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Von nun an fuer immer

Von nun an fuer immer

Titel: Von nun an fuer immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Marinelli
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bleiben, wusste er, dass mit Lornas Wiederauftauchen in seinem Leben die Schwierigkeiten gerade erst angefangen hatten.
    Eine kranke Lorna bei sich zu beherbergen war kein Problem für James. Schmerzen, Husten, Medikamente – mit all diesen Dingen konnte er umgehen, solange sie ruhig und friedlich in seinem Schlafzimmer lag. Es war beinahe so, als hätte er einen kranken Verwandten zu Besuch. Zumindest redete er sich das sein.
    Wenn er nicht schon in der Klinik war, stand James morgens um halb sieben auf, lugte in Lornas Schlafzimmer, um nach ihr zu sehen, und drehte dann seine morgendliche Joggingrunde. Danach fuhr er zur Arbeit. Pauline war tagsüber die meiste Zeit da, und wenn James heimkam, war Lorna entweder bereits wieder schlafen gegangen oder gerade im Begriff, nach oben zu gehen. Es hatte also kaum Berührungspunkte gegeben, und James fand, dass alles großartig lief.
    Während der letzten Tage hatte sie sich allerdings so weit erholt, dass sie ihn öfter erwartete, wenn er morgens vom Laufen kam. Seine Teetasse stand dann schon dampfend auf dem Tisch, und sie plauderten ein wenig, bevor James das Haus verließ.
    Als sie nach knapp zwei Wochen endlich keine Antibiotika mehr brauchte, ihre Rippenbrüche verheilt und ihre Blutergüsse abgeklungen waren, wendete sich plötzlich das Blatt. Lorna brauchte nun keinen Arzt mehr, doch die Rolle des Arztes war die einzige, in der James sich sicher fühlte.
    „Guten Morgen!“ Als er die Küche betrat, hatte sie nicht nur Tee, sondern auch Toast und Eier gemacht. Und Lorna sah aus, wie sie morgens immer ausgesehen hatte. Sie trug den grünen Schlafanzug, der ihr wie alle Kleidungsstücke viel zu groß war, und ein Paar dicke Socken. Ihr langes, kastanienbraunes Haar hatte sie im Nacken zusammengebunden, und ihre Brille saß wie immer etwas schief auf ihrer Nase, während sie die Zeitung las. Genau in diesem Moment wurde James klar, dass er bei jeder Frau, die ihm während der letzten Jahre einen guten Morgen gewünscht hatte, nach diesem Lächeln und diesem unbeschwerten Geplauder gesucht hatte.
    Eine Mischung aus Ruhe und Aufregung, aus Geborgenheit und Vertrautheit machte sich in ihm breit. Gemischt mit Verlangen. Das alte, nie erloschene Verlangen nach Lorna. Am liebsten hätte er ihr die Brille abgenommen und Lorna nach oben ins Bett getragen. Nein, noch lieber hätte er gleich hier in der Küche mit ihr geschlafen. Sie in seine Arme genommen und endlich, endlich wieder geküsst.
    Stattdessen setzte er sich und aß seinen Toast. „Was hast du heute vor?“, erkundigte er sich.
    „Ich muss mit der Versicherung telefonieren. Außerdem wird Pauline mir ein paar Klamotten mitbringen.“
    „Aber sie ist doppelt so dick wie du!“
    „Unsere Schuhgröße ist gleich“, widersprach Lorna und grinste.
    „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass deine Eltern dir deine Sachen einfach nicht geschickt haben.“
    „Ich schon!“ Lorna rollte die Augen und vertiefte sich dann wieder in ihre Lektüre.
    „Ich schätze, sie sind nicht gerade erfreut darüber, dass du hier bei mir wohnst.“ James sah sie neugierig an. „Was haben sie eigentlich dazu gesagt?“
    „Nicht viel.“ Lorna zuckte mit den Achseln. „Sie sprechen nicht mehr mit mir.“
    „Wieder einmal?“
    „Ja, wieder einmal.“ Traurig lächelnd sah Lorna ihn an. Eigentlich hätte es nur ein kurzer Blick werden sollen, doch James schaute ihr so tief in die Augen, dass sie ihren Blick sekundenlang nicht von ihm lösen konnte. Sie spürte, wie sie errötete, schaffte es aber nicht, zur Seite zu sehen. Keiner von ihnen sagte ein Wort, aber wenn man sich nur durch Blicke küssen konnte, ganz ohne sich zu berühren, dann war das gerade ein langer, inniger Kuss.
    Plötzlich lag eine starke erotische Spannung in der Luft. Erst als Pauline lautstark an die Hintertür klopfte und dann hereinkam, war der Bann gebrochen.
    „Ich werde heute mal nach einer günstigen Zugverbindung suchen“, sagte Lorna mit rauer Stimme. Sie versuchten beide, so zu tun, als sei nichts geschehen. Was ja auch den Tatsachen entsprach. Trotzdem wussten sie es beide besser.
    „Du brauchst dich nicht zu beeilen.“ James versuchte, einen nonchalanten Eindruck zu machen, auch wenn sich in seinem Kopf die Gedanken überschlugen. Er wollte, dass sie bei ihm blieb, und gleichzeitig wollte er sie so schnell wie möglich loswerden. Denn Lorna McClelland und James Morrell – das funktionierte nun einmal nicht.
    Oben in seinem Arbeitszimmer

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