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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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er zu nahe gekommen war. Das Steuer wurde richtig umgelegt, und von seiner Schraube ruhig getrieben, drehte sich der »Sword« bis zur erwünschten Richtung.
    Als wir bis auf zehn Meter an die Wand herangekommen waren, ließ ich stoppen. Mit der Unterbrechung des Stroms lag der »Sword« auch schon still, öffnete seine Einlaßhähne, füllte seine Behälter mit Wasser und sank langsam hinab.
    Jetzt wurde die Leuchte des Periskops wieder in Thätigkeit gesetzt, und während ich an dem dunkeln Theile der Wand nach einem ganz schwarzen Kreise wies, der die Lichtstrahlen gar nicht zurückwarf, rief ich:
    »Dort… dort… der Tunnel!«
    War das nicht das Thor, durch das ich aus diesem Kerker entfliehen sollte?… War es nicht die Freiheit, die mir draußen winkte?
    Der »Sword« bewegte sich langsam nach der Mündung hin…
    Ach… entsetzliches Mißgeschick! Wie hab’ ich diesen Schlag überleben können?… Wie kam es, daß mein Herz dabei nicht brach?
     

    Das auf uns zukommende Licht konnte… (S. 175.)
     
    Ein fahler Lichtschein verbreitete sich, kaum zwanzig Meter vor uns, in der Tiefe des Tunnels. Das auf uns zukommende Licht konnte kein andres sein, als das vom Scheinwerfer des Look-out des unterseeischen Schiffes Ker Karraje’s.
    »Der Tug! rief ich erschreckt. Lieutenant, da ist der Tug, der nach Back-Cup zurückkehrt!
    Die Maschine rückwärts!« befahl der Lieutenant Davon.
    Und der »Sword« wich in dem Augenblick zurück, wo er in den Tunnel einfahren wollte.
    Vielleicht blieb uns noch eine Aussicht zu entkommen, denn mit schneller Hand hatte der Lieutenant unsre Leuchte gelöscht und es war immerhin möglich, daß weder der Kapitän Spade, noch einer von seinen Leuten, den »Sword« bemerkt hatte. Wenn letzterer auswich, konnte der Tug vielleicht ungehindert vorüberfahren. Vielleicht blieb seine dunkle Masse in den tiefern Wasserschichten der Lagune unsichtbar und der Tug glitt vorbei, ohne Unheil zu merken. Wenn dieser dann wieder auf seinem Ankerplatze lag, konnte der »Sword« abfahren und durch die Mündung gleiten…
    Bei der Gegendrehung seiner Schraube entfernte sich der »Sword« nach der Südseite zu. Nur noch wenige Augenblicke und er konnte stoppen…
    Doch nein!… Der Kapitän Spade hatte die Anwesenheit eines unterseeischen Bootes erspäht, das durch den Tunnel steuern wollte, und er traf Anstalt, es in die Lagune zu verfolgen. Was vermochte unser schwaches Boot, wenn es von dem mächtigen Fahrzeuge Ker Karraje’s angegriffen wurde?
     

    Es schien, als würde er vom Rammsporn des Tug emporgehoben. (S. 178.)
     
    Da sagte der Lieutenant Davon zu mir:
    »Begeben Sie sich wieder in die Abtheilung, wo Thomas Roch liegt, Herr Hart. Schließen Sie die Thür, während ich die der hintern Abtheilung zumache. Werden wir angerannt, so ist es möglich, daß sich der »Sword«, Dank seinen wasserdichten Schotten, schwimmend erhält.«
    Nachdem ich dem Lieutenant, der sein kaltes Blut auch angesichts dieser schweren Gefahr nicht verleugnete, die Hand gedrückt hatte, ging ich nach der vordern Abtheilung zu Thomas Roch. Sorgsam schloß ich die Thür und wartete nun in tiefster Finsterniß der Dinge, die da kommen sollten.
    Da fühlte ich bald die Manöver, die der »Sword« ausführte, um dem Tug zu entgehen, wie er seitwärts auswich, sich drehte und untertauchte. Bald schoß er rasch bei Seite, um einem Stoße zu entgehen, bald stieg er zur Oberfläche hinauf oder sank bis zum Grunde der Lagune hinab. Wer könnte sich den Kampf der beiden Fahrzeuge unter dem wogenden Wasser ausmalen, die wie zwei Seeungeheuer von ungleicher Kraft hin und her stürmten?
    Einige Minuten verflossen… Ich fragte mich, ob die Verfolgung nicht eingestellt sei und der »Sword« endlich habe den Tunnel erreichen können.
    Da erfolgte eine Collision… Der Stoß schien mir sehr heftig gewesen zu sein. Ich konnte mich aber keiner Täuschung hingeben, der »Sword« war es, den der Stoß an seiner Steuerbordseite getroffen hatte. Vielleicht hatte sein stählerner Rumpf noch widerstanden, oder im andern Falle war Wasser nur in eine seiner Abtheilungen eingedrungen…
    Fast sofort warf ein zweiter, diesmal sehr heftiger Stoß den »Sword« rückwärts. Es schien, als würde er vom Rammsporn des Tug emporgehoben, so daß er umschlug. Dann fühlte ich, wie er sich, das Vordertheil oben, aufrichtete und durch die zu große Last des Wassers, das die hintere Abtheilung erfüllen mochte, senkrecht versank…
    Ungestüm wurden wir,

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