Vor der Flagge des Vaterlands
nachstellten, sondern um eine Bande Haifische, um jene furchtbaren Quermäuler, die das Meer in der Umgebung der Bermudas so unsicher machen. Zu fünf bis sechs werfen sie sich auf die Seite und reißen die ungeheuern Kinnladen auf, die mit gewaltigen Zähnen, wie die Egge mit Eisenspitzen, besetzt sind. Sie stürzen sich auf den Wal, der sich nicht anders vertheidigen kann, als daß er sie mit wuchtigen Schlägen mit dem Schwanze zu tödten oder doch abzuwehren sucht. Der Wal ist schon arg verwundet und das Wasser färbt sich röthlich, während er untertaucht, wieder aufsteigt und über der Oberfläche erscheint, ohne den Bissen der Quermäuler entgehen zu können.
Und doch werden es die gefräßigen Thiere nicht sein, die aus dem Kampfe als Sieger hervorgehen. Die Beute wird ihnen entgehen, denn der Mensch mit seinen Hilfsmitteln ist mächtiger als sie. Am Ufer stehen eine Menge Genossen Ker Karraje’s, die nicht besser sind, als jene Haifische, denn Seeräuber oder Tiger des Meeres, das kommt auf Eins hinaus! Sie werden versuchen, den Kaschelot einzufangen… als gute Prise für die Insassen von Back-Cup.
In diesem Augenblick nähert sich der Wal dem Hafendamme, wo der Malaie des Grafen d’Artigas und einige der kräftigsten Leute stehen.
Der Malaie ist mit einer Harpune bewaffnet, die eine lange Leine trägt. Er schwingt sie mit starkem Arme und schleudert sie mit ebenso viel Kraft wie Gewandtheit nach dem Thiere.
An der linken Seite der Kinnlade schwer getroffen, taucht der Wal schnellstens hinab, verfolgt von den Quermäulern, die sofort mit ihm in der Tiefe verschwinden. Die Harpunenleine rollt in der Länge von fünfzig bis sechzig Metern ab. Sie braucht nur wieder herausgezogen zu werden und der Potwal wird aus der Tiefe emporsteigen, um an der Oberfläche den Athem auszuhauchen.
Das thun denn auch der Malaie und seine Kameraden ohne sich zu übereilen, um die Harpune nicht etwa aus der Seite des Wals heraus zu reißen. Das Thier wird sehr bald nahe der Wand, unter der die Tunnelmündung liegt, sichtbar.
Zu Tode getroffen, wälzt sich das gewaltige Seesäugethier in wüthender Agonie umher und stößt dabei Dampfgarben und mit Blut vermischte Luft-und Wassersäulen aus. Mit fürchterlichem Schlage schleudert es noch ein zuckendes Quermaul auf das Felsenufer.
Infolge des Stoßes hat sich die Harpunc von der Seite des Potwals losgelöst und dieser taucht noch einmal nieder. Als er dann zum letzten Male herauskommt, peitscht er das Wasser so furchtbar mit dem Schwanze, daß eine starke Depression entsteht, durch die ein Theil der Tunnelmündung bloßgelegt wird.
Die Haifische stürzen sich auf ihre Beute; ein Hagel von Kugeln trifft aber die einen und treibt die andern in die Flucht.
Wahrscheinlich hat die Rotte der Quermäuler die Mündung wieder finden, Back-Cup verlassen und das offne Meer erreichen können. Trotzdem wird es für die nächsten Tage die Klugheit verbieten, im Gewässer der Lagune zu baden. Den Potwal suchen zwei Männer, die deshalb ein Boot bestiegen haben, mittelst starker Taue festzulegen. Später an den Hafendamm herangezogen, wird er von dem Malaien zerlegt, der in dieser Arbeit kein Neuling zu sein scheint.
Mit Sicherheit weiß ich nun, wo der Tunnel unter der westlichen Höhlenwand diese durchbricht. Die Mündung befindet sich nur drei Meter unter der Wasserlinie. Freilich kann mir das kaum zu etwas nützen.
Am 7. August . – Zwölf Tage sind nun vergangen, seit der Graf d’Artigas, der Ingenieur Serkö und der Kapitän Spade abgefahren sind. Noch deutet nichts auf eine baldige Rückkehr der Goelette. Dennoch hab’ ich bemerkt daß sich der Tug, wie ein Schiff unter Dampf, immer zum Auslaufen bereit hält, denn seine galvanischen Battrien werden vom Maschinisten Gibson zur sofortigen Aufnahme ihrer Thätigkeit fertiggestellt. Wenn die Goelette »Ebba« auch nicht fürchtet, am hellen Tage in einem der Unionshäfen einzulaufen, so wird sie doch jedenfalls den Abend vorziehen, um in den Canal von Back-Cup zu gelangen. Ich glaube deshalb, daß Ker Karraje und seine Begleiter in der Nacht zurückkommen werden.
Am 10. August . – Gestern Abend gegen acht Uhr hat sich der Tug, wie ich vermuthete, versenkt und den Tunnel noch zeitig genug passiert, um die »Ebba« durch die enge Wasserstraße zu schleppen. Von dieser hat er dann die Passagiere und die Mannschaft zurückgebracht.
Bei meinem heutigen Morgenausgang bemerke ich den Ingenieur Serkö und Thomas Roch, die sich
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