Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
Sie waren etwas verbogen und zerknittert, aber das machte nichts. Solange Amandas Vergangenheit deutlich darauf sichtbar wurde.
Ich lief einen Schritt auf die beiden zu, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. Denn ich sah, wonach Tim in seiner Hosentasche gekramt hatte. Es war ein Ring.
Er wollte Amanda um ihre Hand bitten.
Ich blieb wie erstarrt auf meinem Platz stehen. Ich konnte es nicht tun.
Noch drei Sekunden, zwei, eins.
Die Kameras erwachten erneut zum Leben, Nikita deutete strahlend auf den Boxring und erklärte, was nun geschehen würde. Die Kandidaten standen darin und erhielten Boxhandschuhe, doch ich nahm kaum noch etwas wahr.
Wie versteinert hielt ich die Fotos fest und zerdrückte sie schließlich in meiner Hand zu einem winzigen Ball aus Papier. Ich trat einen Schritt von der Bühne zurück in die Dunkelheit der Kulisse, damit niemand mein entsetztes Gesicht sehen konnte.
Von dort aus beobachtete ich, wie Tim die Boxhandschuhe ablehnte und Nikita etwas ins Ohr flüsterte. Sie nickte erstaunt. Daraufhin kniete er vor Amanda nieder.
»Amanda«, sagte er. »Ich weiß, dies ist eine Show für Scheidungen, aber durch unsere Trennung habe ich erst gemerkt, wie wichtig du mir wirklich bist. Wir hatten keinen besonders guten Start, eigentlich gar keinen echten, um ehrlich zu sein. Aber das möchte ich ändern. Ich möchte an deiner Seite leben, und wenn nicht hier, weil sie dich abschieben, dann in Venezuela. Mir war die ganze Zeit gar nicht bewusst, welchen Schatz ich an meiner Seite hatte. Fast hätte ich ihn weggeworfen. Aber zum Glück habe ich es noch rechtzeitig gemerkt. Und zwar an dem Kribbeln, das ich jetzt jedes Mal fühle, wenn ich in deiner Nähe bin. Ich möchte mehr mit dir unternehmen, dir ein Heim bereiten. Für dich möchte ich sogar lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ich hoffe wirklich, du hilfst mir dabei. Amanda, willst du mich heiraten?«
Er streckte ihr den Ring entgegen.
Amanda lauschte gebannt seinen Worten, die Hände vor den Mund gepresst. Als er fertig war, schien sie nicht lange nachdenken zu müssen. Sofort nickte sie und rief ein helles und glückliches »Ja! Sí!« durch das Theater.
Die Zuschauer jubelten auf. Der Applaus schien gar nicht enden zu wollen, während sich Tim und Amanda umarmten, obwohl Nikita immer wieder versuchte, für Ruhe zu sorgen.
Irgendwann ebbte der Beifall doch ab, und Tim und Amanda stiegen aus dem Boxring und standen Hand in Hand auf der Bühne.
»Das war eine Überraschung!«, rief Nikita, als endlich wieder Stille herrschte. Dann wandte sie sich zu Antonia und Frederic um, die sich mit Boxhandschuhen an den Händen im Ring befanden. »Damit haben wir ein Siegerpaar. Antonia und Frederic – herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!«
Erneut ertönte Beifall, doch er schallte längst nicht so laut und lange wie bei Tim und Amanda.
»Heißt das, dass wir gar nicht boxen müssen?«, fragte Frederic.
»Nein, müssen Sie nicht«, erwiderte Nikita.
Er wollte etwas erwidern, doch er kam nicht dazu, denn die behandschuhte Faust von Antonia landete in seinem Gesicht. Er wurde nach hinten geschleudert und prallte von den Seilen des Ringes ab.
»Lass den Mist!«, rief er und richtete sich mühsam wieder auf. Doch Antonia ließ nicht locker. Wieder schlug sie zu, so dass er in den Seilen landete, dann noch einmal und noch einmal.
»Hören Sie auf!«, rief Nikita, doch nun schlug auch Frederic zu. Antonia taumelte nach hinten, ließ aber nicht locker und hieb erneut auf ihren Mann ein.
Schließlich stieg ein beherzter Bühnenarbeiter in den Ring, um die beiden zu trennen. Er bekam auch ein paar Schläge ab, aber das sah ich nicht mehr.
Ich hatte mich abgewandt und verließ das Theater.
KAPITEL 11
Die wirkliche Liebe beginnt, wo keine Gegengabe mehr erwartet wird.
Antoine de Saint-Exupéry
Ich hatte keine Lust auf den Trubel im Theaterrestaurant, wo die After-Show-Party stattfand. Ich hatte mich auf dem Dach des Gebäudes niedergelassen, über mir spannte sich der Nachthimmel, der leider bewölkt war, so dass sich keine Sterne blicken ließen. Nicht einmal eine Mondsichel. Immerhin hatte ich eine Flasche Sekt mitgenommen, mit der ich mit mir selbst auf mein Versagen anstieß.
»Du hast das Richtige getan«, sagte auf einmal eine Stimme. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu erkennen, wer es war.
»Woher weißt du das, Max?«, fragte ich.
»Weil ich weiß, dass du dich dafür verachtet hättest.« Er ließ
Weitere Kostenlose Bücher