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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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Preis ausdrücklich für die Entdeckung des Pulsars zuerkannt worden war.
    Pulsare sind außerordentlich dichte Sterne – Neutronensterne –, die sich mit enormer Geschwindigkeit drehen und dabei Pulse aussenden, sozusagen die Radiowellenversion eines Leuchtturms. Diese Pulse können alle paar Sekunden auftauchen oder auch nur durch wenige tausendstel Sekunden voneinander getrennt sein. Es war Thomas Gold – dem wir gleich begegnen werden, wie er zusammen mit Fred Hoyle eine Alternative zum Urknall entwickelt –, der eigentlich erkannte, was ein Pulsar ist, aber als Hewish und seine Doktorandin Jocelyn Bell (heute Jocelyn Bell Burnell) diese seltsamen Himmelskörper entdeckten, gab es nichts, womit sie sie vergleichen konnten. Sie hatten es mit einem regelmäßigen, pulsierenden Radiosignal zu tun, das aus den Sternen selbst kam.
    Bell und Hewish nannten das im Juli 1968 entdeckte Signal LGM - 1 , wobei LGM ein ironischer Verweis auf die Möglichkeit war, ein regelmäßiges Signal könnte die Botschaft einer fremden, intelligenten Lebensform sein, «little green men» – kleine grüne Männer –, wie man die Außerirdischen damals gern nannte. Obwohl man sich in den Swinging Sixties befand, präsentierte sich das akademische Milieu noch als ziemlich spießig. Man legte öffentlich Wert darauf, zu betonen, Bell und Hewish hätten niemals an eine intelligente außerirdische Quelle für dieses Signal gedacht, doch die Nachricht verbreitete sich wegen des Wortwitzes sehr rasch. In Wirklichkeit scheint es recht unwahrscheinlich, dass sie nicht wenigstens kurz in Betracht zogen, ob das Signal nicht tatsächlich der erste Beweis für die Anwesenheit außerirdischen Lebens da draußen im All sein könnte.
    Die Kontroverse, die Hoyle auslöste, hatte allerdings nichts mit irgendwelchen Gedanken an die Einmischung von Aliens zu tun. Als Hewish seinen Nobelpreis bekam, wurde Bell nicht erwähnt. Hier gibt es eine interessante Parallele zum Medizin-Nobelpreis von 1962 , der ebenfalls zu einer Kontroverse führte. Der Preis ging damals an Crick, Watson und Wilkins «für Entdeckungen, die die molekulare Struktur von Nukleinsäuren und deren Bedeutung für die Informationsübermittlung in lebender Materie betreffen». Die Struktur der DNS war entdeckt worden. In diesem Fall wurde ebenfalls eine Wissenschaftlerin, Rosalind Franklin, ausgeschlossen. Aber hier hatte das Nobel-Komitee eine Ausrede. Man berief sich auf die Statuten. Der Preis konnte weder an mehr als drei Leute noch postum verliehen werden, und Franklin war zum Zeitpunkt der Entscheidung bereits gestorben.
    Aber keiner dieser Gründe traf bei Bell zu, sodass 1974 , als die Preisträger verkündet wurden, Hoyle angriffslustig eine Lanze für Bell brach. In einem Presseinterview zu einer Vortragsreihe an der McGill University in Montreal (bei der es nicht um Pulsare ging) wurde Hoyle gefragt, was er von den Umständen hielt, die zur Entdeckung der Pulsare geführt hatten. Er ließ durchblicken, Hewish habe die Auszeichnung nicht verdient. (Später umschrieb er seine Äußerung als «Umgangston, und ich hatte erwartet, dass der fragliche Reporter das tun würde, was ich die normale amerikanische Praxis nenne, nämlich mir das brisante Material vor der Veröffentlichung zur Überprüfung vorzulegen».)
    Hoyle zufolge hatte Bell die Entdeckung gemacht, wurde anschließend allerdings in dem Artikel, der in
Nature
erschien, von den Leitern ihrer Gruppe vereinnahmt und «zur Seite gedrängt». (Bell selbst bestritt, ausgegrenzt worden zu sein.) Hoyle stellte klar: Wäre man der gängigen Praxis gefolgt und hätte die Entdeckung zuerst veröffentlicht, statt sie geheim zu halten und erst im Anschluss an eine Nachuntersuchung unter Hewishs Regie zu publizieren, wäre Bell die Ehre der ursprünglichen Entdeckung sicher gewesen, nun aber sei es Hewishs Nachkontrolle gewesen, die das Nobelpreis-Komitee abgelenkt habe. Diese unverblümte Schützenhilfe (obwohl Bell sie offenbar gar nicht wollte) war typisch für Hoyles Denken.

Die Steady-State-Männer
    Mit Thomas Gold und Hermann Bondi, zwei Kollegen aus Wien, die ebenfalls in Cambridge arbeiteten, schlug Hoyle vor, das Universum befinde sich in einem «steady state» (Gleichgewicht) kontinuierlicher Schöpfung und Expansion. Wenngleich diese Theorie, wie auch eine Reihe weiterer Alternativen zum Urknall, ein gutes wissenschaftliches Fundament besaß, scheint sie zum Teil aus einer Abneigung gegen den Urknall

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