Vor Vampiren wird gewarnt
klickte sie mit der Maus an.
Ein Klopfen an meiner Hintertür ließ mich aufspringen wie einen Frosch.
Ich schob den Stuhl zurück. Nach kurzem Zögern holte ich das Gewehr aus dem Wandschrank im vorderen Zimmer. Dann ging ich zur Hintertür und spähte durch den neuen Türspion. »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte ich.
Der heutige Tag war randvoll mit Überraschungen, und es war noch nicht mal zehn Uhr.
Ich ließ das Gewehr wieder sinken und öffnete die Tür. »Claude«, sagte ich. »Komm rein. Möchtest du etwas trinken? Ich habe Coke, Kaffee und Orangensaft.«
Mir fiel auf, dass Claude den Riemen einer großen Tasche über der Schulter hatte. Und so wie sie aussah, schien die Tasche prallgestopft zu sein mit Kleidern. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn zu einer Pyjamaparty eingeladen zu haben.
Er kam herein; irgendwie wirkte er ernst und unglücklich. Claude war schon früher in meinem Haus gewesen, aber nicht oft, und er sah sich in der Küche um. Meine Küche war neu, weil die alte Küche abgebrannt war; deshalb hatte ich lauter glänzende Küchengeräte, und alles sah noch schön und ordentlich aus.
»Sookie, ich halt's einfach nicht mehr länger allein in unserem Haus aus. Kann ich eine Weile bei dir unterkommen, Cousine?«
Jetzt stand mir echt der Mund offen, und ich versuchte, ihn wieder zuzuklappen, ehe er mitbekam, wie schockiert ich war - erstens, weil Claude zugab, dass er Hilfe brauchte, zweitens, weil er es mir gegenüber zugab, und drittens, weil Claude mit mir in einem Haus wohnen wollte, obwohl er meine Existenz normalerweise irgendwo auf dem Niveau eines Käfers ansiedelte. Ich bin ein Mensch und ich bin eine Frau, also spricht schon zweierlei gegen mich, jedenfalls aus Claudes Perspektive. Und dann war da natürlich noch die Sache, dass seine Schwester Claudine gestorben war, als sie mich beschützen wollte.
»Claude«, sagte ich und versuchte, vor allem mitfühlend zu klingen, »setz dich doch erst mal. Was ist denn los?« Ich warf einen Blick auf das Gewehr, unerklärlicherweise froh darüber, dass es in Reichweite war.
Claudes Blick streifte es nur flüchtig. Nach einem kurzen Zögern stellte er seine Tasche ab und stand einfach nur da, als wüsste er nicht, was er als Nächstes tun sollte.
Es erschien mir irgendwie unwirklich, allein mit meinem Elfencousin in meiner Küche zu sein. Auch wenn er sich offensichtlich entschlossen hatte, weiterhin unter Menschen zu leben, war er doch weit davon entfernt, ein herzliches Verhältnis zu ihnen zu haben. Ungeachtet seiner äußeren Schönheit war Claude nämlich ein rücksichtsloser Mistkerl, soweit ich es mitbekommen hatte. Aber er hatte seine Ohren einer Schönheitsoperation unterzogen, um den Menschen stärker zu gleichen und nicht ständig so viel Kraft darauf verschwenden zu müssen, menschlicher zu erscheinen. Und soweit ich wusste, hatte Claude stets mit Menschenmännern sexuelle Beziehungen gehabt.
»Wohnst du denn noch in dem Haus, das du dir mit deiner Schwester geteilt hast?« Es war ein ganz normaler Bungalow mit drei Schlafzimmern in Monroe.
»Ja.«
Okay. Mal sehen, ob wir das Thema nicht irgendwie anders angehen konnten. »Halten die Clubs dich nicht mehr genug auf Trab?« Claude besaß und managte zwei Strip-Clubs - das Hooligans und einen neuen, den er gerade erst übernommen hatte - und trat mindestens einmal die Woche selbst auf. Daher hatte ich mir vorgestellt, dass er nicht nur sehr beschäftigt, sondern auch sehr wohlhabend sein müsste. Und nun musste er seine Einkünfte aus den Clubs nicht mal mehr mit seiner Schwester teilen. Außerdem bekam er sicher eine Menge Trinkgelder, da er attraktiv war bis zum Abwinken, und seine gelegentlichen Jobs als Cover-Model für Romane warfen bestimmt auch einiges ab. Claude konnte selbst die respektabelste Großmutter in Verzückung versetzen. Mit einem so hinreißenden Mann in ein und demselben Raum zu sein machte die Frauen einfach high ... bis er den Mund aufmachte jedenfalls.
»Ich habe genug zu tun. Und an Geld mangelt es mir auch nicht. Aber ohne jemanden meiner eigenen Art um mich ... verhungere ich ganz einfach.«
»Im Ernst?« , erwiderte ich, ohne nachzudenken, und hätte mir am liebsten selbst einen Tritt verpasst. Aber dass Claude mich brauchte (oder überhaupt irgendwen), erschien mir einfach so absolut unwahrscheinlich. Seine Bitte, bei mir bleiben zu dürfen, kam völlig unerwartet und im denkbar ungünstigsten Augenblick.
Aber in meiner Vorstellung
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