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Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Titel: Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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«Schuld daran ist Ihr Schiff! Es lockt Seeräuber an.»
    Dr.   Clark, der schon die Verwundeten behandelte, sagte: «Beruhigen Sie sich. Es liegt an der Zeit.»
    Frau Cunningham wollte von Kapitän Koster wissen, wann die «Arend» die Kanaren anlaufe.
    «Gar nicht», sagte Koster.
    Frau Cunningham drehte sich abrupt um und sah aufs Meer. Dr.   Clark ging zu ihr. «Frau Cunningham, bitte hören Sie mir zu.»
    «Sie hätten mich auf die Gefahren aufmerksam machen müssen!»
    «Wie hätte ich das tun können. Ich kannte die Gefahren selber nicht.»
    «Wir werden alle sterben, ohne Louis wiederzusehen.»
    «Um Gottes willen, nein! Ich möchte, daß wir uns mit Behrens, Bob, Baxter und Hammerton unterhalten, wie es weitergehen soll.»
    «Behrens! Das ist ein rücksichtsloser Soldat. Er steckt mit Kapitän Koster unter einer Decke. Diese beiden Herren pfeifen auf uns.»
    «Ich bitte Sie.»
    «Bob und Baxter! Zwei Säufer, denen alles gleichgültig ist, wenn sie nur Whisky auf Lager haben. Und Hammerton. Was soll dieser Hänfling schon sagen. Er redet Ihnen doch nach dem Mund.»
    «Liebe Frau Cunningham. Lassen Sie uns beim Tee über alles reden.»
    «Beim Tee! Das ist kein Tee, das ist ein Brechmittel. Aber bitte. Ich habe schon oft Gespräche geführt, bei denen nichts herausgekommen ist. Warum nicht noch einmal.»
    «Heute nachmittag?»
    «Meinetwegen.»
    Frau Cunningham ging in ihre Kammer zurück.
    Dr.   Clark und Behrens sprachen mit Kapitän Koster über die Bestattung der getöteten Seeleute. Die drei waren sich schnell darüber einig, daß Frau Cunningham, Bob, Baxter und Hammerton am Nachmittag gefragt werden sollten, ob sie an der Zeremonie teilnehmen wollten. Koster sagte beiläufig zu Dr.   Clark, als Kapitän sei er von Anfang an dagegen gewesen, Frau Cunningham mitzunehmen auf die Seereise.
    Alle neun Verwundeten waren nur leicht verletzt.
    Jetzt mußten sich die Zimmerleute daranmachen, die zerschossenen Bordplanken zu reparieren.
    Beim Tee sagte Dr.   Clark, er, der die Idee zu dieser Schiffsreise gehabt habe, sei der Ansicht, es müsse angesichts der Seeräuber über den Fortgang der Reise gesprochen werden.
    «Seien Sie genau», sagte Hammerton. «Der Fortgang der Reise steht fest. Es fragt sich allerdings, ob man an der Reise noch teilnehmen will.»
    Die «Arend» hatte mittlerweile Kurs auf Madeira genommen.
    Charles Baxter sagte: «Wir alle wollen Louis wiedersehen. Deshalb sind wir der Einladung von Dr.   Clark gefolgt …»
    «Aber er hat mir nicht gesagt, daß ich diesen Seelenverkäufer betreten soll und von Piraten angefallen werde», warf Frau Cunningham ein.
    Charles Baxter meinte: «Es muß natürlich nicht die ‹Arend› sein. Man kann ein anderes Schiff …»
    «Das möchte ich», sagte Frau Cunningham.
    «Dazu müßte man wissen, wo die ‹Arend› unterwegs anlegt. Und ob es von dort eine andere Schiffsverbindung gibt», sagte Baxter.
    «Wie soll man eine andere Schiffsverbindung herausfinden, wenn die ‹Arend› keine Funkstation besitzt», fragte Hammerton.
    Bob sagte: «Wenn die ‹Arend› irgendwo anlegt, dann fragt man dort nach einem anderen Schiff. Und wenn es keines gibt, geht man zurück auf die ‹Arend›.»
    «Also», sagte Frau Cunningham, «wo legt die ‹Arend› an?»
    «Bedenken Sie, Frau Cunningham, daß Sie auf der ‹Arend› Gast von Dr.   Clark sind. Weite Schiffsreisen kosten viel Geld», sagte Charles Baxter.
    «Sorgen Sie sich nicht um meine Zahlungsfähigkeit», erwiderte Frau Cunningham.
    Behrens, der von seiner ersten Fahrt mit der «Arend» wußte, daß das Schiff vor der Atlantik-Überquerung nirgendwo mehr anlegen würde, sagte kein Wort.
    Hammerton meinte: «Auch ich hätte gerne gewußt, wo und wann wir unterwegs noch vor Anker gehen. Nicht, weil ich von Bord gehen will, sondern weil ich Briefe auf die Post geben möchte.»
    Bob sagte: «Egal, ob wir irgendwo anlegen. Ich bleibe auf der ‹Arend›.»
    «Das wollte ich gerade auch von mir sagen», sagte Charles Baxter. «Aber wir müssen Kapitän Koster fragen.»
    Charles Baxter fragte Behrens, ob er Koster bitten könne, zum Tee herüberzukommen. Behrens machte sich auf den Weg.
    Es dauerte eine Weile, bis Koster kam. Behrens folgte ihm.
    Koster sagte: «Herr Behrens hat mir berichtet, daß Sie wissen möchten, wo die ‹Arend› unterwegs anlegt. Man kann es beim besten Willen nicht voraussagen.»
    Frau Cunningham sagte: «Nicht auf Madeira?»
    «Nein.»
    «Ich bin in eine Falle getappt»,

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