über die weitere Zugehörigkeit in der EU abstimmen lassen, und das mit einem langen Vorlauf von mehreren Jahren. Es macht in Büchern oft wenig Sinn, aktuelle Politiker anzuführen, zu schnell werden sie Geschichte, doch bisher gab es diese Volksabstimmung nicht. Ich mag mir nicht vorstellen, was passiert, wenn die Briten die Anker lichten und mit ihrer ganzen Insel hinaus in den Atlantik rudern.
Was wir den Briten zu verdanken haben
Hovercraft
Scones with clotted cream
Penicillin
MG Roadster
Shaun das Schaf
Wales
Miss Moneypenny
Linoleum
Talisker Single Malt
Salt & Vinegar Crisps
Londonbus
Fish & Chips
Churchill
Mini Cooper
Sodawasser
Camilla Parker Bowles
Unterhaus
Dosen
Bill of Rights
Thomas, die Lokomotive
Roastbeefsandwich
Buggy
Manchester United
Minirock
Dampfmaschine
Nick Hornby
1900 bis 1989
Alle Nationen zurück auf Los
Das verflixte 20 . Jahrhundert
Die Geschichte lehrt die Menschen,
dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.
Mahatma Gandhi
Um 1900 konnte sich niemand vorstellen, dass in Europa in kürzester Zeit alles den Bach runtergehen könnte. Das neue Jahrhundert wurde am Silvesterabend stürmisch begrüßt von Menschen, die schon seit mehreren Generationen ein atemberaubendes Tempo der Entwicklung hinter sich hatten. Das Leben ihrer Großväter gab es nicht mehr. Immer mehr zogen in die Städte. Berlin sollte bald zur drittgrößten Stadt der Welt anwachsen mit bis zu über vier Millionen Menschen, war also schon mal deutlich größer als heute. Und diese ganzen Neuberliner lebten größtenteils in Mietskasernen mit dem lärmenden Takt überfüllter Wohnungen und Hinterhof-Fabriken, stampfenden Eisenbahnen und inmitten eines Meeres von Schornsteinen. Auch das Ruhrgebiet zog die Landbevölkerung an und schickte diese unter Tage; der Hamburger Hafen beschallte die ganze Stadt mit seinem Hämmern und Dröhnen, täglich legten Schiffe in die Neue Welt ab, und man konnte dort sogar anrufen, seit Überseekabel am Grund des Atlantiks lagen. Die Welt war im Aufbruch, es hatte lange keinen Krieg mehr gegeben, und da alles größer, schneller, höher und weiter ging, schien selbiges ein Naturgesetz zu sein. So wie Menschen, Tiere und Pflanzen wachsen, konnte doch auch die Gesellschaft nur noch größer, schöner und weiser werden. Doch auch im 20 . Jahrhundert erlaubt sich Europa noch einmal einen Totalausfall.
Der Weihnachtsfrieden
Spätestens wenn man sich mit diesem Jahrhundert beschäftigt, dürfte es schwierig werden, nicht über Kriege zu reden. Aber ich versuche es trotzdem, denn selbst in Zeiten von Kriegen versuchten Menschen stets, Frieden in ihren Alltag zu bringen, auch in jenen Momenten, in denen sie gerade irgendwo sein mussten, wo sie nicht sein wollten. Ein Beispiel für eine besonders ermutigende Geschichte ist unter dem Namen «Weihnachtsfrieden» in Erinnerung geblieben; sie ereignete sich während des Ersten Weltkriegs. Eigentlich war man 1914 in Berlin davon ausgegangen, dass man in wenigen Wochen die Franzosen überrollen können würde, doch als der Winter – mal wieder völlig überraschend – begann, befanden sich Tausende britische und französische Soldaten auf der einen Seite und Tausende deutsche Soldaten auf der anderen Seite in ihren Schützengräben in einem Stellungskrieg.
An der Westfront bei Ypern lagen die verfeindeten Heere so dicht beieinander, dass man in Gefechtspausen die Stimmen des Feindes hören und mittags den Geruch seiner Feldküche riechen konnte.
Am 24 . Dezember, als in Deutschland die Kerzen der Christbäume entzündet wurden und die Bescherung anstand, sanken Laune und Kampfeslust der deutschen Soldaten auf den Nullpunkt. Auch das Feuer auf den Feind wurde immer
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