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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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total durch den Wind. Hier oben«, sagte er, völlig sachlich, und tippte sich an die Stirn. »Ich hatte so einen Zusammenbruch, einen Kollaps. Ich konnte nicht mehr arbeiten. Hab’s drangegeben. Aufgehört. Ich schuldete mehreren Kunden Geld, weil ich ihre Aufträge nicht zu Ende gebracht hab. Ich musste alles zurückzahlen, ist nicht viel übrig geblieben, aber was soll’s? Wenigstens bin ich noch am Leben.«
    Max nickte. Er wusste genau, wie tief Beeson im Dreck saß. Und er wusste, dass er selbst nur eine Chance hatte, einer ähnlichen Zukunft zu entgehen: Haiti.
    »Geh nicht nach Haiti, Mingus. Da ist was ganz Übles am Laufen da unten«, sagte Beeson.
    »Ich habe keine andere Wahl«, antwortete Max. Er sah sich ein letztes Mal im Wohnwagen um. »Du weißt, dass ich dich nie leiden konnte, Clyde. Und daran hat sich auch jetzt nichts geändert. Du warst ein mieser kleiner Schnüffler, ein geldgieriger, hinterfotziger Verräter mit moralischem Bypass. Aber nicht einmal du hast es verdient, so zu enden.«
    »Heißt das, du willst nicht zum Abendessen bleiben?«
    Max wandte sich zum Gehen. Draußen an der frischen Luft und im Sonnenlicht blieb er stehen und atmete tief ein. Er konnte nur hoffen, dass ihm der Gestank nicht in den Kleidern und in den Haaren hängen geblieben war.
    »Hey! Mingus!«, rief Beeson von der Tür aus.
    Max drehte sich um.
    »Haben die dich gefickt im Knast?«
    »Was?«
    »Warst du ’ne Niggernutte? Hattest du einen Nigger, der dich Mary nannte? War da ein Gangster, der dir seine Knastliebe geschenkt hat, Mingus?«
    »Nein.«
    »Was ist dann mit dir passiert, dass du mir plötzlich so mitfühlend kommst? Der alte Max Mingus hätte gesagt, ich hab gekriegt, was ich verdient habe, hätte mir in die Fresse getreten und sich den Fuß an meinem Gesicht abgewischt.«
    »Pass auf dich auf, Clyde«, sagte Max. »Tut sonst keiner.«
    Dann stieg er in den Wagen und fuhr mit einem flauen Gefühl im Magen davon.

6
    Max fuhr zurück nach Miami und steuerte auf Little Haiti zu.
    Als Teenager, in den 1960ern, hatte er eine Freundin gehabt, die in dieser Gegend lebte, Justine. Damals hieß das Viertel noch Lemon City, war überwiegend weiß und bürgerlich gewesen und super zum Einkaufen. Seine Mutter hatte dort oft ihre Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke gekauft.
    Zehn Jahre später, als Max Polizist geworden war, waren sämtliche Weiße bis auf die ärmsten weggezogen, die Läden hatten dichtgemacht oder sich woanders niedergelassen, und mit dem einst wohlhabenden Stadtviertel war es bergab gegangen. Zuerst waren die kubanischen Flüchtlinge hergezogen, dann hatten die zahlungskräftigeren Afroamerikaner aus Liberty City die billigen Häuser aufgekauft. In den 1970er Jahren waren dann die Haitianer gekommen, die in Scharen vor dem Regime von Baby Doc flohen.
    Es hatte heftige und oft blutige Spannungen zwischen den Afroamerikanern und den Haitianern gegeben, bis sich die frisch eingetroffenen Immigranten in Banden organisiert und gegenseitig geschützt hatten. Die berüchtigtste dieser Banden war der SNBC, der Saturday Night Barons Club, angeführt von Solomon Boukman.
    Zum letzten Mal war Max 1981 bei seinen Ermittlungen zu Boukman und dessen Gang in dem Viertel gewesen. Damals war er durch eine vermüllte Straße nach der anderen gefahren, vorbei an verrammelten Geschäften und baufälligen Häusern, ohne eine Menschenseele zu sehen. Dann die Unruhen, in die Joe und er reingeraten waren.
    Fünfzehn Jahre später rechnete Max mit dem gleichen Bild, nur noch schlimmer. Aber als er auf die NE 54th Street bog, glaubte er, sich verfahren zu haben. Die Gegend war sauber, die Straßen voller Menschen, rechts und links Geschäfte mit frisch gestrichenen Fassaden in Rosa, Blau, Orange, Gelb und Grün. Es gab kleine Restaurants, Bars, Straßencafés und zahllose Geschäfte und Galerien für Mode, Musik, Kunst und Kunstgewerbe.
    Max parkte und lief los. Er war der einzige Weiße weit und breit, trotzdem spürte er nichts von der Anspannung, die ihn in einem schwarzen Ghetto befallen hätte.
    Es war später Nachmittag, und die Sonne ging langsam unter. Der Himmel war in ein sanftes Rot getaucht. Max ging in Richtung eines Geschäfts, in dem er als Kind mit seinen Eltern gewesen war – ein Möbelladen auf der 60th Street, wo sie ihren Küchentisch erstanden hatten. Den Laden gab es schon lange nicht mehr. An seiner Stelle stand jetzt der imposante Carribbean Marketplace, ein exakter Nachbau des alten Marché

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