Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor meinen Augen

Vor meinen Augen

Titel: Vor meinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Kuipers
Vom Netzwerk:
Abigails Party sauer bist. Ich habe nur zugesagt, weil ich dachte, du kämst mit.«
    »Sie hat mich nicht einmal gefragt.«
    »Na und? Es könnte doch trotzdem Spaß machen.«
    Ich verzog das Gesicht und erhaschte dann zufällig einen Blick von meinem Spiegelbild, wie ich da auf meinem Bett saß und mich selbst bemitleidete. Ich begann zu kichern. Rosa-Leigh kicherte auch. Sie sagte: »Ich hol dich ab.«
    »Du könntest vorher noch zu mir kommen«, schlug ich vor. »Und danach nehmen wir den Bus.«
    »Ich dachte schon, du würdest mich nie mal zur dir einladen.«
    »Mein Haus ist momentan nicht gerade das angenehmste …«
    Es herrschte einen Moment Stille, dann sagte Rosa-Leigh: »Mein Bruder findet dich süß.«
    »Welcher Bruder?« Ich wurde rot.
    »Joshua. Aber du kannst unmöglich meinen Bruder daten.«
    »Er findet mich wirklich süß?«
    »Du kannst echt unmöglich meinen Bruder daten.« Sie lachte.
    Ich fragte: »Wann kommst du denn?«
    »Morgen Nachmittag?«
    Irgendwie muss ich bis dahin unser Zuhause besser machen. Vielleicht kann ich so tun, als wäre Mum gar nicht da, dann braucht Rosa-Leigh sie nicht richtig kennenzulernen. Die Situation zwischen Mum und mir ist so angespannt und schlecht einzuschätzen. Ich weiß, dass vieles davon meine Schuld ist, aber ich kann sie einfach im Moment nicht ertragen.

Freitag, 14. April
    Rosa-Leigh kam und wir blieben in meinem Zimmer. Ich gab Mum nicht Bescheid, dass sie da war und stellte sie ihr auch nicht vor, obwohl mir klar war, dass ich das wahrscheinlich tun sollte. Rosa-Leigh und ich saßen auf meinem Bett und redeten und lachten, als es an meiner Tür klopfte und sie geöffnet wurde. Mum stand da und sah so hoffnungsvoll aus wie ein Kind an Weihnachten. Sie starrte Rosa-Leigh an, die auf dem Bett saß.
    Sie sagte: »Ihr Mädchen hört euch so an, als hättet ihr Spaß.« Sie sah zu mir und war so zufrieden, dass es schon peinlich war.
    Rosa-Leigh stand auf und sagte: »Ich bin Rosa-Leigh. Wir haben uns kürzlich bei mir zu Hause schon mal kennengelernt. Nett, Sie wiederzusehen.«
    »Hallo«, sagte Mum. »Freut mich, dass du hier bist … Möchtet ihr beiden vielleicht etwas zu essen?«
    »Alles bestens, Mum«, sagte ich. Ich wollte, dass sie wegging und aufhörte, so peinlich zu sein.
    »Nein, wirklich. Ich kann euch gern etwas machen.«
    »Wir brauchen nichts. Wir gehen zu Abigail.«
    »Wie geht es Abigail denn?«, fragte sie und lächelte dieses begeisterte Lächeln. Ich dachte schon, sie würde gleich reinkommen und sich aufs Bett setzen. Ich stand auf und sagte: »Wir müssen uns fertigmachen.«
    Sie sagte: »Ich kann euch gern hinfahren.«
    Ich schwieg.
    Rosa-Leigh sagte: »Das wäre toll, danke.«
    »Wir müssen uns jetzt fertigmachen«, sagte ich.
    Da sah Mum mich an und, wie ein langsam aufgehender Mond, zeigte sich Verstehen auf ihrem Gesicht. Sie begriff, dass ich sie nicht hier haben wollte. Sie sagte, sie könne uns fahren, wann immer wir soweit wären, und ging.
    Ich fühlte mich miserabel, holte tief Luft und sagte: »Sie ist echt peinlich, tut mir leid.«
    Rosa-Leigh zuckte mit den Schultern und sagte: »Sie ist wirklich nett. Du solltest …« Sie brach ab und sagte nichts mehr, und dafür war ich dankbar.

    Mum fuhr uns hin. Als Abigail die Tür öffnete, sah sie gar nicht gut aus, unglaublich dünn und blass. Ich sagte: »Hi.« Eigentlich hatte ich sie fragen wollen, warum sie mich nicht selbst zur Party eingeladen hatte, wo wir doch angeblich wieder Freundinnen waren, aber ich lächelte einfach, als sei alles normal.
    Sie sah mich an, als ob sie mich gar nicht sofort erkannt hätte, begrüßte mich dann aber mit einem breiten Lächeln: »Hi.«
    Plötzlich war ich froh, dass ich gekommen war. Ich musste unbedingt mit Abigail reden. Ich musste mich wieder richtig mit ihr versöhnen. Sie war immer meine beste Freundin gewesen und ich vermisste sie. Wir hatten früher eine so gute Zeit zusammen, sie dachte sich verrückte Sachen aus und ich hörte ihr zu und lachte mit ihr. Einen Moment lang hatte ich den Eindruck, sie wollte mich umarmen, aber dann drängte sich jemand vorbei. Dan tauchte auf und legte seine Arme um ihre Taille. Ich dachte unwillkürlich, wie es wohl wäre, wenn er mich so umarmen würde. Ich sah Abigail an und erwartete, sie strahlen zu sehen. Aber ihr Mund war zusammengekniffen. Doch obwohl es offensichtlich war, dass sie sich mit Dan unwohl fühlte, war ich eifersüchtig; ich wollte auch so umarmt werden.
    Ich hatte

Weitere Kostenlose Bücher