Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
dann Nikita, bevor er sich wieder zur Tür wandte.
»Ich bin gleich wieder zurück.«
Werbepause .
Die Wartezeit setzte Josephine hart zu. Ihre Hände zitterten stark, ihr Mascara schmierte sich über ihre komplette Wange. Sogar ihr Pferdeschwanz schien sich langsam auflösen zu wollen. Immer wieder suchten Strähnen den Weg aus dem Gummiband in die Freiheit. Die Frau saß wie ein Häufchen Elend auf den Treppenstufen.
Als sich die Tür endlich wieder öffnete, sprang sie hoch, jaulte jedoch gequält auf, als sie ihren verletzten Fuß belastete.
Sören winkte das Kamerateam zu sich heran und sprach direkt in die Kamera.
»Ich möchte an dieser Stelle einer Erfindung danken, die die Welt revolutioniert und mir heute vermutlich das Leben gerettet hat: das Internet. An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei Google bedanken, die soeben diese interessanten Informationen über meine angeblich liebende Ehefrau herausgefunden haben.« Er wandte sich ab und warf einen hasserfüllten Blick auf Josephine. Dann drehte er sich wieder voll zur Kamera und las von einem Blatt Papier Folgendes ab:
»Josephine Gatow, geborene Großmann, geschiedene Unterberg, geschiedene Miller, verwitwete Andreas, geschiedene Sterfotte und bald geschiedene Gatow, ist eine gemeine und hinterlistige Betrügerin.« Wieder wandte er sich Josephine zu. »Wie alt bist du? 29? Und schon fünfmal verheiratet. Machst du Geld durch Scheidungen? Was zum Teufel soll das? Denkst du, bei mir ist was zu holen? Ich habe nichts! Nichts!« Das letzte »Nichts« brüllte er durch den Hausflur.
»Nein, Schatz, so ist das nicht.« Jetzt zitterte sogar Josephines Stimme. »Ich will dir alles beichten. Alles. Aber muss das öffentlich sein? Kannst du nicht die Bewerbung zurückziehen und wir klären das unter uns? Bitte!«
Er lachte bitter auf. »Nein. Du sollst keinen armen Kerl mehr hereinlegen. Ich will dich mit dieser Sendung öffentlich entlarven, dir das Handwerk legen. Also, erkläre mir, was du zu sagen hast.«
Josephine war deutlich anzumerken, dass sie kurz davor stand, die Fassung zu verlieren. Doch sie gab sich Mühe, ruhig zu bleiben.
»Ja, ich gebe es zu, ich habe diese Männer geheiratet, weil sie Geld hatten. Sie haben mir nichts bedeutet. Aber das war in meiner Vergangenheit. Ich liebe dich. Ich brauche dein Geld nicht, ich habe genug Vermögen von den anderen Kerlen. Übrigens hast du einen Exmann vergessen. Mein erster Mann hieß Ullrich.« Sie hielt ihren Kopf aufrecht, um Stärke auszustrahlen. Ihr verschmiertes Gesicht und die fahrigen Gesten machten jedoch einen dicken Strich durch diese Rechnung. Sie war das personifizierte Nervenwrack.
Erneut ertönte das bittere Lachen ihres Mannes. »Und das soll ich dir glauben?«
»Ja, du kannst auf mein Konto sehen. Es ist voll. Ich brauche dein Geld nicht. Ich habe genügend von den Abfindungen und auch noch etwas Witwenrente.«
Sören holte ein weiteres Blatt hervor, das sich hinter dem ersten versteckt hatte. »Das habe ich bereits getan, meine Liebe«, sagte er spitz und hielt ihr den Bogen vor die Nase. »Siehst du das? Das Konto ist leer.«
Josephine wankte leicht, als sie auf ihn zuging. »Das ist unmöglich«, murmelte sie.
Sören sah triumphierend in die Kamera. »Brauchen Sie noch mehr Beweise?« Dann richtete er das Wort wieder an Josephine. »Fidel bleibt übrigens bei mir.«
Er ging zurück in die Wohnung und knallte die Tür zu.
Josephines Blässe wich heftigem Erröten, das hoffnungslos in dem kahlen Treppenhaus leuchtete. Sie ließ sich auf die Treppenstufen sinken und begann hemmungslos zu schluchzen.
Werbepause.
Amanda und Tim Schoenemann, Sendung vom 15.März, 21:00 Uhr
Aus dem Inneren der Wohnung war lautes Kindergeschrei zu vernehmen, das den Klang der Türklingel übertönte.
»Vermutlich können sie uns nicht hören.« Nikita drückte erneut auf den winzigen Knopf neben der Tür. Das Läuten drang dieses Mal mühsam bis nach draußen, aber drinnen schien niemand Notiz davon zu nehmen.
Nun klopfte Nikita energisch gegen das Holz. Es erfolgte auch danach keine Reaktion.
»Was machen wir jetzt?«, fragte sie leise ihren Kameramann.
»Wir könnten uns runter ins Restaurant setzen«, murmelte der zurück. »Die machen eine hervorragende Lasagne.«
»Ja, das könnten wir tun. Allerdings erwartet mich mein Mann…«
In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein junger Mann mit längeren dunklen Haaren, die er zu einem Zopf gebunden hatte,
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