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Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Vor dem Abgrund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Finnek
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entfuhr es Adam, als hätte er seit Beginn der Fahrt nur auf diese Gelegenheit gewartet. Er schnaufte abfällig und setzte hinzu: »Hätte ich mir ja denken können. Kannst es ruhig zugeben.«
    »Zurück zu wem?«, fragte Celia.
    »Zu Rod natürlich.«
    »Rod Webster?« Celia war zunächst zu verblüfft, um zu reagieren, doch dann konnte sie nicht anders und musste schallend lachen. »Ist das dein Ernst? Wie kommst du darauf?«
    »Brauchst gar nicht so zu tun!«, blaffte Adam sie an. Es schien so, als habe sich etwas in seinem Inneren angestaut, das nun mit Macht aus ihm herausbrach. »Es war ja nicht zu übersehen, wie du dich ihm an den Hals geworfen hast.«
    »An den Hals geworfen?« Celia verschlug es beinahe die Sprache. »Wie kannst du so etwas behaupten? Was ist denn bloß in dich gefahren?«
    »Ich hab ja Augen im Kopf«, antwortete er und schaute sie zum ersten Mal während der ganzen Fahrt an. Was Celia in seinem Blick wahrnahm, machte ihr Angst. Sie erinnerte sich an Adams funkelnde Augen, kurz bevor er sich am gestrigen Abend in das Scharmützel mit den Skeletons gestürzt hatte. Auch jetzt schien er, im wahrsten Sinn der Worte, außer sich zu sein.
    »Wovon redest du überhaupt?«, erwiderte Celia und rutschte an den Rand des Kutschbocks. »Ich versteh dich nicht.«
    »Glaubst du, ich merke so was nicht? Hältst du mich für dumm, oder was?« Adam zog eine Grimasse, die in seinem verunstalteten Gesicht ebenso furchterregend wie grotesk aussah. »Hübsche Celia hier, hübsche Celia da! Und ständig das Getätschel! Ich musste mich ja schämen.«
    »Dann schäm dich für deinen widerlichen Freund Rod!«, rief Celia erbost und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was kann ich dafür, dass er um mich herumscharwenzelt, seine stinkenden Finger nicht von mir lassen kann und mir Honig um den Mund schmiert? Ich hab ihn gewiss nicht dazu aufgefordert.«
    »Von nichts kommt nichts«, fauchte Adam und lenkte den Wagen über eine Kanalbrücke, die rechter Hand von der Durchgangsstraße abbog und gleichzeitig unter der Eisenbahnlinie hindurchführte. Sie fuhren nun an einem riesigen Wasserbecken vorbei, auf dem große und kleinere Schiffe mit Kränen beladen wurden oder deren Fracht auf bereitstehende Barken umgeladen wurde.
    »Das ist ja wohl die Höhe!«, entgegnete Celia entrüstet. »Jetzt soll ich auch noch dafür verantwortlich sein, dass dein Kumpel ein verdammter Schwerenöter ist. Was fällt dir ein, Adam Bedford!«
    »Es scheint dir nicht missfallen zu haben«, entgegnete er trotzig.
    Celia platzte nun endgültig der Kragen. »Und selbst wenn!«, fauchte sie und redete sich nun ihrerseits in Rage. »Selbst wenn ich mich deinem feinen Freund an den Hals geworfen hätte. Was geht das dich an? Was kümmert dich das?«
    »Ich bin für dich verantwortlich.«
    »Seit wann?«
    »Seitdem ich versprochen habe, mich um dich zu kümmern.«
    »Wenn du das Kümmern nennst, dann kann ich gerne darauf verzichten«, rief Celia und schüttelte unwirsch den Kopf. »Ich bin doch kein kleines Kind mehr!«
    »Ich habe es versprochen«, beharrte er. »Und ich erfülle meine Pflicht.«
    »Ich bin dir dankbar für deine Hilfe, Adam, aber du bist nicht mein Herr und nicht mein Gebieter. Und wenn du glaubst, dass du irgendwelche Ansprüche auf mich hast, dann hast du dich geschnitten. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.«
    »Doch, das bist du!«, rief Adam und hielt den Wagen an. »Und wenn nicht mir, dann doch dem Herrgott im Himmel.«
    »Lass den Herrgott aus dem Spiel! Der hat damit gar nichts zu tun.«
    Hinter ihnen staute sich der Verkehr. Da die Kutscher der anderen Fuhrwerke an der schmalen Stelle nicht überholen konnten, stießen sie wilde Flüche aus.
    »Ich möchte dich doch nur vor dem Bösen bewahren«, beharrte Adam und wiegte den Kopf hin und her, als verstünde er nicht, warum Celia sich so uneinsichtig gab. »Begreifst du das denn nicht? Es geht um deine unsterbliche Seele, Celia!«
    »Zum Teufel mit meiner Seele!«, antwortete Celia, der inzwischen die Tränen über die Wangen liefen. »Das ist doch alles nur Gerede. Du bist eifersüchtig, darum geht’s! Und obendrein ohne jeden Grund.«
    »Wird’s bald, da vorne? Macht mal voran! Oder seid ihr eingeschlafen?«, wurden erboste Stimmen laut. »Welcher Idiot bleibt denn da mitten auf der Straße stehen?«
    »Nein, das stimmt nicht!«, rief Adam, und sein Blick nahm einen beinahe schmerzgeplagten Ausdruck an. »Ich bin nicht eifersüchtig.«
    »Und ob du das

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