Vor der Flagge des Vaterlands
nächsten den Lieutenant Davon auf, der sich in der Nähe des Mannes am Steuer hielt.
In der letzten Abtheilung harrten noch drei andre Männer, darunter der Maschinist, der Befehle des Lieutenants, um den Antriebsmechanismus auszulösen.
»Herr Lieutenant, begann ich, ich denke, wir können Thomas Roch unbesorgt sich allein überlassen. Vielleicht kann ich Ihnen hier in der Aufsuchung des Tunnels nützlicher sein.
– Ja, bleiben Sie bei mir, Herr Hart.«
Es war jetzt genau um acht Uhr siebenunddreißig Minuten. Die durch das Periskop dringenden elektrischen Strahlen beleuchteten die Wasserschichten, worin der »Sword« sich hielt, mit fahlem Scheine. Von der Uferstelle aus, wo er gelegen hatte, mußte die Lagune in ihrer ganzen Länge durchmessen werden. Die Mündung des Tunnels zu finden, das bot zwar eine gewisse, doch keine unüberwindliche Schwierigkeit. Wenn wir längs des Ufers hinfuhren, mußte dieselbe in verhältnißmäßig kurzer Zeit entdeckt werden Hatte der »Sword« dann den Tunnel mit mäßiger Geschwindigkeit – um nicht gegen dessen Wände zu stoßen – passiert, so sollte er zur Meeresoberfläche aufsteigen, und nach Saint-Georges steuern.
»Wie tief im Wasser befinden wir uns? fragte ich den Lieutenant.
– Vierundeinhalb Meter.
– Es ist unnöthig, weiter hinab zu gehen, antwortete ich. Nach meiner Beobachtung bei der letzten Ebbe der Tagundnachtgleiche müssen wir uns in der Achse des Tunnels befinden.
–
All right!
« erwiderte der Lieutenant.
Ja,
All right!
Mir schien es, als ob die Vorsehung durch den Mund des Officiers diese Worte spräche. Jedenfalls hätte sie keinen Bessern zur Ausführung ihres Willens erwählen können.
Ich betrachtete mir den Lieutenant bei dem Scheine des Schiffslichts. Er ist ein Mann von dreißig Jahren, kühl, phlegmatisch, von entschlossenem Ausdruck – der englische Officier mit all seinem angebornen Gleichmuth – nicht erregter, als wenn er sich an Bord des »Standard« befunden hätte, so kaltblütig, ich möchte sagen, mit der Präcision einer Maschine, leitete er hier die nöthigen Manöver.
»Bei der Fahrt durch den Tunnel, sagte er zu mir, hab’ ich dessen Länge auf vierzig Meter geschätzt.
– Ganz richtig, von einem Ende zum andern, Lieutenant Davon… vierzig Meter.«
Diese Zahl mußte wohl zutreffen, da der enge Gang im Niveau des Ufers nur etwa dreißig Meter maß.
Der Maschinist erhielt nun Befehl, die Schraube arbeiten zu lassen. Der »Sword« glitt, um einen Zusammenstoß mit dem felsigen Ufer zu vermeiden, nur sehr langsam vorwärts.
Zuweilen kam er diesem doch so nahe, daß die Strahlen des elektrischen Lichts den Schatten von vorspringenden dunkeln Massen erkennen ließen. Dann änderte eine Drehung des Steuerrads die Richtung des Fahrzeugs. Wenn die Führung eines unterseeischen Schiffes aber schon auf offnem Meere ihre Schwierigkeiten hat, um wieviel mehr unter der Oberfläche dieser Lagune!
Nach einer Fahrt von fünf Minuten hat der »Sword«, der immer in der Tiefe von vier bis fünf Metern gehalten wird, die Tunnelmündung noch nicht erreicht.
In diesem Augenblicke sag’ ich:
»Lieutenant Davon, vielleicht wäre es rathsam, erst noch einmal aufzutauchen, um die Wand, worunter der Tunnel liegt, besser erkennen zu können.
– Das ist auch meine Ansicht, Herr Hart, und wenn Sie diese genau zu bestimmen wissen…
– Das kann ich.
– Gut.«
Aus Vorsicht wurde der Strom für die Lampe abgestellt und das Wasser lag wieder in tiefem Dunkel. Auf erhaltnen Befehl setzte der Maschinist die Pumpen in Thätigkeit, und mehr und mehr entlastet stieg der »Sword« wieder langsam zur Oberfläche der Lagune auf.
Ich blieb an meinem Platze, um durch die Linsen des Periskops die Umgebung genau übersehen zu können.
Schließlich hielt der »Sword« in seinem Aufstieg an, als er höchsten einen Fuß herausragte.
Jetzt erkannte ich mit Hilfe der Lampe auf dem Ufer die Wand von Bee-Hive.
»Nun, was sagen Sie? fragte der Lieutenant Davon.
– Wir treiben zu weit im Norden… die Mündung liegt an der Westseite der Höhle.
– Auf den Ufern ist niemand?
– Kein Mensch.
– Das trifft sich gut, Herr Hart, so können wir an der Oberfläche hinfahren. Erst wenn der »Sword« sich, Ihrer Angabe nach, vor der richtigen Wandstelle befindet, lassen wir ihn wieder tauchen.«
Das war gewiß das beste. Der Steuermann brachte sofort den »Sword« in gleiche Lage mit der Tunnelachse, nachdem er ihn etwas vom Ufer entfernt hatte, dem
Weitere Kostenlose Bücher