Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
Bäume gehalten wurde. Sollten die Zweige brechen, würde sein Golf direkt auf ihn fallen und das war etwas, worauf Niklas gut verzichten konnte. Er versuchte sich auf seine rechte Seite zu drehen, um aus der Gefahrenzone zu kriechen, doch der Schmerz, der bei dieser Bewegung durch seine Seite schoss, trieb ihm die Tränen in die Augen. Sein hämmernder Kopf war auch nicht unbedingt hilfreich und Niklas ließ sich langsam auf den Rücken zurücksinken. Er ballte verzweifelt seine Hände zu Fäusten, während seine Gedanken sich überschlugen. Mit diesem Ast zwischen seinen Rippen konnte er sich nicht bewegen und sollte er ihn herausziehen, könnte es sein, dass er verbluten würde. Allerdings wurde Niklas sehr schnell klar, dass er keine Wahl hatte. Er konnte hier nicht liegen bleiben, denn dann würde er auf jeden Fall sterben. Entweder durch den herabstürzenden Wagen oder, falls nicht doch noch jemand vorbeikommen und ihm helfen sollte, an seinen Verletzungen. Also würde er sich den Ast herausziehen müssen. Wenn er das geschafft hatte, musste er aufstehen, den Verbandskasten aus seinem Wagen holen und sich verarzten. Danach würde er sich seinen Rucksack schnappen und auf den Weg in die nächste Stadt machen.
„Kein Problem“, flüsterte Niklas und versuchte, seine Verzweiflung niederzukämpfen. „Sind ja nur ein paar Stunden Fußmarsch bis dorthin.“
Er hob seinen Kopf und blickte auf den Ast, der gute zehn Zentimeter aus ihm herausragte. Niklas atmete tief durch, legte seine Hand um den Ast und zog ihn mit einem Ruck heraus. Der Schmerz, der schlagartig durch seinen Körper schoss, ließ ihn aufschreien. Ihm wurde übel und schwarz vor Augen. Niklas hörte seinen eigenen, wilden Herzschlag in den Ohren widerhallen, während er nach Luft ringend darauf wartete, dass seine Qual nachlassen würde. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er sich dazu in der Lage fühlte, sich zu bewegen – und das leise Knarren über ihm machte ihm deutlich, dass er sich beeilen sollte.
Dreißig Minuten später lehnte Niklas keuchend und schweißüberströmt an einem Baum. Er hatte es tatsächlich geschafft, aufzustehen, sich einen Druckverband anzulegen und seinen Rucksack aus dem Auto zu holen. Glücklicherweise war es nicht allzu schwer gewesen, an die nötigen Sachen heranzukommen, da Niklas sie im Fußraum hinter dem Fahrersitz gelegt hatte. Sein Rucksack und der Verbandkasten waren ihm regelrecht entgegengefallen, als er die Hintertür geöffnet hatte.
Er wischte sich eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn und blickte sich um. Er musste mindestens eine Stunde bewusstlos gewesen sein, denn mittlerweile zeigte sich am Horizont ein milchiger, heller Streifen, sodass es nicht mehr ganz so dunkel war. Zwischen den Bäumen um ihn herum war es jedoch noch immer recht finster. Niklas atmete mehrmals tief durch – zumindest soweit der Schmerz, der zwischen seinen Rippen wühlte, es zuließ – um sein Schwindelgefühl in den Griff zu bekommen. Schließlich richtete er den Lichtstrahl seine Taschenlampe, die im Rucksack gewesen war, auf den Hang und begann mühselig, diesen hinaufzuklettern, um die Straße zu erreichen. Er wusste, dass er niemals bis in die nächste Stadt würde laufen können. Allerdings gab er die Hoffnung nicht auf, dass im Laufe des Tages ein Auto vorbeikommen und ihn mitnehmen würde. Er hatte auch schon versucht, über sein Handy Hilfe zu rufen, musste jedoch feststellen, dass er sich in einem Funkloch befand.
Als Niklas die Straße erreichte, glaubte er, keinen Schritt mehr gehen zu können. Er sackte keuchend auf seine Knie und schaffte es kaum, genügend Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen. Der Schmerz, der in seiner Seite wühlte, sowie sein hämmernder Kopf waren kaum zu ertragen und zu allem Überfluss rebellierte sein Magen, sodass er glaubte, sich jeden Moment übergeben zu müssen.
Nur mühsam kam Niklas wieder auf seine Beine und schlürfte mit kleinen Schritten vorwärts. Er war noch nicht weit gekommen, als er ein lautes Krachen hörte und ohne sich umdrehen zu müssen, wusste er, dass die Äste nachgegeben hatten und sein Wagen auf den Boden gestürzt war.
Eine Böe ließ Niklas frösteln und er schaute auf die sich leicht im Wind schaukelnden Baumwipfel. Schließlich blickte er zu den dicken, schwarzgrauen Wolken, die sich drohend am heller werdenden Himmel auftürmten. Er war sich sicher, dass sie gestern Abend noch in eine andere Richtung gezogen waren. Offenbar hatte der Wind sich
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