Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
zu entgehen?«
Tim nickte betreten.
Amanda schluchzte auf. »Ich will keine Scheidung«, sagte sie leise und wischte erneut die Tränen weg. »Vor allem nicht im Fernsehen.«
»Es tut mir leid, Amanda«, erklärte ihr Mann. »Aber eine normale Scheidung kann ich mir nicht leisten. Das ist der einzige Weg, den ich gehen kann, um deiner Familie zu entkommen.«
»Können wir das nicht anders regeln?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich fürchte nicht. Ich habe es dir schon vor langer Zeit gesagt, dass ich raus will.«
Sie schluchzte erneut.
Nikita täuschte Mitleid vor. »Wäre eine größere Wohnung nicht vielleicht die bessere Lösung?«
»Die können wir uns nicht leisten. Ich studiere noch, und Amanda verdient zu wenig.«
»Sie scheinen mir kein Paar zu sein, das sich hoffnungslos verkracht hat.« Nikita versuchte offensichtlich, Mediatorin zu spielen und damit ihren Kurs in Psychologie, den sie im vergangenen Jahr belegt hatte, zu rechtfertigen. »Vielleicht hilft es, wenn Sie noch einmal miteinander reden.«
In diesem Moment klopfte es erneut an die Badezimmertür. »Kann ich bitte mal austreten?«, fragte eine Kinderstimme.
Die Erwachsenen erhoben sich und verließen in geordneter Reihenfolge den Raum.
Werbepause .
»Es tut mir leid, dass es so öffentlich ist«, sagte Tim, als alle wieder ihre Plätze eingenommen hatten. Nur dass dieses Mal der Kameramann hinter dem Klo neben der Klobürste direkt an die Wand gepresst stand, um einmal eine Totale vom Raum zu drehen. »Aber es führt kein Weg daran vorbei.«
»Und wenn ich meiner Familie sage, dass sie nicht mehr kommen soll?«
»Dann bist du kreuzunglücklich. Ich weiß doch, dass du sie brauchst.«
»Aber dich brauche ich auch.«
Er schüttelte den Kopf und sah ihr fest in die Augen. »Ich brauche dringend wieder etwas Zeit für mich. Und ich will frei sein, um mich endlich einmal richtig verlieben zu können.«
Sie warf ihm einen entsetzten Blick zu, er wandte sich ab und wollte etwas sagen, doch in diesem Augenblick donnerte eine Kinderhand verzweifelt an die Tür.
»Macht auf! Schnell! Ich muss dringend!«
Blitzschnell erhoben sich alle und eilten hinaus, wobei sich der Kameramann mit der Klobürste verhakte und sie notgedrungen mit hinausnehmen musste.
Lange Werbepause.
Kaum wieder im Badezimmer angekommen, riss Nikita das schmale Fenster hinter dem Klo auf. Ein Hinterhof mit überwucherten Fahrradständern und einer kleinen Garage wurde sichtbar.
Der Kameramann hielt sich ein Taschentuch vor Nase und Mund. Offensichtlich ging der Geruch in dem kleinen Raum durch Mark und Bein.
Tim rümpfte angewidert die Nase. »War das Gustavo? Mann, was hat der gegessen?«
»Es gab Chili-Eintopf«, entschuldigte Amanda die Darmtätigkeiten ihres Neffen.
»Auch wenn das Denken gerade etwas schwerfällt«, presste Nikita zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, »so möchte ich noch einmal kurz darauf zu sprechen kommen, ob es nicht doch eine Möglichkeit für Sie beide gibt, Ihre Konflikte zu lösen.«
Amanda nickte. »Ja. Bitte.«
Doch Tim zeigte sich uneinsichtig. »Ich will nicht mehr reden. Dann werde ich nur wieder schwach. Ich will mein Leben zurückhaben. Bitte, Amanda, versteh mich doch.«
Sie wischte eine Träne von ihrer Wange. »Das bedeutet das Ende für mich, das weißt du«, flüsterte sie.
»Es tut mir leid«, entgegnete er leise. »Wir hätten es niemals tun dürfen.«
Nikita reckte ihren Busen nach vorn, um besser hören zu können. »Was hätten Sie niemals tun dürfen? Heiraten?«
Tim erhob sich. »Es wäre nett, wenn Sie jetzt gehen würden.«
Nikita ließ sich jedoch nicht beirren. »Amanda, was meinten Sie mit ›Das bedeutet das Ende für mich‹? Was soll das heißen?«
»Nichts«, antwortete Amanda und stand ebenfalls auf. »Bitte gehen Sie jetzt.«
Nikita hakte ein weiteres Mal nach. »Was bedeutet das Ende? Muss sie sterben?«
In diesem Augenblick klopfte wieder jemand an die Tür.
»Jetzt nicht!«, rief Tim.
»Es ist aber dringend«, antwortete eine Kinderstimme von draußen, doch Tim ließ sich nicht erweichen.
»Dann nimm einen Topf oder eine Flasche, es ist mir egal!«, schleuderte er der Tür entgegen. Dann wandte er sich an die Besucher. »Bitte gehen Sie jetzt. Sofort.«
»Was versuchen Sie zu verbergen?«, fragte Nikita nach. In diesem Moment fühlte sie sich wie eine investigative Vollblut-Journalistin.
»Niemand muss sterben, und es reicht jetzt wirklich«, erwiderte Tim
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