Vor Vampiren wird gewarnt
war.
»Ich denke, eine einfache Durchsuchung wird reichen«, meinte Bud. »Uns wurde eine ziemlich genaue Stelle genannt.« (Und es war teuer, Spürhunde zu mieten, dachte er.)
»Ach du meine Güte«, rief ich ehrlich überrascht. »Wie konnte diese Person behaupten, selbst nichts damit zu tun zu haben, wenn sie wusste, wo genau die Leiche liegt? Das verstehe ich nicht.« Ich hatte gehofft, Bud würde mir noch mehr erzählen, aber den Gefallen tat er mir nicht.
Andy zuckte die Achseln. »Wir sollten uns auf die Suche machen.«
»Viel Erfolg«, sagte ich absolut zuversichtlich. Wären sie mit Spürhunden aufgetaucht, hätte ich Blut und Wasser geschwitzt, dass sie Debbie Pelt oder die Grube, in der Basim gelegen hatte, finden würden. »Sie werden Verständnis haben, dass ich hier im Haus bleibe, während Sie durch den Wald stiefeln. Ich hoffe, Sie kriegen nicht zu viele Zecken ab.« Zecken lauerten im Unterholz und im Unkraut, nahmen den Geruch und die Körperwärme der Menschen wahr und ließen sich dann voll Zutrauen auf sie fallen. Ich sah, wie Andy seine Hose in die Stiefel stopfte, und Bud und Alcee sprühten sich mit irgendetwas ein.
Als die Männer im Wald verschwunden waren, sagte Claude: »Kannst du mir mal erzählen, warum du keine Angst hast?«
»Wir haben die Leiche gestern Nacht woanders hingeschafft«, antwortete ich, ging ins Haus zurück und setzte mich an den Tisch mit dem Computer, den ich aus Hadleys Apartment mitgebracht hatte. Sollte Claude das doch erst mal allein verdauen! Nach kurzer Zeit hörte ich ihn die Stufen wieder hinauflaufen.
Weil ich sowieso warten musste, bis die Männer aus dem Wald zurückkamen, konnte ich zwischendurch auch meine E-Mails abrufen. Eine Menge weitergeleitete Nachrichten, die meisten religiösen oder patriotischen Inhalts, von Hoyts Mutter Maxine Fortenberry. Ich löschte sie alle, ohne sie auch nur zu öffnen. Aber eine E-Mail von Halleigh, Andy Bellefleurs schwangerer Ehefrau, las ich. Ein seltsamer Zufall, dass ich ihre Nachricht gerade in dem Moment las, da ihr Ehemann auf einem vergeblichen Unterfangen hinter meinem Haus durch den Wald streifte.
Halleigh schrieb, dass sie sich großartig fühle. Einfach großartig! Aber Andys Großmutter Caroline werde zusehends schwächer, und Halleigh fürchtete, dass Miss Caroline die Geburt ihres Urenkels nicht mehr erleben werde.
Caroline Bellefleur war schon sehr alt. Andy und Portia waren beide in Miss Carolines Haus aufgewachsen, nachdem ihre Eltern gestorben waren. Miss Caroline war bereits länger Witwe, als sie verheiratet gewesen war. Ich hatte keine Erinnerung an Mr Bellefleur und war ziemlich sicher, dass auch Andy und Portia ihn nicht allzu lange gekannt hatten. Andy war älter als Portia, und Portia war ein Jahr älter als ich, deshalb ging ich davon aus, dass Miss Caroline, die einst die beste Köchin im Landkreis Renard gewesen war und den besten Schokoladenkuchen der Welt gemacht hatte, mindestens neunzig war.
»Jedenfalls«, schrieb Halleigh weiter, »ist es für sie wichtiger als alles andere auf der Welt, die Familienbibel zu finden. Du weißt ja, dass sie immer irgendeine fixe Idee hat, und jetzt geht es darum, diese Bibel aufzutreiben, die schon seit Urzeiten keiner mehr gesehen hat. Und da hatte ich eine etwas verrückte Idee. Sie glaubt, dass die Familie Bellefleur vor längerer Zeit mal mit einem Zweig der Comptons verschwägert war. Würde es Dir viel ausmachen, Deinen Nachbarn Mr Compton zu bitten, doch mal in seinem Haus nach dieser alten Bibel zu suchen? Es scheint mir ein Hirngespinst zu sein, aber sie ist noch ganz die Alte, nur körperlich wird sie immer schwächer.«
Das war wirklich eine nette Art, auszudrücken, dass Miss Caroline andauernd von dieser Bibel sprach.
Jetzt war ich in einer Zwickmühle. Ich wusste, dass sich die Bibel drüben im Haus der Comptons befand. Und ich wusste, dass Miss Caroline, wenn sie hineinsah, herausfinden würde, dass sie eine direkte Nachfahrin von Bill Compton war. Wie sie damit zurechtkommen würde, konnte man nur vermuten. Sollte ich das Weltbild der alten Dame noch auf den Kopf stellen, wenn sie schon auf dem Sterbebett lag?
Andererseits, war nicht ... Ach, zur Hölle, ich hatte es satt, immer alles auszutarieren, und ich hatte einen ganzen Haufen eigene Sorgen. Also leitete ich in einem Anfall von Leichtsinn Halleighs E-Mail einfach an Bill weiter. Ich hatte erst spät begonnen, überhaupt E-Mails zu schreiben, und traute der Sache noch immer
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