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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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im Augenblick nicht so dringend auf Arbeit angewiesen. Aber ich
würde gern mit Jordan reden und mir ein eigenes Urteil bilden.«
    »Mein Wort ist Ihnen nicht
genug?«
    »Sie sind Schriftstellerin, und
alle Schriftsteller haben eine fruchtbare Phantasie. Ich behaupte nicht, daß
Sie lügen; ich halte es lediglich für möglich, daß Sie die Tatsachen verzerren
— vielleicht sogar unbewußt .«
    Sie stieß sich vom Tisch ab,
ging ein paarmal mit der geschmeidigen Anmut eines eingesperrten Panthers im
Zimmer auf und ab, blieb dann stehen und blickte mich finster an.
    »Das hier war Clives Wohnung.
Als wir Reids Haus verließen, zogen wir hierher. Wie ich schon sagte, ist Clive
vor vier Tagen ausgezogen; warum, weiß ich nicht. Vielleicht wurde ihm meine
Gesellschaft ein bißchen zuviel. Er möchte keine wirkliche Frau, sondern eine
tröstende Mami. Vielleicht haben ihn meine nicht allzu alten damenhaften
Tröstungen nervös gemacht.« Ihre kräftigen weißen Zähne gruben sich einen
Augenblick lang sachte in die volle Unterlippe. »Sie entsprechen, wie ich
zugeben muß, nicht ganz dem Bild des finsteren Günstlings Leonard Reid. Ich
kann Sie mir nicht in dunklen Hinterstraßen lauernd vorstellen, ein scharfes
Stilett unter dem Mantel. Aber deshalb weiß ich trotzdem nicht, wo Sie Clive
jetzt finden können.«
    »Halten Sie es für möglich, daß
er Los Angeles verlassen hat?«
    »Nein.« Sie schüttelte schnell
den Kopf. »Er ist im Begriff, der große Filmstar zu werden; und letzte
Woche hat er sogar zwei Tage lang gearbeitet. Ohne Sargträger ist Clive nicht
aus Los Angeles wegzubringen.«
    »Hat er Freunde?«
    »Keine intimen, soviel ich
weiß.« Ihre Stirn runzelte sich leicht. »Aber am Strip gibt es eine miese
Spelunke namens Bongo. Da pflegte er sich oft aufzuhalten.«
    »Ich werde es dort versuchen«,
sagte ich. »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.« Ihr Lächeln
war eindeutig grimmig. »Übrigens — äh — hat Leonard irgend etwas über mich gesagt?«
    »Was denn zum Beispiel?« fragte
ich unschuldig.
    Ihre Zungenspitze fuhr über die
Oberlippe. »Na, Sie wissen schon. Ich meine — ich bin eben einfach neugierig.
Schließlich habe ich all die Wochen über in seinem Haus gewohnt; und ganz
sicher ist er wütend auf mich, weil ich Clive bei seiner Flucht geholfen habe.
Es wäre nur natürlich, wenn er irgendeine phantastische Geschichte über mich
erfunden hätte und... Na ja, hat er das nicht getan?«
    »Er hat was von einer
Reitpeitsche und Schaftstiefeln gesagt.« Ich betrachtete sie milde. »Es schien
mir nicht allzu sinnvoll zu sein.«
    »Dieser verdammte,
verlogene...!« Mit großer Anstrengung schloß sie den Mund. Etwa zehn Sekunden
lang stand sie da und bemühte sich um Fassung, während ich die Pause ausnützte,
um mir eine Zigarette anzuzünden.
    »Das hätte ich mir denken
können«, sagte sie schließlich, nunmehr wieder Herrin ihrer Stimme. »Natürlich
hat sich Leonard Reid mit seiner perversen Phantasie irgendwelche
Schauergeschichten über mich ausgedacht.«
    »Hm!« Ich rückte langsam zur
Tür vor. »Dann werde ich mal in die miese Spelunke gehen und sehen, ob ich
Jordan dort finde.«
    »Wenn Sie Clive wirklich dort
finden, sagen Sie ihm, seine Wäsche sei zurückgekommen und seine Hemden paßten mir nicht.« Sie holte tief Atem, was die
Messingknöpfe vorn auf ihrer Jacke aufs äußerste strapazierte. »Sie sind mir
viel zu klein.«
    Es war ungefähr halb acht Uhr
abends, als ich im Bongo eintraf. Dem Inneren nach zu schließen war ich
mindestens drei Stunden zu früh daran. Ein bärtiges Trio spielte etwas im
Vierfünfteltakt, was wie ein Funksignal aus dem Weltall klang, während der
Barkeeper damit beschäftigt war, die Bar mit seinem beträchtlichen Schmerbauch
abzustützen. Insgesamt waren vier Gäste da: eine Gruppe von drei Burschen von
Mitte zwanzig, die wie Flüchtlinge aus einer lateinamerikanischen Revolution
vom gestrigen Tag aussahen, und ein Mädchen. Sie saß allein am anderen Ende der
Theke auf einem hohen Hocker, die Beine sorglos übereinandergeschlagen, so daß
ihr Minirock eine weite Strecke wohlgeformter Oberschenkel sehen ließ. Ich nahm
zwischen dem Mädchen und den Burschen, die vielleicht vorhatten, Hollywood in
die Luft zu sprengen, auf halbem Weg eine neutrale Position ein und bestellte
einen Bourbon auf Eis.
    »Ich hätte gern gewußt«, sagte
ich, als der Barkeeper das Glas vor mich hinschob, »ob Sie jemanden namens
Clive Jordan kennen? Eine Bekannte von ihm

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