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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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de Fer in Port-au-Prince.
    Drinnen lief er an kleinen Ständen vorbei, an denen Lebensmittel, CDs, Kleider und katholischer Krimskrams feilgeboten wurden. Die Leute sprachen Kreolisch in jener haitianischen Variante, die halb aus Französisch, halb aus verschiedenen westafrikanischen Sprachen bestand. Und die stets unterschwellig aggressiv klang, nicht zuletzt, weil Kreolisch nicht gesprochen, sondern praktisch geschrien wurde. Erst als Max auf die Körpersprache der Leute achtete, wurde ihm klar, dass sie wahrscheinlich nichts Bedrohlicheres taten als zu plaudern oder zu feilschen.
    Max verließ den Markt und überquerte die Straße zur Kirche Notre Dame d’Haïti neben dem Haitianisch-Katholischen Zentrum Pierre Toussaint. Das Zentrum war geschlossen, also ging er in die Kirche. Für Religion hatte in er seinem Leben nicht allzu viel Zeit gehabt, aber er liebte Kirchen. Wann immer er nachdenken musste, suchte er früher oder später eine auf. Er hatte sich das angewöhnt, als er noch Streife gefahren war. Hier hatte er in Ruhe und nur von seinem Notizbuch begleitet über seine Fälle nachgedacht. Nirgendwo sonst konnte er sich so gut konzentrieren. Er hatte nie jemandem davon erzählt – auch Sandra nicht –, aus Angst, man könnte ihn für einen heimlichen Jesus-Freak halten, oder sein Gegenüber könne sich als solcher zu erkennen geben.
    Die Kirche war leer bis auf eine alte Frau, die laut aus einem kreolischen Gebetsbuch las. Als sie Max hereinkommen hörte, drehte sie sich zu ihm um, ohne ihr Gebet zu unterbrechen.
    Max betrachtete die Buntglasfenster und das Wandgemälde. Es zeigte die Überfahrt einiger Haitianer aus ihrer Heimat nach Südflorida, vom Himmel aus behütet von Maria und dem Jesuskind. Es roch nach altem Weihrauch, Kerzen und den üppigen rosafarbenen und weißen Lilien in den Vasen zu beiden Seiten des Altars.
    Die Frau, die weiter laut rezitierte, folgte Max mit ihren schwarzen Augen, und er spürte ihren Blick wie eine Überwachungskamera. Sie war klein und zerbrechlich, hatte weiße Haare und Leberflecken im runzeligen Gesicht. Max versuchte es mit einem freundlichen Lächeln, das an ihr abprallte wie an einer Mauer. Er fühlte sich unwohl und unerwünscht. Zeit zu gehen.
    Beim Hinausgehen fiel sein Blick auf ein Bücherregal neben der Tür. Bibeln auf Kreolisch, Französisch und Englisch und eine Sammlung Heiligenbücher.
    Neben dem Regal hing eine große Korkpinnwand, die praktisch die gesamte Wand einnahm und an der kleine Kinderfotos hingen. Unten auf den Fotos klebten gelbe Zettel, auf denen der Name des Kindes, das Alter und ein Datum standen. Es waren Kinder aller Hautfarben, zwischen drei und acht Jahren alt, Jungen und Mädchen, viele in Schuluniform. Rechts in der Ecke entdeckte er das Foto von Charlie Carver. Ein kleinerer Abzug des Bildes, das er besaß – ein Gesicht unter vielen, leicht zu übersehen. Max las die kleinen Druckbuchstaben der Bildunterschrift: »Charles Paul Carver, 3 ans, 9/1994«. Der Monat, in dem er verschwunden war. Er las die Daten unter den anderen Fotos. Keines war älter als aus dem Jahr 1990.
    »Sind Sie Polizist?«, fragte eine männliche Stimme hinter ihm. Frankoamerikanischer Akzent, schwarze Intonation.
    Max drehte sich um und sah einen Priester vor sich. Er war etwas größer als Max, aber schlank, die Schultern schmal, die Hände hinter dem Rücken. Er trug eine runde Brille mit silbernem Metallrahmen. Die Gläser reflektierten das Licht, sodass seine Augen nicht zu sehen waren. Grau meliertes Haar, grau melierter Ziegenbart. Ende vierzig, Anfang fünfzig.
    »Nein, ich bin Privatdetektiv«, sagte Max. In der Kirche wurde nicht gelogen.
    »Also noch ein Kopfgeldjäger«, sagte der Priester verächtlich.
    »Ist es so offensichtlich?«
    »Ich gewöhne mich langsam an Ihren Typ.«
    »So viele?«
    »Ein oder zwei, vielleicht mehr, ich hab’s vergessen. Auf eurem Weg nach Haiti kommt ihr alle hier vorbei. Ihr und die Journalisten.«
    »Irgendwo muss man ja anfangen«, sagte Max. Er spürte den bohrenden Blick des Priesters. Er roch nach Schweiß und einer altmodischen Seife, Camay vielleicht. »Die anderen Kinder …?«
    » Les enfants perdus «, sagte der Priester. »Die verlorenen Kinder.«
    »Auch entführt?«
    »Das sind nur die, von denen wir wissen. Es gibt noch viele, viele mehr. Die meisten Haitianer können sich keinen Fotoapparat leisten.«
    »Wie lange geht das schon so?«
    »In Haiti sind seit jeher Kinder verschwunden. Die ersten

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