Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht
gesprochen. Das ist etwas, was ich von den Soldaten immer wieder höre, bis heute.
Das waren die drei Bilder, die mir besonders …
… es gab noch eins, was gerne genommen wird. Ich bin da auf einem amerikanischen Flugzeugträger vor Sizilien, habe einen Helm auf, Sonnenbrille und Puschelohren. Dümmer kann man sich nicht anziehen, wenn man ein Foto stellen will. Aber selbst da hieß es, ich hätte mich inszeniert. Das einzige wirklich inszenierte Bild war das vor dem Euro-Fighter, da habe ich auch besonders affig in die Kamera geguckt.
Sie sind im Jahr vor Ihrem Rücktritt achtmal nach Afghanistan gereist, das siebte Mal in Begleitung von Ihrer Frau und Johannes B. Kerner. Würden Sie das auch genau so wieder machen?
Mit meiner Frau jederzeit wieder. Die Kombination mit Kerner war in den Augen vieler zu viel. Dessen Reise war über Monate geplant, das war nichts, was spontan |59| entschieden wurde. Dass diese Fernsehsendung stattfinden sollte, war auch über Monate geplant. Auch hier werden die Dinge falsch, teilweise auch bewusst falsch dargestellt. Zum Beispiel wird bis heute behauptet, dass ich mit meiner Frau in der Sendung gewesen sei, was einfach nicht stimmt. Da war ich alleine. Und es ging nicht um Inszenierung, sondern fast durchgängig um kritische Themen: um traumatisierte Soldaten, um leidende Familien.
Wann haben Sie entschieden, Ihre Frau mit auf die Reise zu nehmen?
Das habe ich relativ spontan entschieden, aber auch das würde ich heute wieder exakt so machen. Wenn ich noch im Amt wäre, würde ich auch dieses Jahr an Weihnachten wieder mit ihr nach Afghanistan fliegen.
Warum?
Einer der emotionalsten Punkte für Soldaten im Auslandseinsatz ist der Umstand, dass sie ihre Familien nicht bei sich haben. Mit einem gemeinsamen Besuch kann man den Soldaten das Bewusstsein vermitteln, von einer Familie und einer Gesellschaft getragen zu werden. Und die Reaktion der Soldaten hat gezeigt, dass diese Vermittlung damals auch gelungen ist. Die Soldaten vor Ort fanden das großartig.
Haben Sie gar nicht darüber nachgedacht, dass Ihnen dieser Besuch Kritik bescheren könnte?
Zu diesem Zeitpunkt, im Dezember 2010, gab es immer Kritik, egal was ich machte. Aber ich hatte mich vorher kundig gemacht, bei den Soldaten und bei zwei, drei erfahrenen Journalisten. Die Soldaten haben sich ausdrücklich |60| gewünscht, dass meine Frau mich begleitet. Die Journalisten haben gesagt, das kann durchaus eine Kontroverse geben, aber es wird überwiegend positiv gesehen werden. Was unter dem Strich ja auch stimmte: Der Besuch meiner Frau ist überwiegend positiv gesehen worden.
Zumindest eines billigen Ihnen Freund und Feind zu: Sie sind ein Mensch mit einem ausgeprägten politischen Instinkt …
… oh, dieser Instinkt hat mich auch dramatisch verlassen. Zum Beispiel in der Handhabung der Affäre.
Ist sich ein Mensch mit einem starken politischen Instinkt nicht von vornherein darüber im Klaren, dass ein Auftritt mit der Ehefrau eine bestimmte Wirkung hat?
Ja, natürlich war mir das bewusst. Aber man muss dann abwägen, welche Wirkung einem in diesem Fall wichtiger ist. Mir war in dieser Phase die Wirkung auf die Soldaten am wichtigsten.
Sie waren mit Ihrer Frau auch bei »Wetten, dass …?«, und es gibt viele Bilder, die Sie beide bei Veranstaltungen auf dem roten Teppich zeigen. Welche Wirkung wollten Sie damit erzielen?
Ich kann nur sagen, dass ich lieber mit meiner Frau zu einer gesellschaftlichen Veranstaltung gehe als alleine, das ist ein ganz simpler Punkt. Ich habe die Nähe meiner Frau einfach gern, zumal bei solchen Veranstaltungen, die auch sterbenslangweilig sein können. Das würde ich weiterhin so handhaben. Ich bin derzeit aber sehr froh, auf rote Teppiche verzichten zu können, weil ich die Zeit mit meiner Frau lieber anders verbringe.
|61| Aber geht man nicht auch zu »Wetten, dass …?«, weil es einem schmeichelt und der Eitelkeit guttut? Als Politiker muss man ja dort nicht zwingend auftreten.
Nein, man muss als Politiker nicht zwingend zu »Wetten, dass …?« gehen, und man kann sich im Nachhinein auch fragen, ob das tatsächlich nötig war. Heute würde ich sagen, dass es nicht nötig war. Da gibt es also auch einen Lerneffekt bei mir. Auf der anderen Seite muss man auch abwägen: Geht es einem auch darum, den Menschen die Politik nahezubringen und jemand zu sein, der anfassbar und angreifbar ist, und zwar im doppelten Sinne des Wortes? Vor diesem Hintergrund kann das
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