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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Pforte mit dem richtigen Schlüssel, den er ins Wasser der Neuze werfen wollte, wenn er sich wieder im Boote von der »Ebba« befand.
    Auf dem Wege und am Ufer befand sich keine Seele.
    Nach zwanzig Schritten waren alle schon bei dem Obersteuermann Effrondat, der hier am Abhange sitzend gewartet hatte.
    Thomas Roch und Gaydon wurden im Hintertheile des Bootes niedergelegt, und der Kapitän Spade nahm zuletzt auch wieder Platz.
    »Schnell den Dregganker herein!« befahl er dem Obersteuermann.
    Dieser gehorchte dem Befehle, schob das Fahrzeug etwas ab und stieg selbst ein.
    Die vier Riemen tauchten ins Wasser und das Boot glitt auf die Goelette zu. Eine Laterne am Fockmaste zeigte ihre Lage an. Unter der steigenden Fluth hatte sich das Schiff einstweilen gedreht.
    Zwei Minuten später lag das Boot schon mit der »Ebba« Bord an Bord.
    Der Graf d’Artigas lehnte auf der Schanzkleidung neben der Lücke, die nach der Außentreppe führte.
    »Ist’s gelungen, Spade?… fragte er hinunter.
    – Vollständig.
    – Alle beide!… Der Wächter und der Bewachte!
    – Im Healthful-House hat niemand Verdacht geschöpft?

    – Kein Mensch.«
    Es war nicht anzunehmen, daß Gaydon, dem die Binde die Ohren und beide Augen verschloß, die Stimme des Grafen d’Artigas und des Kapitäns Spade hätte wieder erkennen können.
     

    Vier Männer stürzten auf ihn los. (S. 37.)
     
    Wir fügen hier auch ein, daß weder er noch Thomas Roch unmittelbar an Bord der Goelette gehißt wurden. Längs des Schiffsrumpfes ließ sich vielmehr ein Geräusch wie vom Anstreifen eines Gegenstandes vernehmen und es verging eine halbe Stunde, ehe Gaydon, der seine Kaltblütigkeit unverändert bewahrt hatte, es fühlte, daß er von neuem aufgehoben, in die Höhe gezogen und dann nach dem Grunde des Laderaumes hinabgelassen wurde.
    Die Entführung war gelungen; es schien, als ob die »Ebba« nur noch nöthig hätte, die Anker zu lichten, das Strombecken hinabzugleiten und nach dem Pamplicosund hinzusteuern, um das hohe Meer zu erreichen. Dennoch wurde an Bord nichts vorgenommen, was auf eine Abfahrt des Schiffes hindeutete.
    Es mochte zwar gewagt erscheinen, an demselben Orte zurückzubleiben, wo im Laufe des Abends der Doppelraub vollführt worden war; der Graf d’Artigas hatte seine Gefangnen aber so geschickt verbergen lassen, daß sie nicht entdeckt werden konnten, wenn die »Ebba« auch, deren Stillliegen ganz in der Nähe des Healthful-House verdächtig erscheinen konnte, von Polizeibeamten aus New-Berne durchsucht werden sollte.
    Jedenfalls schliefen, eine Stunde nach der Rückkehr des Bootes – mit Ausnahme der Leute, die auf dem Vordertheile wachten – die übrigen Mann schaften in ihrem Raume, der Graf d’Artigas, Serkö und der Kapitän Spade in ihren Cabinen an Bord der Goelette, die unbeweglich auf dem stillen Mündungsbecken der Neuze lag.
Viertes Capitel.
Die Goelette »Ebba«.
    Erst am folgenden Morgen und ohne besondre Eile begannen auf der »Ebba« die Vorbereitungen zur Abfahrt. Von der Spitze des Kais von New-Berne aus konnte man sehen, »wie die Matrosen nach der üblichen Abwaschung des Verdecks die Segel aus ihren Hüllen zogen, unter Leitung des Obersteuermanns Effrondat die Beschlagleinen schießen ließen, die Hißtaue zurichteten und die Boote emporzogen, was auf eine gleich bevorstehende Abfahrt hindeutete.
    Um acht Uhr morgens war der Graf d’Artigas noch nicht sichtbar geworden. Sein Begleiter, der Ingenieur Serkö – so bezeichnete man ihn an Bord – hatte seine Cabine noch nicht verlassen. Nur der Kapitän Spade ertheilte den Matrosen schon seine Anordnungen für die sofortige Abreise.
    Die »Ebba« war eine Jacht, die zum Schnellsegeln gebaut war, obgleich sie nie an einem Wettsegeln in Nordamerika oder dem Vereinigten Königreiche theilgenommen hatte. Ihre hohen Masten, die große Segelfläche, die Stellung ihrer Raaen, ihr Wasserzug, der eine große Stabilität sicherte, sogar wenn sie unter vollem Segeldrucke stand, ihre am Vordertheile weit vorspringende, am Hintertheile scharf zulaufende Gestalt, ihre wunderbar sein ausgearbeitete Wasserlinie… alles deutete auf ein sehr schnelles, seetüchtiges Fahrzeug, das auch schwererem Wetter leicht zu trotzen vermochte.
     

    »Ein Kanonenschuß…« sagte er. (S. 43.)
     
    Bei starker Brise legte die »Ebba«, selbst sehr scharf am Winde gehalten, doch bequem zwölf Seemeilen in der Stunde zurück.
    Segelschiffe sind freilich stets den Launen von Wind und Wetter

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