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Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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daraufhin argwöhnisch beäugte.
    »Kommt drauf an«, knurrte er.
    Celia reichte ihm die Ansichtskarte über den Schanktisch und fragte: »Kennen Sie den Laden vom Silver King?«
    »Das Penny Gaff?«, fragte der Wirt erstaunt. »Gibt’s schon lange nicht mehr.«
    »Penny Gaff?«, wunderte sich Celia.
    »Zahlst ’nen Penny, und dafür bekommst du was zu gaffen.« Mr. Boyle lachte und wandte sich an die Frau, die ihren Streit mit dem Mann unterbrochen hatte und neugierig die Postkarte betrachtete. »Weißte noch, Ginger? Da haben sie damals den Elefantenmenschen gezeigt.«
    »Pfui Teufel!«, rief die Frau, fuhr sich mit der Hand durch ihr lockiges rotblondes Haar und machte ein angewidertes Gesicht. »Was für eine hässliche Kreatur. Ich muss heut noch würgen, wenn ich nur dran denke.« Sie sprach mit einem seltsamen Akzent, für Celia klang es wie eine Mischung aus Irisch und Walisisch.
    »Was ist aus dem Monster eigentlich geworden?«, fragte ihr Begleiter, der sauertöpfisch dreinschaute und begann, den Dreck unter seinen Fingernägeln hervorzupulen.
    »Ich glaub, den haben sich die Doktoren drüben aus dem London Hospital geholt«, meinte der Wirt und lachte dröhnend. »Wahrscheinlich haben sie ihn ausgestopft und in eine Vitrine gestellt.«
    Die Frau namens Ginger rief abermals: »Pfui Teufel!« Dann drohte sie dem Wirt scherzhaft mit dem Finger und fügte hinzu: »Du bist ein Schandmaul, Joe!«
    »Und der Besitzer des Ladens?«, hakte Celia nach. »Wissen Sie, was aus Mr. Norman geworden ist?«
    »Vermutlich ist er im Gefängnis gelandet«, sagte Mr. Boyle und schob die Unterlippe vor. »Jedenfalls hat die Polizei ihm die Bude dichtgemacht. Das ist allerdings schon Jahre her. Weiß gar nicht genau, wann das war.«
    »Ende ’84«, warf der Mann am Tresen ein.
    »Bist du sicher, Joseph?«, fragte der Wirt überrascht.
    »Klar«, antwortete er. »Das war kurz bevor Jane mich verlassen hat. Ich wollte ihr den Elefantenmenschen zeigen, aber da war der Laden schon zu. Und wenig später war Jane auch weg.«
    »Vermutlich aus gutem Grund, du Schuft«, knurrte Ginger. »Wahrscheinlich hast du sie auch geprügelt. Mich bist du auch bald los!«
    »Fang nicht schon wieder an!«, fauchte der Mann namens Joseph.
    »Ist doch wahr!«
    »Kennen Sie Ned Brooks?«, unterbrach Celia den sich neu entflammenden Streit. »Er soll damals in dem Kuriositätenkabinett gewohnt haben.«
    »Gewohnt?«, lachte der Wirt. »Die armen Kreaturen, die bei Tom Norman gehaust haben, hatten keine Namen. Die hießen ›der Elefantenmensch‹ oder ›die Schlangenlady‹ oder ›der Mann ohne Hals‹!«
    »Vermutlich hat er für Mr. Norman gearbeitet«, sagte Celia. Sie hoffte es zumindest. »Ich glaube nicht, dass er auf der Bühne gestanden hat. Er war nicht … kurios oder missgebildet.«
    »Nein, ein Ned Brooks ist mir nicht untergekommen«, antwortete der Wirt kopfschüttelnd. »Euch vielleicht?«
    Ginger und Joseph schüttelten ebenfalls die Köpfe.
    »Nichts zu machen«, meinte der Wirt und füllte Ginger das Bierglas auf, ohne dass sie ihn darum gebeten hätte. Dann gab er Celia die Postkarte zurück und fragte ungeduldig: »Kann ich sonst noch was für dich tun?«
    »Nein danke, Sir«, antwortete sie, steckte die Karte ein und wandte sich zum Gehen. Als sie das Cloak and Dagger verlassen wollte, stieß sie in der Tür mit zwei Männern zusammen, die im gleichen Augenblick den Schankraum betraten. Den schnauzbärtigen Gesichtern nach zu urteilen, waren es die beiden Kerle, die vor der Schänke auf der Bank gedöst hatten.
    »Hoppla, Miss!«, rief der eine und griff Celia um die Taille. »Nicht so stürmisch, meine Hübsche!«
    »Bist ’ne Draufgängerin, was?«, fragte der andere und fasste sie an der Schulter. »Soll mir recht sein, auf so was steh ich.« Er lachte dreckig und stieß seinen Saufkumpan mit dem Ellbogen an. »Was, Stanley, stehen wir doch drauf, oder?«
    Er blies Celia seine Alkoholfahne ins Gesicht, die kaum den Gestank seiner fauligen Zähne überdeckte. »Lassen Sie mich!«, rief sie und riss sich los. Sie wich einige Schritte zurück und hielt ihren Koffer wie einen Schutzschild vor sich.
    Die beiden Männer kamen näher und bauten sich direkt vor ihr auf.
    »Mr. Boyle«, wandte Celia sich an den Wirt. »Bitte!«
    »Kennst du die, Joe?«, fragte der Mann namens Stanley und fuhr Celia wie beiläufig mit der Handfläche über die Wange.
    Der Wirt zuckte mit den Schultern und wandte sich demonstrativ

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