Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
gehen. »Komm doch bitte herein, ich muss mich kurz umziehen.« Ich hatte im Merlotte's die Lunch-Schicht gehabt und war danach zu Hause einfach nur in Shorts und T-Shirt herumgelaufen.
    Weil ich es eilig hatte, entschied ich mich für einen schwarzen Rock, der knapp über dem Knie endete, und eine weiße Bluse mit kurzen angeschnittenen Ärmeln, die ich im Ausverkauf bei Stage erstanden hatte. Ich zog einen roten Ledergürtel durch die Rockschlaufen und holte ein Paar rote Sandalen ganz hinten aus dem Schrank. Einmal durchs Haar gefahren, und fertig.
    Wir nahmen mein Auto, das langsam mal wieder überholt werden musste.
    Es war keine lange Fahrt bis zur Villa der Bellefleurs; in Bon Temps gab es keine großen Entfernungen. Wir parkten auf der Auffahrt vor dem Haupteingang, auch wenn ich eine Menge Autos hinter dem Haus stehen sah, als wir zu den Bellefleurs abbogen. Andys Wagen und auch Portias hatte ich dort entdeckt. Und außerdem einen alten grauen Chevy Chevette, der unauffällig im Hintergrund parkte, sodass ich mich fragte, ob Miss Caroline eine 24-Stunden-Pflegerin hatte.
    Wir stiegen die Stufen zu der großen Doppeltür hinauf. Bill fand es nicht angemessen (»schicklich« war das Wort, das er benutzte), zur Hintertür zu gehen, und unter diesen Umständen gab ich ihm recht. Bill ging langsam, es bereitete ihm sichtlich Mühe. Mehr als einmal wollte ich ihm anbieten, ihm die schwere Bibel abzunehmen. Doch ich wusste, dass er das nicht zulassen würde, und so sparte ich mir die Worte.
    Halleigh kam an die Tür, Gott sei Dank. Es verblüffte sie, Bill zu sehen, doch sie hatte sich rasch wieder gefasst und begrüßte uns.
    »Halleigh, Mr Compton bringt die Familienbibel, die Andys Großmutter sehen möchte«, sagte ich, nur für den Fall, dass Halleigh vorübergehend blind geworden war und den dicken Folianten noch nicht bemerkt haben sollte. Halleigh wirkte ziemlich erledigt. Ihr braunes Haar war verstrubbelt, und ihr grüngeblümtes Kleid sah in etwa so mitgenommen aus wie ihre müden Augen. Vermutlich war sie noch zu Miss Caroline herübergekommen, nachdem sie den ganzen Tag Grundschüler unterrichtet hatte. Halleigh war unübersehbar schwanger, was Bill, einem flüchtigen Ausdruck in seinem Gesicht nach zu urteilen, anscheinend nicht gewusst hatte.
    »Oh.« Man sah Halleigh die Erleichterung nur zu deutlich an. »Mr Compton, bitte kommen Sie doch herein. Sie ahnen ja gar nicht, wie oft Miss Caroline danach gefragt hat.« Halleighs Reaktion ließ deutlich erkennen, wie oft.
    Gemeinsam betraten wir die Eingangshalle. Die breite Treppenflucht vor uns und zu unserer Linken schwang sich elegant in den zweiten Stock hinauf. Viele Bräute aus Bon Temps hatten auf dieser Treppe ihre Hochzeitsfotos machen lassen. Ich war sie auch schon auf hohen Absätzen und in einem langen Kleid heruntergekommen, als ich auf Halleighs und Andys Hochzeit kurzfristig für eine krank gewordene Brautjungfer einspringen musste.
    »Ich fände es sehr schön, wenn Bill Miss Caroline die Bibel selbst geben könnte«, sagte ich, damit das Schweigen nicht zu Verlegenheit führte. »Es gibt da eine familiäre Verbindung.«
    Jetzt Schwächelten sogar Halleighs exzellente Manieren. »Oh ... wie interessant.« Ihre Haltung wurde ganz starr, und ich sah Bill die Rundung ihres Schwangerschaftsbauchs bewundern. Ein flüchtiges Lächeln umspielte seinen Mund. »Das wäre ganz wunderbar«, fuhr Halleigh fort, die sich gleich wieder gefangen hatte. »Gehen wir doch nach oben.«
    Wir stiegen hinter ihr die Treppe hinauf, und ich musste mich zwingen, nicht nach Bills Ellbogen zu greifen, um ihn ein wenig zu stützen. Ich würde irgendetwas tun müssen, um Bill zu helfen. Sein Zustand besserte sich offensichtlich gar nicht. Ein Anflug von Furcht beschlich mein Herz.
    Im ersten Stock gingen wir noch ein Stück den Korridor entlang bis zur Tür des großen Schlafzimmers, die diskret nur ein paar Zentimeter offen stand. Halleigh ging hinein.
    »Sookie und Mr Compton haben die Familienbibel gefunden«, sagte sie. »Dürfen sie hereinkommen, Miss Caroline?«
    »Ja, natürlich, herein mit ihnen«, erwiderte eine schwache Stimme, und Bill und ich traten ins Schlafzimmer.
    Miss Caroline war die Königin des Zimmers, daran bestand kein Zweifel. Andy und Portia standen rechts vom Bett, und sie blickten besorgt drein, als sie Bill und mich sahen. Mir fiel auf, dass Portias Ehemann Glen nicht da war. Links vom Bett saß eine Afroamerikanerin mittleren Alters in

Weitere Kostenlose Bücher