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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zeichen den andern auf mich aufmerksam.
    Dieser Zweite, den ich bisher noch nicht gesehen hatte, war ein Mann von etwa fünfzig Jahren, mit schwarzem, doch mit einzelnen Silberfäden vermischtem Haar und Bart, von schlanker Gestalt, lebhaftem Auge und intelligentem Gesichtsausdrucke. Er nähert sich dem hellenischen Typus, und ich konnte an seiner griechischen Abstammung nicht länger zweifeln, als ich ihn Serkö nennen hörte – den Ingenieur Serkö, wie der Kapitän der »Ebba« sagte.
    Der letztere heißt Spade – der Kapitän Spade – und dieser Name läßt an italienischen Ursprung denken. Also ein Grieche, ein Italiener und eine Mannschaft, die aus allen Winkeln der Erde hergeholt ist, eingeschifft auf einer Goelette mit norwegischem Namen – das alles zusammen muß doch gewiß einen berechtigten Verdacht erwecken.
    Und der Graf d’Artigas mit dem spanischen Namen und dem asiatischen Typus… woher stammt dieser?…
    Der Kapitän Spade und der Ingenieur Serkö sprechen mit gedämpfter Stimme. Der erstere beobachtet scharf den Mann am Steuer, der sich um die Angaben des Compasses, welcher vor seinen Augen in dem gewöhnlichen »Häuschen« steht, nicht besonders zu kümmern scheint. Er folgt offenbar mehr den Zeichen, die ihm ein Matrose auf dem Vorderdeck giebt und auf die hin er mehr nach Steuerbord oder nach Backbord hin beidreht.
    Thomas Roch ist auch da, neben der kleinen Mannschaftswohnung auf dem Verdeck. Er blickt hinaus auf das grenzenlose, verlassne Meer, das am Horizont von keiner Landlinie abgeschlossen wird. Doch konnte man denn bei dem Irrsinnigen nicht auf alles gefaßt sein, sogar daß er sich plötzlich über Bord stürzte?…
    Ich weiß nicht, ob es mir gestattet sein wird, mit meinem frühern Pflegebefohlnen aus dem Healthful-House zu verkehren.
    Während ich auf ihn zugehe, beobachten mich der Kapitän Spade und der Ingenieur Serkö, lassen mich aber gewähren.
    Ich nähere mich also Thomas Roch, der mich nicht kommen sieht, und jetzt steh’ ich an seiner Seite.
    Thomas Roch sieht nicht aus, als ob er mich erkennte, und rührt sich nicht von der Stelle.
    Seine lebhaft, fast unheimlich glänzenden Augen blicken fortgesetzt hinaus in die Ferne. Glücklich, diese belebende, von Salzverdunstung geschwängerte Atmosphäre zu athmen, dehnt sich seine Brust in langen Zügen. Zu dieser an Sauerstoff überreichen Luft kommt noch das Licht einer prächtigen Sonne von wolkenlosem Himmel, in deren Strahlen sich alles rings umher badet. Ob er sich wohl von der plötzlichen Veränderung seiner Lage Rechenschaft giebt?… Sollte er sich an das Healthsul-House, an den Pavillon, den er halb als Gefangener bewohnte, und an seinen Wärter Gaydon schon nicht mehr erinnern?… Das ist höchst wahrscheinlich. Die Vergangenheit ist in seiner Erinnerung ausgelöscht, er lebt nur in der Gegenwart.
    Meiner Ansicht nach ist Thomas Roch indeß auch hier an Bord der »Ebba«, inmitten des unendlichen Weltmeers, noch immer derselbe, noch ebenso unberührt von Allem, wie ich ihn fünfzehn Monate lang gepflegt und gesehen habe. Sein Geisteszustand hat sich nicht verändert und die Vernunft leuchtet nur etwas in ihm auf, wenn die Rede auf seine Entdeckungen kommt. Der Graf d’Artigas kennt diese Verhältnisse, die er bei seinem Besuche im Healthsul-House ja durchschauen mußte, und darauf gründet er unzweifelhaft seine Hoffnung, früher oder später hinter das Geheimniß des Erfinders zu kommen.
    »Thomas Roch?«… rede ich ihn an.
    Meine Stimme erregt ihn, und nachdem er mich einen Augenblick angestarrt hat, schweifen seine Blicke wieder hinaus ins Weite.
    Ich ergreife seine Hand und drücke sie leise, er entzieht sie mir aber mit heftiger Bewegung, geht weg, ohne mich erkannt zu haben, und begiebt sich nach dem Hintertheile der Goelette, wo der Kapitän Spade noch mit dem Ingenieur Serkö steht.
    Hätte er gar die Absicht, sich an einen dieser Männer zu wenden, und wird er antworten, wenn sie auf ihn sprechen? Mir gegenüber hat er es doch nicht gethan…
    In diesem Augenblick leuchten seine Züge wie von einem Blitze erwachender Intelligenz heller auf; seine Aufmerksamkeit ist – ich kann daran gar nicht zweifeln – von der Fortbewegung der Goelette gefesselt.
    Wirklich richten sich seine Blicke nach der Takelage der »Ebba«, deren Segel eingebunden sind und die doch schnell durch das ruhige Wasser hingleitet.
    Thomas Roch schreitet wieder zurück, geht am Steuerbord hin und kommt nach der Stelle, wo sich ein

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