Vor der Flagge des Vaterlands
ich es schon vorher erkannt hatte, befindet sich hier die Niederlage der Waaren, die die Goelette von ihren Fahrten mitgebracht hatte. Die geräumigen, in den Wänden ausgebrochnen Höhlungen können eine beträchtliche Zahl von Ballen aufnehmen und enthalten diese auch.
Weiterhin liegt die elektrische Kraftstation. Beim Passieren ihrer Fenster bemerke ich mancherlei, erst neuerdings erfundne Maschinen und Apparate, die wenig Platz einnehmen und höchst vervollkommnet sind. Da ist nichts von Dampfmaschinen, die die Verwendung von Steinkohle nöthig machen und einen complicierten Mechanismus erfordern. Nein, wie ich es geahnt, sind es galvanische Batterien von außerordentlicher Leistungsfähigkeit, die den Strom für die Lampen der Höhle und für die Dynamos des Tug liefern. Derselbe Strom dient jedenfalls auch häuslichen Zwecken, zur Heizung von Bee-Hive ebenso, wie zum Kochen der Speisen. Für jetzt kann ich nur sehen, daß er in einer benachbarten Aushöhlung zur Erhitzung von Destillierkolben und zur Gewinnung von Süßwasser gebraucht wird. Die Insassen von Back-Cup sind nicht genöthigt, zum Getränk die reichlichen Niederschläge zu sammeln, die auf das Eiland fallen. Einige Schritte von der elektrischen Kraftstation befindet sich eine große Cisterne, die ich, wenn sie auch deren Umfang nicht erreicht, mit denen vergleichen kann, die ich auf den Bermudas gesehen habe.
Dort handelte es sich um die Deckung des Bedarfs einer Bevölkerung von zehntausend Seelen… hier nur um die von hundert…
Ich weiß noch nicht, wie ich sie bezeichnen soll. Gewiß haben ihr Anführer und sie selbst zwingende Gründe, im Innern dieses Eilands zu hausen, doch welcher Art mögen diese Gründe sein?… Wenn sich religiöse Eiferer in die Mauern ihrer Klöster flüchten, um sich von der übrigen Menschheit abzuschließen, so ist das ja erklärlich. Die Untergebnen des Grafen d’Artigas haben aber keineswegs das Aussehen von Benedictinern oder von Karthäusern!
In weitrer Fortsetzung meines Spaziergangs durch den Pfeilerwald komm’ ich nun zur Grenze der Höhle. Niemand hat mich aufgehalten oder angesprochen, ja niemand hat sich überhaupt um mich gekümmert. Dieser Theil von Back-Cup ist höchst merkwürdig und hält einen Vergleich mit dem aus, was die Höhlen von Kentucky oder den Balearen nur an Naturwundern bieten. Eine Thätigkeit der Menschenhand ist hier natürlich nirgends zu erkennen. Ueberall sieht man nur die Arbeit der Natur, und mit Erstaunen, gemischt mit Entsetzen, denkt man an die tellurischen Kräfte, die so wunderbare Bauwerke zustandezubringen vermochten. Auf den jenseit der Lagune gelegnen Theil fallen die Lichtstrahlen durch die Mittelöffnung nur in sehr schräger Richtung. Des Abends von den elektrischen Lampen erhellt, muß er jedoch einen zauberhaften Anblick bieten. Trotz meiner Bemühungen hab’ ich übrigens nirgends einen Gang entdeckt, der mit der Außenwelt in Verbindung stände.
Zu bemerken wäre noch, daß das Eiland zahlreichen Vögeln, Regenpfeifern, Möven und Seeschwalben, Zuflucht gewährt. Das sind die gewohnten Gäste der Bermudas. Hier – so scheint es – hat man ihnen niemals nachgestellt, sondern ihrer Vermehrung ruhig zugesehen, und so zeigen sie sich auch in der Nähe der Menschen gar nicht scheu und schreckhaft.
Back-Cup besitzt jedoch auch noch andre Thiere, als jene Seevögel. Seitlich von Bee-Hive befinden sich eingefriedigte Plätze für Kühe, Schweine, Schafe und Geflügel. Die Ernährung ist also ebenso gesichert, wie für Abwechslung in derselben gesorgt, wozu auch noch die Ausbeute der Fischerei zwischen den Klippen draußen und in der Lagune des Innern selbst beiträgt. Fische verschiedner Art giebt es hier in erstaunlicher Menge.
Um sich zu überzeugen, daß es den Bewohnern von Back-Cup an nichts nothwendigem fehlt, braucht man sie nur anzusehen. Es sind kraftstrotzende Leute, vom Hauche der heißen Zonen tief gebräunte Seebären mit reichem und von den Meerwinden fast überoxygeniertem Blute. Kinder und Greise giebt es hier nicht, nur Männer im Alter von dreißig bis fünfzig Jahren.
Warum haben sie sich aber zu einer solchen Lebensweise bestimmen lassen, und kommen sie niemals aus dieser seltsamen Zufluchtsstätte auf Back-Cup weg?
Vielleicht werd’ ich das bald durchschauen.
Zehntes Capitel.
Ker Karraje.
Die von mir bewohnte Zelle liegt gegen hundert Schritte von der Wohnung des Grafen d’Artigas, einer der letzten dieser Reihe in Bee-Hive. Wenn ich
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