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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Regenfall schien indeß kaum bevorzustehen, denn jene Dünste hielten sich am Himmel in beträchtlicher Höhe.
    Gegen sieben Uhr blinkten in den verschiednen Höhenlagen der Häuser von New-Berne die ersten Lichter auf, während die aus den niedrigen Stadttheilen sich in langen Zickzacklinien kaum unter der Wasserfläche widerspiegelten, da der Wind sich gegen Abend mehr und mehr legte. Sanft glitten die Fischerbarken stromauf nach Einschnitten am Ufer, wobei die einen mit ihren aufgezognen Segeln noch den letzten Lufthauch zu benützen suchten und die andern von Riemen bewegt wurden, deren kurzer, rhythmischer Schlag weithin über das Wasser tönte. Auch zwei Dampfer zogen vorüber, aus deren doppelten, mit schwärzlichem Rauch gekrönten Schornsteinen Funkengarben emporwirbelten, während die Schaufeln ihrer Räder mächtig ins Wasser einschlugen und sich der Balancier der Maschine, fauchend wie ein Seeungeheuer, über dem Spardeck auf und ab bewegte.
    Um acht Uhr erschien der Graf d’Artigas wieder auf dem Deck der Goelette, jetzt aber begleitet von einem etwa fünfzigjährigen Manne.
    »Es ist nun Zeit, Serkö, redete er diesen an.
    – Ich werde Spade benachrichtigen,« antwortete Serkö.
    Der Kapitän kam heran.
    »Mach’ Dich fertig, abzufahren, sagte der Graf d’Artigas zu ihm.
    – Wir sind bereit.
    – Nimm’ Dich aber in Acht, daß niemand im Healthful-House etwas bemerkt und Verdacht schöpfen könnte, daß Thomas Roch und sein Wärter an Bord der »Ebba« geschafft worden wären.
    – Wo man Sie auch beim eifrigsten Nachsuchen nicht finden würde!« setzte Serkö hinzu.
     

    »Die Thür ist geschlossen.« (S. 29.)
     
    Verschmitzt lächelnd zuckte er dabei mit den Schultern.
    »Immerhin ist es besser, überhaupt keinen Verdacht aufkommen zu lassen,« erwiderte Graf d’Artigas.
    Das Boot wurde klar gemacht. Der Kapitän und fünf Mann stiegen hinein. Vier der letzteren ergriffen die Riemen. Der fünfte, der Obersteuermann Effrondat, der das Boot überwachen sollte, setzte sich ans Steuer neben den Kapitän Spade.
    »Glück auf den Weg, Spade, rief Serkö lachend, und mach’ Alles hübsch ruhig ab wie ein Liebender, der seine Schöne entführt…
     

    Das Ufer war verlassen. (S. 34.)
     
    – Ja, im Fall nicht jener Gaydon… meinte Effrondat.
    – Nun, das versteht sich,« erwiderte der Kapitän Spade.
    Das Boot stieß ab und die Matrosen blickten ihm nach, bis es in der Dunkelheit verschwand.
    Wir fügen hier ein, daß die »Ebba«, während sie auf die Rückkehr des Bootes wartete, keinerlei Vorbereitungen zur Abfahrt traf. Jedenfalls wollte sie den Ankerplatz von New-Berne auch nach der Entführung nicht sofort verlassen. Uebrigens hätte sie jetzt gar nicht aufs hohe Meer gelangen können. Man fühlte nicht den leisesten Lufthauch mehr und vor Ablauf einer halben Stunde mußte sich die Fluth bis auf einige Seemeilen die Neuze stromaufwärts bemerkbar machen. Die Goelette stellte sich auch noch nicht senkrecht über ihre Anker.
    Zwei Kabellängen vom Ufer festgelegt, hätte sich die »Ebba« bei fünfzehn bis zwanzig Fuß Wassertiefe diesem noch mehr nähern können, was das Anbordschaffen nach der Rückkehr des Bootes beschleunigt hätte. Wenn sie dieses Manöver nicht ausführte, geschah es, weil der Graf d’Artigas seine Gründe hatte, es nicht zu befehlen.
    Die Strecke bis zum Lande wurde in einigen Minuten zurückgelegt und das Boot war unbemerkt dahin geglitten.
    Das Ufer erwies sich ebenso verlassen, wie der Weg, der unter den großen Buchen neben dem Park des Healthsul-House verlief.
    Der ans Gestade geworfne Dregganker wurde sorgsam befestigt. Der Kapitän Spade und seine Leute stiegen aus, ließen nur den Obersteuermann zurück und verschwanden bald unter den dunkeln Kronen der Bäume.
    An der Thür zum Parke angelangt, blieb der Kapitän Spade stehen und seine Leute vertheilten sich zu beiden Seiten des Eingangs. Nachdem dieser vom Kapitän Spade angeordneten Vorsichtsmaßregel genügt war, hatte dieser nur den Schlüssel ins Schloß zu stecken und die Thür aufzustoßen, wenn kein Angestellter des Hauses – wenn er bemerkte, daß sie nicht wie gewöhnlich verwahrt war – sie von innen wieder verriegelt hatte.
    In diesem Falle wurde die Entführung schwierig, selbst wenn es gelang, die Krönung der Mauer zu übersteigen.
    Zunächst legte der Kapitän Spade das Ohr an die Thürfüllung.
    Im Parke hörte man kein Geräusch von Schritten und auch keine Bewegung innerhalb der

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