Von nun an fuer immer
lag die Scheidungsurkunde als Beweis dafür! So schnell wie möglich beendete er sein Frühstück und verabschiedete sich.
Es würde gleich wieder vorbei sein, ermahnte Lorna sich, während sie zwei Tabletten aus dem Blister drückte und sich zusammengekrümmt aufs Bett legte, nachdem er gegangen war. In der Mitte des Zyklus war es immer besonders schlimm. Selbst die Pille, die sie seit Jahren nahm, half nur wenig. Genauso wenig wie die starken Schmerzmittel, ohne die sie überhaupt nicht mehr zurechtkam. Bald würde die Packung leer sein. Was sollte sie dann machen?
Vielleicht wäre es am vernünftigsten, mit James darüber zu sprechen, überlegte sie, während sie darauf wartete, dass die Krämpfe abklangen. Aber ihr war klar, dass sie das Mitleid in seinen Augen nicht würde ertragen können. Er wusste genau, wie sehr sie sich Kinder gewünscht hatte. Genau wie er. In ihrer Hochzeitsnacht hatte er noch gewitzelt, dass er mindestens fünf haben wollte. Zärtlich hatte er damals ihren Bauch gestreichelt und gesagt, dass dieses Baby erst der Anfang sein würde.
„Ich weiß, es ist alles ziemlich schnell gegangen …“ Noch immer konnte Lorna es kaum fassen, dass sie nun mit James verheiratet war. An ihrem Finger trug sie seit heute seinen Ring. Der Mann, den sie monatelang aus der Ferne angehimmelt hatte, würde der Mensch sein, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde. Nie zuvor war sie so glücklich gewesen. Sie musste wissen, ob er genauso fühlte!
„Ich weiß, dass mein Dad sich unmöglich benommen hat. Dass er dich mehr oder weniger gezwungen hat …“
„Lorna!“, unterbrach James sie und gab ihr einen Kuss. „Das hier ist unsere Hochzeitsnacht. Könnten wir bitte aufhören, über deinen Vater zu reden?“
Als James an diesem Abend nach Hause kam, fand er Lorna im Wohnzimmer, wo sie mit der Brille auf ihrer Nase konzentriert ihre Fußnägel lackierte. Dieses Bild war ihm so schmerzhaft vertraut, dass ihm ganz flau im Magen wurde.
„Pauline hat mir Nagellack mitgebracht!“, strahlte Lorna ihn an und streckte ihm ihren Fuß entgegen. „Nun fühle ich mich wieder wie ein menschliches Wesen!“
James hatte sich umgedreht und war auf dem Weg in die Küche. „Schön.“
Ihr Vater hatte ihr nie erlaubt, sich zu schminken. Deshalb hatte Lorna sich seit ihrem elften Lebensjahr die Fußnägel lackiert. Es war ihre Art der Rebellion gewesen.
„Ich habe für Sonntagmorgen einen Sitzplatz nach Glasgow reserviert“, teilte Lorna ihm mit.
„Schön“, sagte James noch einmal, denn er wusste, dass er es nicht mehr lange aushalten würde, mit ihr unter einem Dach zu leben. Er holte den Auflauf aus dem Herd, den Pauline für sie im Backofen gelassen hatte.
„Ich habe Pauline geholfen, das Gemüse zu putzen“, erklärte Lorna gut gelaunt. „Das war sozusagen meine therapeutische Aufgabe für heute“, witzelte sie. Doch James konnte darüber nicht lachen. Wortlos stellte er zwei Teller auf den Tisch und versuchte, nicht daran zu denken, was sie einmal gehabt und dann verloren hatten. Es fühlte sich an, als wäre alles wie früher. Damals, in ihrer winzigen Wohnung mit der noch winzigeren Küche, die Lorna immer so peinlich sauber gehalten hatte, dass es ihn in den Wahnsinn getrieben hatte.
Er hielt ihre hausfraulichen Ambitionen damals für überflüssig; hätte sie lieber immer sofort ins Bett gezogen, auf ihre kleine, private Insel des Glücks, wo sie fernsahen, lasen, sich liebten, redeten, aßen, sich wieder liebten. Abwaschen oder neue Vorhänge aussuchen waren für ihn eine schlechte Alternative gewesen.
„Hast du keinen Hunger?“, erkundigte sie sich besorgt, als zur Abwechslung einmal James und nicht sie selbst im Essen herumstocherte.
„Ich habe vorhin ein Sandwich gegessen. In der Klinik.“
„Das hat dich früher aber nicht davon abgehalten, zu Abend zu essen.“ Lornas Stimme erstarb, als ihr klar wurde, dass er sich wirklich unwohl fühlte.
Den Rest der Mahlzeit über herrschte mehr oder weniger Schweigen, nur unterbrochen von einigen Höflichkeitsfloskeln. Beide waren erleichtert, als es vorüber war.
„Ich habe eine Überraschung!“, erklärte Lorna nach dem Essen betont munter.
Als er das dreckige Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte, holte sie ihr Lieblingsbrettspiel aus einer Tüte. „Sieh mal, was Pauline mir mitgebracht hat!“
James lachte und seufzte gleichzeitig. „Toll, aber vielleicht spielen wir es lieber an einem anderen Abend. Ich hatte
Weitere Kostenlose Bücher