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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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raus aus diesem verschissenen Loch. Beeson rührte sich nicht von der Stelle. Es schien ihn nicht zu stören, dass die Tür offen stand. Die Fliegen sausten an Max vorbei Richtung Freiheit.
    »Wie bist du bloß hier gelandet?«, fragte Max. Er hatte nie an Schicksal geglaubt, an Karma oder dass Gott – wenn es denn einen gab – sich tatsächlich um einzelne Fälle scherte. Jeder hatte Träume, Ambitionen, Ziele, auf die er hinarbeitete. Manchmal hatte man Erfolg, meistens nicht. So war das Leben. Schlicht und ergreifend. Aber Beeson so zu sehen, brachte Max zum Nachdenken – wenn das hier nicht nach göttlicher Vergeltung aussah, wonach dann?
    »Wie? Hast du etwa Mitleid mit mir?«, fragte Beeson.
    »Nein.«
    Beeson grinste. Er musterte Max von oben bis unten.
    »Okay, scheiß drauf. Ich erzähl’s dir«, sagte er, ging vom Fenster weg und setzte sich in den Sessel, die Waffe im Schoß. Er zog ein Päckchen filterlose Pall Mall aus der Hemdtasche, schüttelte eine raus und zündete sie an. »September letzten Jahres bin ich nach Haiti geflogen. Ich blieb drei Monate. Klar wusste ich, dass der Fall hoffnungslos war, sobald Carver die Einzelheiten erzählt hatte. Keine Lösegeldforderung, keine Zeugen, keiner was gesehen, keiner was gehört. Aber was soll’s. Ich hab mein Honorar verdreifacht, Haiti ist schließlich nicht die Bahamas. Er sagte, gut, kein Problem. Außerdem hat er mir den gleichen Erfolgsbonus versprochen wie dir wahrscheinlich auch.«
    »Wie viel?«
    »Eine schlappe Million, wenn ich die Leiche ausgrabe, und schlappe fünf, wenn ich den Jungen lebendig finde. Hat er dir das Gleiche geboten?«
    Max nickte.
    »Ich wusste, der Typ ist Geschäftsmann, und einen solchen Luxus wie die Carvers kriegt man nicht zusammen, wenn man in Hoffnung investiert. Also sagte ich mir, der Junge ist so tot wie ein weißer Bulle in Niggertown, und der Papa will den Leichnam begraben oder verbrennen oder was auch immer die da unten mit ihren Toten anstellen. Ich dachte, das wird eine leicht verdiente Million, und ich häng noch einen kleinen Urlaub dran. Zwei Wochen Arbeit, maximal.«
    Beeson rauchte die Zigarette bis zum Aufdruck und zündete sich die nächste an der alten an. Die Kippe ließ er auf den Fußboden fallen und drückte sie mit der nackten Ferse aus. Es schien ihm nicht wehzutun. Max vermutete, dass er Schmerzmittel genommen hatte, die den Körper auf Eis legten, während sich das Hirn bei Kerzenlicht im Schaumbad vergnügte.
    Beim Reden starrte er Max gerade in die Augen.
    »Ist anders gekommen. In den ersten drei Wochen da unten hab ich das Foto des Jungen rumgezeigt und immer wieder den gleichen Namen gehört: Vincent Paul. Anscheinend der Boss des größten Slums von Haiti. Die Leute sagen, dass im Grunde er die Macht hat im Land. Angeblich hat er eine ganze Stadt gebaut, in der aber nie irgendwer war und von der keiner weiß, wo sie ist. Er lässt die Leute da nackt in seinen Drogenfabriken arbeiten. Sie tragen Masken von Bill und Hillary, ein Stinkefinger in unsere Richtung. Vergiss Aristide, oder welche Marionette Clinton da noch einsetzt. Dieser Paul, der ist eine ganz große Nummer. Neben dem sehen unsere Gangsta-Nigger hier aus wie Bugs Bunny. Und er hasst die Carvers. Warum, hab ich nie rausgekriegt.«
    »Du meinst also, er hat den Jungen entführt?«
    »Ja, klar wie Kloßbrühe. Er hat ein Motiv und die Mittel.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Hab’s versucht, aber man redet nicht mit Vincent Paul. Er – redet – mit – dir.« Den letzten Satz hatte Beeson ganz langsam gesagt.
    »Und hat er?«
    Beeson antwortete nicht. Er senkte die Augen, es folgte der Kopf. Er schwieg. Max betrachtete seine Halbglatze, die bis auf ein paar rötlich braune Haarsträhnen kahl war. Der Rest seines Haarschopfs türmte sich am Hinterkopf wie ein rostfarbener Heiligenschein oder eine altmodische Halskrause. Eine ganze lange Minute verharrte er so, ohne einen Mucks von sich zu geben. Max wollte gerade etwas sagen, als Beeson langsam den Kopf hob. Bis dahin hatte er Max aus seinen kleinen Augen herausfordernd und trotzig angesehen. Dieser Blick war jetzt verschwunden, seine Augen waren groß geworden, die Tränensäcke darunter schlaff. Max sah, wie die Angst in Beesons Blick kroch.
    Beeson schaute aus dem Fenster und zog an seiner Pall Mall, bis er wieder husten und spucken musste. Er wartete, bis der Anfall vorüber war. Dann schob er sich zum Sesselrand vor und stützte die Ellbogen auf die Knie.
    »Ich

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