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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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halten muss! Wenigstens war das etwas, das ich im Sitzen erledigen konnte.
    Nach dem Telefonat fiel mir ein, dass ich die Zeitungen noch hereinholen musste, und stellte dabei fest, dass meine Beine mir nicht länger den Dienst versagten. Und so las ich die Zeitungen der letzten beiden Tage, während ich mir im Ofen eine Fertigpastete warm machte.
    Leider standen schon auf der ersten Seite jede Menge Schrecklichkeiten. In Shreveport hatte es einen grausamen Mord gegeben, der vermutlich mit einer Auseinandersetzung unter Gangs zu tun hatte. Das Opfer, ein junger Schwarzer, war in den Farben einer Gang gekleidet gewesen, was für die Polizei wie ein blinkender Pfeil in diese Richtung wies. Er war allerdings nicht erschossen worden, sondern man hatte unzählige Male mit einem Messer auf ihn eingestochen und ihm dann noch die Kehle aufgeschlitzt. Igitt. Klang für meine Ohren eher nach was Persönlichem als nach einem Gangmord. Und in der nächsten Nacht passierte noch einmal das Gleiche. Diesmal traf es einen Neunzehnjährigen, der die Farben der feindlichen Gang trug. Er war auf die gleiche schreckliche Weise gestorben. Ich schüttelte den Kopf über die Tatsache, dass diese jungen Männer aus für mich vollkommen nichtigen Gründen gestorben waren, und wandte mich einem anderen Artikel zu, den ich sehr spannend, aber auch sehr beunruhigend fand.
    Die Diskussion über die Registrierungspflicht für Wergeschöpfe nahm an Schärfe zu. Der Zeitung zufolge drehte sich die große Kontroverse allein um die Werwölfe. Andere Zweigestaltige kamen in diesem Artikel kaum vor, obwohl ich mindestens einen Werfuchs, eine Werfledermaus, zwei Wertiger, etliche Werpanther und einen Gestaltwandler kannte. Die Werwölfe, die am zahlreichsten waren unter den Zweigestaltigen, traf es mit voller Wucht. Und sie wehrten sich nach Kräften, was vollkommen richtig war.
    »Warum sollte ich mich registrieren lassen, als wäre ich ein illegaler Fremder oder tot?«, wurde Scott Wacker, ein Armeegeneral, zitiert. »Meine Familie ist seit sechs Generationen in Amerika, und wir sind alle bei der Armee. Meine Tochter ist im Irak. Reicht das nicht?«
    Der Gouverneur eines Bundesstaates im Nordwesten sagte: »Wir müssen wissen, wer Werwolf ist und wer nicht. Wenn Polizisten es bei einem Unfall mit Toten zu tun haben, müssen sie es zum Beispiel wissen, um sich nicht mit verseuchtem Blut zu infizieren. Und es erleichtert die Identifizierung.«
    Ich stach mit der Gabel die heiße Pastete auseinander, damit sie schneller kalt wurde. Dann dachte ich über das eben Gelesene nach. Schwachsinn , entschied ich.
    »Das ist Humbug«, entgegnete General Wacker im nächsten Absatz. Wacker und ich hatten also etwas gemeinsam. »Zum einen: Wir verwandeln uns in Menschen zurück, wenn wir tot sind. Und Polizisten tragen heutzutage sowieso schon Handschuhe, wenn sie mit Leichen zu tun haben. Die Identifizierung ist nicht problematischer als bei den Eingestaltigen auch. Warum sollte sie das auch sein?«
    Gib's ihnen, Wacker.
    Der Zeitung zufolge reichte die Menge derer, die sich an der Debatte beteiligten, von den Menschen auf der Straße (einschließlich jener, die nicht einfach nur Menschen waren) bis zu den Mitgliedern des Kongresses, vom Armeepersonal bis zu Feuerwehrleuten, von Gesetzesexperten bis zu Verfassungsrechtlern.
    Anstatt global oder national zu denken, versuchte ich einzuschätzen, wie sich die Dinge im Merlotte's entwickelt hatten seit der Enthüllung. War der Umsatz eingebrochen? Ja, anfangs hatte es einen leichten Rückgang gegeben, gleich nachdem die Gäste Sam bei der Verwandlung in einen Hund und Tray bei der Verwandlung in einen Wolf zugesehen hatten. Aber dann hatten die Leute begonnen, wieder so viel zu trinken wie früher.
    War es also eine künstlich aufgebauschte Diskussion?
    Nicht so sehr, wie mir lieb gewesen wäre, dachte ich, nachdem ich noch ein paar weitere Artikel gelesen hatte.
    Manche Leute verabscheuten regelrecht den Gedanken, dass Personen, die sie schon ihr ganzes Leben lang kannten, noch eine andere, mysteriöse Seite hatten, eine Seite, die der Öffentlichkeit bislang verborgen geblieben war. Das war jedenfalls der Eindruck, den ich gewonnen hatte, und so schien es immer noch zu sein. Keiner rückte auch nur einen Millimeter von seinem Standpunkt ab, während die Werwölfe immer wütender wurden und die Öffentlichkeit immer mehr Angst bekam. Zumindest ein sehr stark das Wort ergreifender Teil der Öffentlichkeit.
    In Redding,

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