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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Einfriedigung des Pavillons Nr. 17. Nicht ein Blatt rührte sich an den Zweigen der Buchen, die den Weg beschatteten. Ueberall herrschte Todesschweigen wie auf offnem Lande bei windstiller Nacht.
    Der Kapitän Spade zog den Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn vorsichtig ins Schloß. Der Schließhaken gab nach und unter einem leichten Druck öffnete sich die Thür von außen nach innen.
    Die Sachlage war also noch ganz ebenso, wie sie die Besucher des Healthsul-House hinterlassen hatten.
    Der Kapitän Spade trat in die Umfriedigung ein, nachdem er sich überzeugt hatte, daß sich niemand in der Umgebung des Pavillons befand; dann folgten ihm seine Leute nach.
    Die Thür wurde nicht wieder zugeschlossen, sondern nur gegen die Fassung gedrückt, damit die Eindringlinge im Nothfalle schnell wieder aus dem Parke flüchten könnten.
    In diesem von hohen Bäumen noch mehr verdunkelten und von einzelnen Strauchgruppen durchsetzten Theile hätte man den Pavillon kaum zu erkennen vermocht, wenn nicht ein Fenster desselben hell erleuchtet gewesen wäre.
    Ohne Zweifel gehörte dieses Fenster zu dem Zimmer Thomas Roch’s und des Wärters Gaydon, da dieser den seiner Ueberwachung anvertrauten Pflegling ja Tag und Nacht nicht verließ. Der Kapitän Spade erwartete auch, ihn hier anzutreffen.
    Vorsichtig schlichen sich seine vier Leute und er weiter und hüteten sich, daß das Knirschen eines Steins, an den sie stoßen könnten, oder das Knacken eines zertretnen Zweigs ihre Anwesenheit verrieth. So gelangten sie nach dem Pavillon, und zwar an die Seite desselben hin, wo aus dem Fenster der Lichtschein durch die Falten eines Vorhangs schimmerte.
    Wenn die Thür an dieser Seite des Hauses aber verschlossen war, wie sollten sie in das Zimmer Thomas Roch’s eindringen? Diese Frage drängte sich jetzt dem Kapitän Spade auf. Nicht im Besitz eines Schlüssels, womit er sie öffnen konnte, blieb vielleicht nichts andres übrig, als eine Fensterscheibe einzudrücken, einen Flügel schnell aufzustoßen, sich in das Zimmer zu stürzen, Gaydon durch einen plötzlichen Ueberfall zu überrumpeln und ihn außer Stand zu setzen, um Hilfe zu rufen. Wie wäre das Ziel auf anderm Wege zu erreichen gewesen?
    Ein solcher Gewaltstreich war immerhin mit ernster Gefahr verknüpft. Der Kapitän Spade verhehlte sich das nicht, da er ein Mann war, der es gewöhnlich lieber mit der List als mit der Gewalt hielt. Er hatte hier nur keine Wahl.
    Die Hauptsache blieb es ja, Thomas Roch zu entführen – wenn es anging, auch Gaydon, wie es der Graf d’Artigas gewünscht hatte – und das mußte auf jeden Fall erreicht werden.
    Dicht am Fenster angelangt, erhob sich der Kapitän Spade auf den Fußspitzen und konnte so durch einen Spalt zwischen den Vorhängen das ganze Zimmerinnre überblicken.
    Darin sah er Gaydon an der Seite Thomas Roch’s, dessen Anfall seit dem Weggange des Grafen d’Artigas noch nicht ganz abgelaufen war. Dieser Anfall erforderte die sorgsamste Pflege, die der Wärter dem Kranken auch nach den Anordnungen einer anwesenden dritten Person angedeihen ließ.
    Der Dritte war einer der Aerzte des Healthful-House, den der Director sofort nach dem Pavillon Nr. 17 gesendet hatte.
    Die Anwesenheit des Arztes mußte die Sachlage offenbar mehr verwickeln und die Entführung noch schwieriger machen.
    Thomas Roch lag völlig angekleidet auf einer Art Sopha. Augenblicklich erschien er ziemlich beruhigt. Der Anfall ließ allmählich nach und ihm sollten einige Stunden der Erschöpfung und Betäubung folgen.
    Gerade als der Kapitän Spade sich am Fenster in die Höhe streckte, machte der Arzt Anstalt, sich zurückzuziehen. Bei scharfem Lauschen konnte jener verstehen, wie er Gaydon versicherte, daß die Nacht ohne weitere Störung hingehen und er nicht nöthig haben werde, ein zweites Mal einzugreifen.
    Nach diesem Ausspruch wendete sich der Arzt nach der Thür zu, die sich, wie wir wissen, neben dem Fenster befand, vor dem der Kapitän Spade mit seinen vier Leuten wartete. Wenn sie sich jetzt nicht versteckten, sich hinter den Gesträuchen in der Nähe des Pavillons niederbückten, konnten sie nicht allein von dem Arzte bemerkt werden, sondern auch von dem Wärter, der sich anschickte, jenen hinauszubegleiten.
    Ehe die Beiden noch auf den Vorraum traten, gab der Kapitän Spade ein Zeichen, worauf sich seine Leute zurückzogen und er sich an der Mauer niederließ.
    Zum Glück war die Lampe im Zimmer zurückgelassen worden, und die Matrosen von der

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