Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
fragte sie mit nachdenklicher Miene.
Josephine zuckte unglücklich mit den Schultern. Eine Antwort erübrigte sich allerdings in diesem Moment, denn eine männliche Stimme schallte aus dem vierten Stock herunter: »Ich habe den Beweis gefunden! Du bist eine elende Lügnerin! Hier steht es Schwarz auf Weiß.«
»Das ist er!«, rief Josephine zuversichtlich und hinkte die Treppe hinauf, das Fernsehteam immer dicht hinter ihr. »Schatz, was auch immer es ist, ich kann es erklären!«
»Da bin ich ja mal gespannt!«
Atemlos kam sie im vierten Stock an und wurde zuerst von einer schwarzen Katze begrüßt.
»Fidel, mein Schätzchen!«, sagte sie zärtlich und nahm die Katze hoch.
Etwas weiter oben am Treppenabsatz stand wie ein Rachegott ein Mann. Er hielt triumphierend die durchtrainierten Arme verschränkt, in der einen Hand ein Dokument, in der anderen den Wohnungsschlüssel. Er besaß dichtes, dunkelblondes Haar, tiefblaue Augen und volle Lippen. Er sah so unverschämt gut aus, dass die Kamera ein paar Sekunden länger als gewöhnlich auf seinem Gesicht verharrte.
»Was haben Sie gefunden?«, wollte nun auch Nikita wissen, die beim Anblick des Adonis‘ kokett durch ihr Haar strich, die Bluse zurechtzupfte und ihren Busen in beste Sichtweite brachte.
Anklagend richtete der Mann den Finger gegen seine Noch-Ehefrau. »Du hast mich belogen.«
»Was habe ich denn gesagt?« Josephines Stimme zitterte. Sie ließ die Katze auf den Boden gleiten, die behände zurück in die Wohnung huschte.
»Du hast gesagt, du wärst zuvor noch nie verheiratet gewesen. Aber hier, sieh mal, was ich in deinen Unterlagen gefunden habe: eine Heiratsurkunde.«
Die junge Frau schluckte hart und legte ein um Verzeihung bittendes Gesicht auf. »Das habe ich dir nicht gesagt, weil es mir peinlich war. Der Mann war ein Versager. Deswegen regst du dich so auf? Das ist es nicht wert. Wieso schnüffelst du eigentlich in meinen Unterlagen herum?«
Er lächelte finster. »Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?«
»Ja! Du hast kein Recht, meine Sachen zu durchwühlen!«
Nun mischte sich auch Nikita ein. »Schon einmal verheiratet gewesen zu sein, ist kein Verbrechen. Meinen Sie nicht, dass Sie etwas überreagieren, wenn Sie deswegen die Scheidung einreichen und die Schlösser austauschen?«
»Ich überreagiere nicht, weil ihr früherer Mann, ein gewisser Herr Unterberg, unter mysteriösen Umständen ums Leben kam.«
Nikita schwieg überrascht. Das war tatsächlich ein Grund, die Schlösser still und heimlich auszutauschen. Die Kamera zoomte erneut auf Josephines Gesicht, das auf einmal blass wurde.
»Daran war nichts Mysteriöses. Es war ein Unfall.« Dafür, dass es die Wahrheit sein sollte, sprach die Frau sehr leise. Definitiv zu leise für die Kamera, so dass der Tonassistent die Einstellungen korrigieren musste.
»Das werden wir gleich sehen.« Sören Gatow lief in die Wohnung und knallte die Tür hinter sich zu, bevor seine Frau ihm folgen konnte.
Nikita versuchte, die Zurückgebliebene aufzumuntern. »Das wird sich bestimmt gleich alles aufklären. Oder wollen Sie vielleicht Ihr Gewissen erleichtern?«
Nikita hatte für kurze Zeit bei einer Nachmittagstalkshow mit einem Fernsehpfarrer gearbeitet – ein Erbe, das sie in solchen Momenten noch immer nicht ganz ablegen konnte.
Doch die Frau antwortete nicht, sondern strich sich inzwischen mit beiden Händen über das Haar. Dazwischen steckte sie die manikürten Fingernägel in den Mund und kaute darauf herum. Sie zitterte.
Nur wenige Augenblicke später klärte sich tatsächlich etwas auf. Sören kehrte zurück, in der Hand hielt er ein Telefon. Er wirkte irritiert.
»Ich spreche also mit Kriminalkommissar Brecht, und Sie sagen, es war wirklich ein Unfall?«
Der Mann am anderen Ende der Leitung antwortete etwas, was man von außen nicht verstehen konnte. Dabei sah Sören seine Frau unverwandt an.
»Aha! Wie hieß denn die junge Frau?«, wollte er vom Kommissar wissen. »Josephine Miller?«
Erstaunt ließ Sören nach der Antwort den Hörer sinken und starrte seine Frau an. »Ich dachte, du hast vor unserer Heirat Josephine Großmann geheißen?«
Sie schüttelte nervös den Kopf. »Das war mein Mädchenname.«
»Und wieso hieß der Mann Unterberg und du Miller?«
Sie zögerte. »Weil, naja, er… er war…er war mein zweiter Mann. Davor war ich mit einem Frank Miller verheiratet.«
»Danke, Herr Kommissar«, sagte Sören ins Telefon und legte auf. Er starrte Josephine an,
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