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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Kalifornien, und Lansing, Michigan, hatte es Demonstrationen und Unruhen gegeben. Ob so was auch hier oder in Shreveport möglich war? Ich fand es eher unwahrscheinlich und die Vorstellung furchtbar. Durchs Küchenfenster sah ich hinaus in die hereinbrechende Abenddämmerung, als erwartete ich, eine Menschenmenge mit Fackeln aufs Merlotte's zumarschieren zu sehen.
    Es war ein seltsam trister Abend. Es gab kaum etwas aufzuräumen, nachdem ich gegessen hatte, all meine Wäsche war gewaschen und im Fernsehen lief nichts, was ich sehen wollte. Ich rief meine E-Mails ab: keine Nachricht von Judith Vardamon.
    Aber von Alcide war eine E-Mail gekommen: »Sookie, wir haben die Rudelversammlung auf Montagabend um acht bei mir zu Hause angesetzt. Wir müssen uns noch um einen Schamanen bemühen, der die Beurteilung vornimmt. Ich erwarte Dich und Jason dann.« Es war schon fast eine Woche her, seit wir Basims Leiche im Wald gefunden hatten, und jetzt hörte ich zum ersten Mal etwas in der Angelegenheit. Aus den »ein oder zwei Tagen« waren sechs geworden. Und das hieß auch, dass ich wirklich schon sehr lange nichts von Eric gehört hatte.
    Ich rief noch einmal Jason an und hinterließ eine Nachricht auf der Mailbox seines Handys. Und obwohl ich versuchte, mir keine Sorgen zu machen, musste ich daran denken, dass noch jedes Mal, wenn ich mit dem ganzen Rudel zu tun hatte, irgendetwas Gewalttätiges und Schreckliches passiert war.
    Ich dachte noch einmal über den Toten in dem Grab auf der Lichtung nach. Wer hatte ihn dort hingebracht?
    Vermutlich wollte der Mörder, dass Basim schwieg. Doch die Leiche war nicht aus Versehen auf meinem Land vergraben worden.
    Ich las noch eine halbe Stunde, dann war es vollkommen dunkel, und ich spürte Erics Gegenwart, aber auch die weniger stark ausgeprägte der anderen beiden Vampire, die ihn definitiv begleiteten. Sobald sie erwachten, fühlte ich mich erschöpft. Was meine Gereiztheit derart steigerte, dass ich meinen eigenen Entschluss über Bord warf.
    Eric bekam mit, dass ich unglücklich war, das wusste ich. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig. Vielleicht hielt er mich auf Abstand, um mich zu beschützen. Vielleicht wusste er nicht, dass ich sowohl seinen Schöpfer als auch Alexej wahrnahm. Ich holte einmal tief Luft und rief ihn an. Ich presste das Telefon ans Ohr, als hielte ich Eric selbst im Arm. Und ich dachte, und noch vor einer Woche hätte ich das nicht für möglich gehalten: Was, wenn er nicht rangeht?
    Das Telefon klingelte, und ich hielt den Atem an. Nach dem zweiten Klingeln nahm Eric ab. »Es gibt einen Termin für die Rudelversammlung«, stieß ich hervor.
    »Sookie«, sagte er. »Kannst du herkommen?«
    Auf der Fahrt nach Shreveport fragte ich mich mindestens viermal, ob ich das Richtige tat. Aber ich kam zu dem Schluss, dass die Frage, ob ich mich richtig oder falsch verhielt (indem ich sofort zu Eric rannte, als er mich darum bat), eigentlich gar keine war. Wir hingen beide an den entgegengesetzten Enden eines zwischen uns gesponnenen Bandes, eines aus Blut gesponnenen Bandes. Und es dominierte all unsere Gefühle, die wir zu welchem Zeitpunkt auch immer hegten. Ich wusste, dass er lustlos und deprimiert war. Er wusste, dass ich wütend, nervös und verletzt war. Und trotzdem fragte ich mich: Wenn er mich angerufen und ich ihn um dasselbe gebeten hätte, wäre er dann ins Auto gesprungen (oder in den Himmel aufgeflogen) und sofort vor meiner Haustür aufgetaucht?
    Sie seien im Fangtasia, hatte er gesagt.
    Ich war entsetzt, dass nur so wenige Autos vor der einzigen Vampir-Bar in Shreveport parkten. Das Fangtasia war eine der großen Touristenattraktionen in einer Stadt, deren Besucherzahlen ständig wuchsen, und ich hatte erwartet, dass der Nachtclub voll sein würde. Hinten auf dem Parkplatz für Angestellte parkten fast genauso viele Autos wie vorne vor dem Haupteingang. Das war noch nie vorgekommen.
    Maxwell Lee, ein afroamerikanischer Geschäftsmann, der zufällig auch Vampir war, machte Dienst an der Hintertür, auch das eine Premiere. Die Hintertür war nie extra bewacht worden, weil sich die Vampire so sicher waren, dass sie auf sich selbst aufpassen konnten. Doch da stand er, in dem üblichen Dreiteiler, und hatte eine Aufgabe übernommen, die er sonst als unter seiner Würde betrachtet hätte. Und er wirkte nicht verärgert, sondern beunruhigt.
    »Wo sind sie?«, fragte ich.
    Er wies mit dem Kopf in Richtung des Barraums. »Ich bin froh, dass Sie hier

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