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Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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rann ihm übers Kinn. »Soviel -wie Sie Whitlaw - für den Mord an - Ihrem Bruder bezahlt haben?«
    Der bullige Mann erstarrte. »Was?«
    Karen war zutiefst schockiert. Entsetzt starrte sie den Mann an, den sie so oft im Fernsehen gesehen hatte, einen Mann, der für seine Integrität bekannt war. Das war es also, was Marc gelesen und ihr nicht mehr hatte sagen können. Deshalb war ihr Vater also umgebracht worden.
    »Sie haben Ihren eigenen Bruder ermorden lassen«, stieß sie langsam hervor. »Und meinen Vater dafür angeheuert. Er hat Sie erpreßt, stimmt’s?«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte der Senator unbehaglich und warf einen raschen Blick auf den bulligen Mann neben ihm.
    »Mr. Stephen.« Der bullige Mann war kreidebleich; sein Gesicht war abgehärmt. »Mr. Stephen, lassen Sie mich das Buch sehen.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, wiederholte der Senator. »Sag bloß nicht, du glaubst diese - diese unverschämten Lügen!«
    »Es geschah in Vietnam«, sagte Karen.
    »Halt’s Maul!« Der Senator wirbelte herum und richtete wütend die Pistole auf sie.
    »Mein Vater war Scharfschütze bei den Marines«, fuhr sie ruhig fort, obwohl sie am ganzen Leib zitterte. »Sie haben ihm zwanzigtausend Dollar dafür bezahlt, daß er Ihren Bruder umbringt.«
    »Töte sie, Raymond«, stieß der Senator zornesrot hervor.
    Der Altere, Raymond, wirkte immer noch fassungslos, erholte sich jedoch allmählich. Traurig sagte er: »Mr. Stephen« und richtete die Pistole auf ihn.
    Senator Lake drehte sich ruhig um und feuerte. Raymond taumelte rückwärts, auf dem Gesicht einen Ausdruck von Staunen und Kummer. Senator Lake schoß erneut, und es war nur dieses leise Husten zu hören, das Karen, wie sie wußte, bis in ihre Träume verfolgen würde. Raymond sackte zusammen.
    »Zur Hölle mit Ihnen«, fauchte der Senator und wirbelte wieder zu Karen herum. »Warum konnten Sie nicht Ihr verdammtes Maui halten?«
    Marc hob seine blutverschmierte Hand, um die Aufmerksamkeit des Senators auf sich zu lenken. »Was war -mit Medina?«
    Marc zitterte am ganzen Leib vor Anstrengung, und Karen schlang ihren linken Arm fester um ihn. Sie überlegte fieberhaft. Wenn sie ihn herunterzog, geriet er zwar aus der Schußlinie, aber die plötzliche Bewegung könnte die Kugel in seinem Körper erschüttern und dadurch noch mehr Schaden verursachen, aber ihr blieb wohl keine andere Wahl.
    »Whitlaw dachte, er könnte mich mit dem Buch erpressen. Niemand schaffte es, ihn aufzustöbern, also übertrug ich Medina den Job. Ich erzählte ihm, Whitlaw hätte einen anderen Vertragsagenten in Vietnam getötet, einen von Medinas Freunden. Es war natürlich eine Lüge, aber Medina war schrecklich moralisch. Ich brauchte ihn, und es war die einzige Möglichkeit, ihn zu kriegen. Er kannte Whitlaw, und das war ein Vorteil, den die anderen nicht hatten.«
    Karen merkte, wie sie auf einmal tiefer und langsamer atmete. Ihr Blickfeld verengte sich, bis sie nur noch den modisch gekleideten Mann vor sich sah. Dieser Mann war an allem schuld. Er hatte seinen eigenen Bruder für Geld umbringen lassen, dann hatte er ihren Vater jagen und exekutieren lassen.
    »Medina?« keuchte Marc erneut. Er sackte nach links, weg von Karen. Verzweifelt krallte sie die Finger in sein Hemd, um ihn aufrecht zu halten. Die Muskeln in ihrem linken Arm zitterten vor Anstrengung.
    »Ach ja, natürlich mußte ich mich auch seiner annehmen. Es hätte ihm gar nicht gefallen, wenn er herausgefunden hätte, daß ich ihn angelogen habe. Er war so schrecklich moralisch.«
    »Sagen Sie - mir was.«
    Er hob die Augenbrauen. »Als eine Art letzter Wunsch? Aber natürlich.«
    »Welches - Arschloch - prahlt mit Mord?«
    Der Senator fuhr entrüstet zusammen, als könne er nicht glauben, daß Marc ihn soeben Arschloch genannt hatte. Er hob die Arme. Ein Laut löste sich aus Karens Brust, ein tierischer Laut, fast wie ein Knurren. Alles schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen, sie selbst, der Senator. Mit der linken Hand zog sie Marc herunter, mit der rechten hob sie die Pistole.
    Sie hatte schon mal eine Waffe abgefeuert, eine Pistole und auch ein Gewehr. Ihr Vater hatte ihr bei ihren Streifzügen durch die Wälder auch diese Dinge beigebracht, hatte sie hinter sich gestellt und ihr geholfen, die schwere Waffe gerade zu halten. Sie war ein Kind gewesen, erst sechs oder sieben Jahre alt, aber die Erinnerung daran stand ihr mit einemmal glasklar vor Augen. Als Jeanette es herausfand, reagierte sie

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