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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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für mich den Geschmack des Vorsatzes, und es gab keinen Vorsatz.« Ihre Äußerung empfinde er als »ehrenrührig«, sie sei »unschön« und »unwahr«.
    Ja, das habe ich dann im Untersuchungsausschuss aber auch klargestellt. Ich habe das Wort »unterschlagen« nicht im strafrechtlichen Sinn verwendet, ich meinte »vorenthalten«, und zu diesem Wort stehe ich. Ich benutze es relativ häufig und regelmäßig, wenn mir jemand etwas nicht gibt. Das Wort »unterschlagen« |71| habe ich nur einmal in dieser Talkshow benutzt – und mich bekanntlich sofort korrigiert, noch in der Sendung. Ich habe so etwas gesagt wie: »…   unterschlagen«, und dann: »…   nein, nicht unterschlagen, sondern vorenthalten«. Ich habe jedes Verständnis dafür, dass man sich über die Begrifflichkeit »unterschlagen« aufregt, und deswegen habe ich mich auch unverzüglich verbessert.
    Unzweifelhaft ist ja, dass Schneiderhan den Feldjägerbericht erst mal für sich behalten und ihn weder Ihrem Amtsvorgänger Franz Josef Jung noch Herrn Wichert gezeigt hat. Aber er sagt, dass er Ihnen diesen Bericht kurz nach dem Donnerwetter in Ihrem Büro habe bringen lassen.
    Ja, das stimmt. Um diesen Punkt geht es aber gar nicht so sehr. Ich habe das Material erst bekommen, nachdem ich nachfragen musste. Ein Minister hat keine Holschuld. Und zwar insbesondere nicht in einem der maßgeblichsten Fälle der deutschen Militärgeschichte seit Kriegsende. In diesem Kundus-Fall war doch schlichtweg und ganz objektiv gesehen jede Information von Bedeutung, das wäre auch für einen Laien erkennbar gewesen. Da kann es nicht sein, dass man auf den Goodwill seiner Mitarbeiter angewiesen ist, ob man so etwas erhält oder nicht.
    Sie sagen also, Sie haben den Bericht von Schneiderhan zwar bekommen, aber zu spät?
    Die erste Information über diesen Feldjägerbericht habe ich nicht von meinen obersten Mitarbeitern bekommen, sondern über die Mitteilung einer Zeitung. Und dass das ein, ich drücke es mal ganz milde aus, nicht ganz unerheblicher Vorgang ist, kann man doch nachvollziehen.
    |72| Hat es inzwischen eine Wiederannäherung mit Schneiderhan oder Wichert gegeben?
    Ich trage den beiden nichts nach, und ich hoffe, dass auch mir nichts nachgetragen wird. Es gab eine mittelbare Annäherung mit General Schneiderhan, den ich auch eingeladen habe zu den Gesprächen, die zur Bundeswehrreform stattgefunden haben.
    Ist er gekommen?
    Nein, aber er hat mit sehr guten Gründen und sehr freundlich abgesagt. Ich habe mich sehr gefreut, dass er in der Stauffenberg-Gesellschaft eine maßgebliche Rolle wahrnehmen konnte. Ich glaube, dass es hier durchaus zu einer Normalisierung unseres Verhältnisses kommen kann. Zu Herrn Wichert habe ich keinen Kontakt.
    Sie haben sich damals in einer für Sie bis dahin ungewohnten Form von engsten Mitarbeitern getrennt.
    Ja, habe ich.
    Ohne Vorwarnung.
    Ich würde genau so wieder handeln. Ich habe allerdings womöglich den Fehler gemacht, diesen Schritt zu begründen. Ich musste erst lernen, dass man das als Minister offensichtlich nicht macht. Es wäre vielleicht besser für mich gewesen, einfach auf das Beamtenrecht zu verweisen und die Zusammenarbeit zu beenden. So, wie es mein Nachfolger beispielsweise mit einem Staatssekretär gemacht hat. Sobald nur der Ansatz einer weiteren Begründung im Raum steht, kann es sehr kompliziert werden.
    Wie erklären Sie sich, dass der Feldjägerbericht nicht rechtzeitig bei Ihnen angekommen ist?
    |73| Zunächst einmal wurde an diesem Fall deutlich, dass die Informationsstrukturen im Ministerium stark verbesserungswürdig waren. Ich habe danach noch einmal deutlich gemacht, dass ich den Beteiligten grundsätzlich keine Böswilligkeit unterstellen würde. Ich hoffe aber, dass im Ministerium damals nicht das Motto galt, alles Unangenehme vom Minister fernzuhalten. Das würde jedenfalls meinem Führungsstil nicht entsprechen. In einer so wesentlichen Frage muss der Minister umfassend informiert sein.
    Wodurch haben der Comisaf-Bericht und der Feldjägerbericht sich eigentlich voneinander unterschieden?
    Der Feldjägerbericht stammte eben von der eigenen Truppe. In den Comisaf-Bericht der NATO ist der Feldjägerbericht mit eingeflossen.
    Aber was stand Neues im Feldjägerbericht?
    Die wesentliche Frage ist eine andere. Jeder zusätzliche Bericht kann eine Einschätzung verschärfen oder abmildern. Wenn Sie lediglich einen Bericht vorgelegt und fachlich einseitig dargestellt bekommen, kann sich ein anderes

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