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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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hervorgegangen zu sein, weil die Vorstellung eines Anfangs von Zeit und Raum zu sehr nach biblischer Schöpfung klang. Stephen Hawkings Kommentar dazu lautete: «Vielen Menschen gefällt die Vorstellung nicht, dass die Zeit einen Anfang hat, wahrscheinlich, weil sie allzu sehr nach göttlichem Eingriff schmeckt.»
    Jedenfalls traf dies mit Sicherheit auf Hoyle zu, der als Atheist damals so bekannt war, wie Richard Dawkins es heute ist.
    Dem Steady-State-Modell zufolge entstand immer mehr Materie, während das Universum ausströmte, sodass es als Ganzes in einem gleichbleibenden Zustand verharrte. Es gab keinen Anfang, es gab kein Ende, das Universum dauerte einfach ewig und wuchs beständig und blieb dabei gleich, da sich auch immer mehr Materie über den ganzen Weltraum verteilte.
    Das waren nicht einfach nur grundlose Seitenhiebe auf den Urknall. Vor der Formulierung der Steady-State-Theorie gab es nur die Wahl zwischen dem Urknall oder einem statischen Universum. All die Beweise, die sich aus Hubbles Beobachtungen und aus der anschließenden Forschung ergaben, ließen die Expansion des Universums als Tatsache erscheinen. Wollte man daher die Urknalltheorie herausfordern, musste der Expansionseffekt in einer neuen Theorie enthalten sein. Und Hoyle glaubte, die Urknalltheorie in Frage stellen zu müssen, einerseits weil damit die unbequeme Frage verbunden war, von der dieses Buch handelt – wenn das Universum einen Anfang hatte, was geschah dann davor? –, und andererseits weil die besten damals verfügbaren Daten den ältesten Sternen ein Alter von rund 20  Milliarden Jahren zubilligten, aber ein expandierendes Universum auf höchstens zehn Milliarden Jahre begrenzten.
    Diese kontinuierlich fließende Beschaffenheit des Steady-State-Modells wurde von seinen Befürwortern mit dem damals äußerst populären Film
Traum ohne Ende
(Dead of Night) von 1945 verglichen. Er gehört zu den Lieblingsfilmen der drei Wissenschaftler und ist einer der besten Episodenfilme, die sich mit dem Übersinnlichen auseinandersetzen. Im Grunde sind es mehrere Kurzgeschichten, die durch die Menschen, die sich in einem alten Haus auf dem Land treffen, verknüpft werden. Der Film endet mit den Ereignissen unmittelbar vor der ersten Szene. Das Ganze verläuft also kreisförmig ohne einen wirklichen Anfang oder ein Ende, was vor allem in jenen Tagen einleuchtend war, als Filme in den Kinos kontinuierlich gezeigt wurden ohne genau definierte Anfangszeiten.
    Laut Hoyle war
Traum ohne Ende
die eigentliche Inspiration für die Steady-State-Theorie. Er erzählt, wie Gold an dem Abend, als die drei den Film gesehen hatten, in die Runde fragte: «Könnte nicht das Universum genauso funktionieren?» Hoyle sagt, dadurch seien sie für die Vorstellung sensibilisiert worden, dass etwas sowohl dynamisch als auch gleichzeitig unveränderlich sein könnte wie ein gleichmäßig fließender Fluss. Thomas Gold, der die Idee als Erster äußerte, stimmt Hoyles Erinnerung an die Geburt der Theorie nicht ganz zu. Er behauptet, sie hätten einfach nur gesagt, das Konzept sei «wie
Traum ohne Ende
». Wie auch immer, der Film erwies sich für sie immerhin als eine Metapher für etwas, das sich entwickeln und dennoch am selben Ort enden könnte.
    In Wirklichkeit ist der geschlossene Kreis von
Traum ohne Ende
nicht das Idealbild, um sich die Steady-State-Theorie zu vergegenwärtigen. Ein besserer Vergleich wäre eine Schokoladenfabrik, in der rund um die Uhr produziert wird. Schokoladentafeln werden über das Fließband befördert, verlassen die Fabrik und werden in alle Welt ausgeliefert. Das «Schokoladenuniversum» expandiert von der Fabrik in die Welt hinaus. Und so ähnlich stellen wir uns die Expansion des Universums vor. Das heißt aber nicht, dass unser Fließband einmal stillstünde, denn es wird kontinuierlich neues Material ins System gepumpt, sodass der Nachschub an Schokoladentafeln das Fließband am Laufen hält.

Schöpfung in den Lücken
    In der Steady-State-Theorie dehnt sich das Universum ständig aus, so wie Hubbles Daten es nahelegten, doch anstatt mit immer größeren Lücken zwischen den Galaxien auszudünnen, wie es im Urknallmodell vorgesehen ist, wird in den Lücken kontinuierlich neue Materie geschaffen. Gemessen an der ungeheuren evolutionären Zeitskala des Universums, verdichtet sich schließlich diese Materie und bildet neue Galaxien.
    Die auf der Hand liegenden Fragen, die die Theorie aufwirft, lauten: Woher kommt die ganze neue

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