Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
sind«, sagte er, und schon wusste ich, dass der Besuch von Erics Schöpfer gar nicht gut lief.
    Besuch von auswärts ist oft furchtbar, stimmt's? Man besichtigt mit den Gästen die Sehenswürdigkeiten ringsum, man verköstigt sie und versucht, sie zu unterhalten, aber dann ertappt man sich bei dem Wunsch, dass sie doch bitte wieder abfahren mögen. Es war nicht schwer zu erkennen, dass Eric mit den Nerven ziemlich am Ende war. Er saß mit Appius Livius Ocella und Alexej an einem Tisch. Alexej sah natürlich viel zu jung aus, um eine Bar wie das Fangtasia besuchen zu dürfen, was die Absurdität der Situation nur noch steigerte.
    »Guten Abend«, sagte ich steif. »Eric, du wolltest mich sprechen?«
    Eric rutschte näher an die Wand, damit auch ich Platz auf der Sitzbank hatte, und ich setzte mich dazu. Sowohl Appius Livius als auch Alexej begrüßten mich, Appius mit einem angestrengten Lächeln, Alexej etwas ungezwungener. Als wir alle zusammensaßen, merkte ich, dass die Nähe zu ihnen meine innere Anspannung lockerte, jenes Band, dass uns alle miteinander verband.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte Eric so leise, dass ich zuerst dachte, ich hätte es mir eingebildet.
    Ich würde ihn nicht darauf hinweisen, dass er es war, der sich seit Tagen nicht gemeldet hatte. Das wusste er. Doch es bedurfte all meiner Selbstkontrolle, ein paar spitze Bemerkungen hinunterzuschlucken.
    »Wie ich dir schon am Telefon zu sagen versuchte, die Rudelversammlung zu Basim ist auf Montag festgesetzt.«
    »Wo und wann?«, fragte er, und es lag ein Ton in seiner Stimme, der mir zeigte, dass er nicht gerade glücklich und zufrieden war. Na, da waren wir ja schon zu zweit.
    »Bei Alcide. In dem Haus, wo früher sein Dad gewohnt hat. Um acht Uhr.«
    »Und Jason begleitet dich? Ganz bestimmt?«
    »Ich habe noch nicht mit ihm geredet, ihm aber auf die Mailbox gesprochen.«
    »Du warst wütend auf mich.«
    »Ich habe mir Sorgen gemacht um dich«, sagte ich, doch ich konnte ihm über meine Gefühle nichts erzählen, was er nicht sowieso schon wusste.
    »Ja«, erwiderte Eric mit ausdrucksloser Stimme.
    »Eric ist ein ausgezeichneter Gastgeber«, warf der Zarewitsch ein, als würde ich einen Bericht erwarten.
    Mühsam gelang es mir, den Jungen anzulächeln. »Freut mich, Alexej. Was hast du in den letzten Tagen denn unternommen? Ich glaube, du warst vorher noch nie in Shreveport.«
    »Nein«, sagte Appius Livius mit seinem seltsamen Akzent. »Wir waren noch nie zu Besuch hier. Es ist eine hübsche kleine Stadt. Mein älterer Sohn tut sein Bestes, um für Abwechslung zu sorgen und dafür, dass die Schwierigkeiten nicht überhandnehmen.«
    Oha, da schwang eine sarkastische Note mit. An Erics Anspannung konnte ich erkennen, dass er bei der Bewältigung der Aufgabe, »die Schwierigkeiten nicht überhandnehmen« zu lassen, nicht nur Erfolg gehabt hatte.
    »Der World Market ist toll«, begann ich. »Dort kann man Dinge aus der ganzen Welt kaufen. Und Shreveport war einst die Hochburg der Konföderierten.« Ach du meine Güte, das musste aber noch besser werden. »Und in der Stadthalle können Sie Elvis' Garderobe besichtigen«, fügte ich in besonders fröhlichem Ton hinzu. Ob Bubba wohl je dort gewesen war, um seine alten Gefilde mal wiederzusehen?
    »Ich hatte gestern Nacht einen sehr guten Teenager«, sagte Alexej plötzlich ähnlich vergnügt. Als hätte er erzählt, dass er eine rote Ampel überfahren hatte.
    Ich öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus. Wenn ich auch nur ein falsches Wort sagte, könnte ich hier und jetzt sterben. »Alexej«, sagte ich und klang viel ruhiger, als ich mich fühlte, »du musst dich zurückhalten. Das ist gegen das Gesetz hier. Dein Schöpfer und Eric könnten beide darunter zu leiden haben.«
    »Als ich bei meiner Menschenfamilie lebte, durfte ich tun, was immer ich wollte«, erwiderte Alexej in einem Ton, auf den ich mir keinen Reim machen konnte. »Ich war sehr krank, und sie haben mir jeden Wunsch erfüllt.«
    Eric zuckte zusammen.
    »Das kann ich verstehen«, sagte ich. »So würde wohl jede Familie mit einem kranken Kind umgehen. Aber da du nun gesund bist und viele Jahre Zeit hattest, um erwachsen zu werden, wirst du sicher verstehen, dass es keine gute Idee ist, immer das zu tun, was du willst.« Mir wären noch mindestens zwanzig weitere Dinge eingefallen, doch ich hörte hier lieber mal auf. Und das war auch gut so. Appius Livius sah mir direkt in die Augen und nickte fast unmerklich.
    »Ich sehe aber

Weitere Kostenlose Bücher