Vor Vampiren wird gewarnt
Brünette, deren Haar grau zu werden begann, lachte. »Die Steuern steigen, wie immer. Das sollten Sie doch wissen, Eric, Sie zahlen ja genug.«
»Es ist schön zu sehen, dass unsere Vampir-Bürger so gut mit unseren Menschen-Bürgern auskommen«, sagte Katherine herzlich und sah sich im Fangtasia um, das so wenige Gäste hatte, als wäre es gar nicht geöffnet. Sie zog kurz und kaum wahrnehmbar die blonden Augenbrauen zusammen, aber das war auch schon das einzige Anzeichen dafür, dass Katherine bemerkt hatte, wie schlecht Erics Geschäfte liefen.
»Ihr Tisch ist fertig!«, sagte da Pam und wies mit weit ausholender Geste auf die zwei Tische, die für die kleine Gruppe von Leuten zusammengestellt worden waren. Die MVA-Bevollmächtigte des Bezirkes wandte sich noch einmal an Eric: »Entschuldigen Sie, aber jetzt muss ich mich erst mal um meine Freunde kümmern.«
Nach jeder Menge Höflichkeitsfloskeln und Immer-eine-Freude-Sie-zu-sehen waren wir endlich allein, soweit man von allein sprechen kann, wenn man an einem Tisch mitten in einer Bar sitzt. Pam machte Anstalten, zu uns zu kommen, doch Eric gebot ihr mit erhobenem Zeigefinger Einhalt. Dann ergriff er mit beiden Händen meine Rechte und lehnte die Stirn daran.
»Kannst du mir mal sagen, was mit dir los ist?«, fragte ich rundheraus. »Die Situation ist furchtbar. Es ist sehr schwer, Vertrauen in uns zu haben, wenn ich nicht weiß, was vor sich geht.«
»Ocella hatte einige Dinge mit mir zu besprechen«, sagte Eric. »Einige unerfreuliche Dinge. Und wie du gesehen hast, leidet mein Bruder.«
»Ja, daran hat er mich teilhaben lassen«, erwiderte ich. Es war immer noch schwer zu begreifen, was ich gesehen und erlitten hatte mit dem Jungen, durch seine Erinnerung an den Tod all derer, die er geliebt hatte. Der Zarewitsch von Russland, einziger Überlebender eines Massenmordes, könnte eine Psychotherapie vertragen. Vielleicht sollten er und Dermot in dieselbe Therapiegruppe gehen. »Wer so etwas durchgemacht hat, ist danach nicht Mr Geistig Gesund. Es muss die Hölle gewesen sein für ihn, ich weiß. Aber da ich selbst nie Derartiges durchmachen musste, möchte ich doch sagen, dass ich es...«
»Dass du es auch auf diese Weise nicht durchmachen willst«, sagte Eric. »Da bist du nicht allein. Für uns ist es am deutlichsten: für Ocella, für mich, für dich. Aber er kann auch andere daran teilhaben lassen. Für sie ist es nicht so detailliert, sagen sie. Aber diese Erinnerung will keiner haben. Wir tragen alle unsere eigenen schlechten Erinnerungen mit uns herum. Ich fürchte, er wird möglicherweise als Vampir nicht überleben können.« Eric hielt kurz inne und drehte die TrueBlood-Flasche vor sich im Kreis. »Offenbar ist es jede Nacht eine Schinderei, Alexej dazu zu bewegen, auch nur die einfachsten Dinge zu tun. Und andere Dinge zu unterlassen. Seine Bemerkung über den Teenager hast du ja gehört. Ich will nicht ins Detail gehen. Aber ... hast du in letzter Zeit die Shreveporter Zeitung gelesen?«
»Du meinst, Alexej ist wahrscheinlich für diese beiden Morde verantwortlich?« Ich konnte nur dasitzen und Eric anstarren. »Die Messerstiche, die aufgeschlitzten Kehlen? Aber er ist so schmächtig, und so jung.«
»Er ist geisteskrank«, sagte Eric. »Ocella hat mir vor ein paar Nächten schließlich erzählt, dass Alexej schon früher Phasen wie diese hatte - aber nicht so gravierend. Deshalb denkt er jetzt daran, wenn auch widerwillig, Alexej in den endgültigen Tod zu schicken.«
»Du meinst, indem er ihn einschläfert?«, fragte ich, weil ich glaubte, mich verhört zu haben. »Wie einen Hund?«
Eric sah mir direkt in die Augen. »Ocella liebt den Jungen, aber es geht nicht an, dass er Menschen oder andere Vampire tötet, wenn er diese Anfälle hat. Über solche Morde wird in der Zeitung berichtet. Und was, wenn er geschnappt wird? Wenn irgendein Russe ihn aufgrund dieser traurigen Berühmtheit erkennt? Was würde das für unsere Beziehungen zu den russischen Vampiren bedeuten? Und wichtiger noch, Ocella kann ihn nicht jede einzelne Minute im Auge haben. Zweimal ist der Junge auf eigene Faust draußen gewesen. Und das hatte zwei Tode zur Folge. In meinem Bezirk! Er wird all das, was wir hier in den Vereinigten Staaten aufzubauen versuchen, zerstören. Nicht, dass mein Schöpfer sich groß um meine Position in diesem Land scheren würde«, fügte Eric ein wenig bitter hinzu.
Ich gab Eric einen festen Klaps auf die Wange. Keinen Schlag. Einen festen
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