Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)
Koster, drei Matrosen zu schicken, die Dr. Clarks Cembalo an Deck bringen sollten.
Behrens erzählte, die Portugiesen hätten die «Arend» seinerzeit trotz der holländischen Flagge für ein Seeräuberschiff angesehen. Admiral Roggeveen habe den ansässigen Gouverneur in einem Schreiben um die Überlassung von Vieh, Kräutern, Früchten, Wasser und Brennholz gebeten, gegen Bezahlung natürlich! Auch habe er darum ersucht, einige Häuser für unsere Kranken bereitzustellen. Aber nein! Der Gouverneur antwortete, er müsse erst dem Gouverneur von Rio de Janeiro Bericht geben. Admiral Roggeveen, unzufrieden mit dieser Antwort, habe zurückgeschrieben, falls er nicht auf friedlichem Wege Erfrischungen erhalte, werde er sie sich auf andere Art verschaffen.
Dr. Clark wies die drei Matrosen an, sein Cembalo vorsichtig an Deck zu tragen.
Unterdessen hatten sich Frau Cunningham und Hammerton zu Dr. Clark und Behrens gesellt.
«Wie ging die Sache weiter», fragte Dr. Clark.
«Wir bereiteten uns auf den Kampf vor», sagte Behrens. «Gleichzeitig schickte Admiral Roggeveen einen Boten zu einem Franziskanerkloster, das in der Nähe lag. Vielleicht existiert es noch. Der Bote hatte Geschenke bei sich, und er sollte den Patres von der abschlägigen Antwort des Gouverneurs berichten.
Der Prior hieß Thomas und war Holländer aus dem Stift Utrecht. Er kam, von mehreren Mönchen begleitet, aufs Schiff. Prior Thomas war außer sich vor Freude, nach 22 Jahren wieder Holländer zu treffen, und meinte, nun wolle er gerne sterben. Er versprach Admiral Roggeveen, den hartleibigen Gouverneur umzustimmen.
Die Portugiesen mußten unserer Vorbereitung auf den Kampf innegeworden sein. Vielleicht auch hatte Prior Thomas besänftigend auf den Gouverneur eingewirkt. Jedenfalls, der Vizegouverneur sagte uns Lebensmittel, Wasser und Holz für einige Tage zu. Für einige Tage! Admiral Roggeveen wollte mehr. Häuser für die Kranken, dazu Vieh, Kräuter, Wasser, Holz soviel wir brauchten. Wir boten dafür Waren aus Europa. Die Portugiesen aber blieben mißtrauisch. Sie hegten wohl den Verdacht, wir würden es französischen Schiffen gleichtun, die mit Geschützfeuer hatten zahlen wollen. Schließlich wurden wir doch mit den Portugiesen handelseinig. Admiral Roggeveen bekam alles, was er verlangt hatte. Krankenhäuser, Rinder, Schafe undsoweiter. Die Kranken erholten sich vom Scharbock. Die Gesunden kauften Tabak und Branntwein.»
Die Matrosen stellten Dr. Clarks Cembalo an Bord auf. Inzwischen waren auch Bob und Baxter hinzugekommen. Dr. Clark verlangte nach einem Stuhl, der von einem Matrosen sogleich gebracht wurde, und setzte sich an sein Instrument.
«Einige von uns besuchten bald das Kloster von Bruder Thomas», sagte Behrens. «Er zeigte uns ein Andenken: einen Abgott der Einheimischen. Halb Tiger, halb Löwe, mit Storchenflügeln. Auf dem Kopf eine Doppelkrone, aus der zwölf Pfeile ragten. Auf dem Abgott ritt ein Bewaffneter mit Pfeil und Bogen. Alles aus purem Gold oder vergoldet. Der Schwanz des Tieres wand sich um den Bewaffneten. Der Abgott heißt Nasil Lichma.»
Behrens wies mit beiden Armen in Richtung Land. «Die Einwohner sind Menschenfresser. Man verkauft dort Menschenfleisch wie bei uns Rindfleisch.»
«Wovon redet er», sagte Hammerton leise zu Baxter.
Behrens fuhr fort: «Die Einwohner sind grobgliedrig, untersetzt, schwarzhäutig. Sie haben platte Nasen und wulstige Lippen. Ihre Zähne sind ungestalt, aber weiß. Ihr Haar ist wollig wie das Fell der Schafe.»
Hammerton sagte: «Sie meinen Negersklaven, nicht Indianer.»
«Wenn die Urbewohner einen Christen erwischen, dann verspeisen sie ihn», sagte Behrens.
«Die Musik …», rief Dr. Clark.
«Neun eidvergessene Milizsoldaten sind desertiert. Andere haben sich mit indianischen Weibern eingelassen. Sie schwärmten von ihnen und verleiteten noch mehr von unseren Männern. Die Luft hier ist vorzüglich. Allerdings gibt es eine greuliche Menge von Borrachudos. Am Ende bezahlten wir alles, was wir vom Gouverneur bekommen hatten, mit unseren Waren: Leinwand, Hüte, Seidenstrümpfe, Butter, Stockfisch und Gewehre. Tja. Und bevor wir wieder in See stachen, setzten wir unseren ungebärdigen Schiffsjungen, den Messerstecher, nahe der Stadt auf einer kleinen Insel aus.»
Behrens ging zu Kapitän Koster.
Frau Cunningham, Bob, Baxter und Hammerton umstanden das Cembalo.
«Also, jetzt: Domenico», sagte Dr. Clark. Niemand bewegte sich. Das Stück
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