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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Thomas Roch und ich, ohne an den Wänden einen Halt gewinnen zu können, übereinander geschleudert. Endlich, nach einem letzten Stoße, der vom Geräusche zerreißender Eisenplatten begleitet war, streifte der »Sword« den Grund und blieb unbeweglich liegen.
    Was von dieser Minute an geschehen ist, weiß ich nicht, da ich das Bewußtsein verloren hatte. Später hab’ ich erfahren, daß meine Lage lange Stunden hindurch unverändert geblieben war. Ich entsinne mich nur, daß mein letzter Gedanke der gewesen war:
    »Wenn ich sterbe, so sterben Thomas Roch und sein Geheimniß mit mir… und die Piraten von Back-Cup werden ihrer längst verdienten Strafe nicht entgehen!«
Fünfzehntes Capitel.
In Erwartung.
    Als ich wieder zu mir kam, sehe ich, daß ich auf der Lagerstatt in meiner Zelle ausgestreckt bin, wo ich, wie es scheint, seit dreißig Stunden gelegen habe.
    Ich bin nicht allein. Der Ingenieur Serkö ist bei mir. Er hat mir alle mögliche Pflege angedeihen lassen… hat mich persönlich gepflegt, nicht als einen Freund, mein’ ich, sondern als einen Mann, von dem man unentbehrliche Aufklärungen erwartet und dessen man sich ebenso leichten) Herzens entledigt, wenn das allgemeine Interesse es erfordert.
    Noch sehr geschwächt, wär’ es mir unmöglich, einen Schritt zu thun. Es hatte wenig gefehlt, so wär’ ich in der engen Abtheilung des »Sword« erstickt, als dieser unter dem Wasser der Lagune lag. Doch wenn ich auch imstande bin, auf die Fragen zu antworten, die der Ingenieur Serkö gewiß brennt, über jenes Abenteuer an mich zu richten, jedenfalls werd’ ich mir die äußerste Zurückhaltung auferlegen.
    Zuerst frag’ ich mich, wo der Lieutenant Davon und die Besatzung des »Sword« wohl sein mögen. Wären die muthigen Engländer bei der Collision umgekommen?… Sind sie ebenso heil und gesund wie wir?… denn ich nehme an daß Thomas Roch nach dem wiederholten Zusammenstoße des Tug und des »Sword« ebenfalls mit dem Leben davongekommen ist.
    Da legt mir der Ingenieur Serkö schon eine erste Frage vor.
    »Erklären Sie mir, was hier vorgegangen ist, Herr Hart!«
    Statt zu antworten, kommt mir der Gedanke, ihn zu befragen.
    »Und Thomas Roch?… stoß’ ich hervor.
    – Befindet sich ganz wohl, Herr Hart. Doch was ist hier vorgefallen? wiederholt er gebieterischen Tones.
    – Vor allem, lenke ich ab, sagen Sie mir, was aus den Andern geworden ist.
    – Welchen Andern? erwidert Serkö, dessen Auge einen drohenden Glanz annimmt.
    – Aus den Leuten, die mich und Thomas Roch überfallen, uns geknebelt… fortgeschleppt… eingeschlossen haben… Wo? das weiß ich freilich selbst nicht!«
    Eine flüchtige Ueberlegung sagt mir, daß es am besten ist, mich so hinzustellen, als ob ich an jenem Abend das Opfer eines plötzlichen Ueberfalls geworden wäre, während dessen mir keine Zeit blieb, die Urheber dieses Angriffs zu erkennen.
    »Wie die Sache für jene abgelaufen ist, antwortet der Ingenieur Serkö, das werden Sie schon noch erfahren. Zunächst sagen Sie mir, wie das Ganze sich zugetragen hat…«
    Bei dem drohenden Tone, den seine Stimme angenommen hat, während er dieselbe Frage zum dritten Male wiederholt, erkenne ich, welcher Verdacht auf mich fallen mag. Und doch, um in der Lage zu sein, mich der Unterhaltung von Beziehungen zur Außenwelt anzuklagen, müßte ja die Tonne mit meiner Mittheilung in Ker Karraje’s Hände gefallen sein. Das ist aber nicht so, da sie von den Behörden der Bermudas aufgefangen wurde. Nein, eine solche Anklage gegen mich würde auf sehr schwachen Füßen ruhen…
    Ich begnüge mich also zu berichten, daß ich gestern Abend gegen acht Uhr am Ufer umhergegangen sei und gesehen habe, wie sich Thomas Roch nach seinem Laboratorium zu begab, als drei Männer mich von rückwärts ergriffen. Einen Knebel am Munde und mit verbundnen Augen fühlte ich nur, wie sie mich forttrugen und mit einer zweiten Person – aus deren Seufzen ich meinen alten Pflegebefohlnen zu erkennen glaubte – nach einer Art Loch hinunterließen. Natürlich kam mir der Gedanke, daß wir uns an Bord eines schwimmenden Bauwerks befänden, und das konnte meiner Ansicht nach nur der zurückgekehrte Tug sein. Dann schien es mir, als ob das Ganze versenkt würde, bis ich durch einen Stoß umgeworfen wurde. Bald mangelte es mir an Luft und schließlich verlor ich das Bewußtsein… weiter wußte ich nichts…
    Der Ingenieur Serkö hört mir mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Sein Blick ist starr, die Stirn

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