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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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eingebunden.
    Waren Sie auch an der Entscheidung beteiligt, die Familienanteile an der Rhön-Klinikum AG zu verkaufen? Damit sind Sie im Jahr 2002 reich geworden.
    Ja, an dieser Entscheidung war ich aktiv beteiligt. Ich saß zu dieser Zeit für die Familie im Aufsichtsrat der |126| AG.   Dies und die Neuaufstellung des Betriebs waren sehr fordernde Prozesse. Den Börsengang 1988 hat die Familie zwar nicht operativ gemanagt, aber wir haben ihn maßgeblich mitgetragen. Mein Bruder und ich waren bereits als Jugendliche mit gewissen Entscheidungsabläufen vertraut.
    Wir haben über Claus Schenk von Stauffenberg und Ihren Urgroßonkel Karl Ludwig gesprochen, die beide im Widerstand waren. Wenn man solche Ahnen hat, hat man dann manchmal das Gefühl, dass man in seinem Leben nichts schaffen kann, was auch nur annähernd so bedeutsam ist?
    Ja, die Gefahr gibt es. Deshalb muss man sich von dieser Blaupause trennen. Das ist ein langer Prozess, insbesondere dann, wenn viele Teile der Familie immer wieder und mit großem Nachdruck auf diese Geschichte hinweisen. Aber wenn man erst mal sieht, wie viele Möglichkeiten es gibt, in unterschiedlichsten Bereichen Spitzenleistungen zu erbringen, dann schafft man das. Diese Leistungen mögen nicht heldenhaft sein, aber sie können einen Beitrag für kommende Generationen leisten.
    Das ist Ihr Anspruch?
    Das ist für mich ein Grundanspruch meines Lebens. Man muss die kommende Generation im Blick haben und einen Beitrag leisten und sich nicht einfach mit seinem Leben zufrieden geben.
    Nach den Erfahrungen und dem Zeugnis in Ihrer eigenen Familie: Haben Sie eine eigene Deutung, wie eine Kulturnation wie Deutschland der Barbarei des Nationalsozialismus verfallen konnte?
    |127| Ich glaube, dass man die Erklärung nur zu einem gewissen Teil an der Nationalität festmachen kann. Ich meine, das hat etwas mit der Natur des Menschen zu tun, die sich nicht an Grenzen festmachen lässt. Trotzdem ist das Ausmaß des Nationalsozialismus ohne jedes Beispiel, und es verbietet sich auch, Vergleiche zu ziehen.
    Sie glauben, es gab keine spezifisch deutschen Faktoren?
    Es mag sein, dass solche Faktoren, über die es ja eine kontroverse Geschichtsschreibung gibt, mit hineinspielen. Manche setzen mit ihren Erklärungen schon lange vor dem 20.   Jahrhundert an, andere sehen die Auswirkung des Ersten Weltkriegs oder die Entwicklung in den zwanziger Jahren als entscheidend an. Natürlich spielen solche Faktoren ebenso mit hinein wie die geographische Lage Deutschlands. Aber der Urgrund ist meiner Ansicht nach im Menschen zu suchen und in seinen möglichen Verhaltensweisen.
    Dass Menschen überall auf der Welt zu schrecklichen Gewalttaten fähig sind, ist sicherlich eine anthropologische Konstante. Aber das systematische Ausgrenzen und Dämonisieren, das fabrikmäßige Morden   …
    Dieser Vernichtungswille war sicher einzigartig, ja. Was ich aber auch sagen will: Selbst nach der Erfahrung des Grauens des Dritten Reiches ist der menschliche Vernichtungswillen keineswegs eingedämmt. Wenn man zum Beispiel nach Afrika blickt, sieht man, dass es ganz aktuelle Fälle von Genozid gibt, bei denen auch eine Rassenfrage eine Rolle spielt. Es ist jedenfalls ein Irrtum zu glauben, dass Nationalsozialismus und Holocaust Abschreckung genug gewesen wären, um so etwas nie wieder geschehen zu lassen.
    |128| Halten Sie wenigstens uns Deutsche für immunisiert?
    Ich habe die große Hoffnung, dass das so ist. In Deutschland gab und gibt es immerhin eine nicht immer ganz fehlerfreie, aber doch kluge Auseinandersetzung mit der Geschichte, und die Gegenbewegungen sind immer schwächer geworden. Leider gibt es auch heute in unserem Land unfassbare rechtsradikale Wirrköpfe, die beängstigende Dinge von sich geben, aber die haben gottlob keine Mehrheiten hinter sich. Wahrscheinlich wird man solche Idioten nie ganz vermeiden können.
    War der norddeutsche protestantische Adel anfälliger für den Nationalsozialismus als der süddeutsche katholische?
    Ich glaube, dass dieser Gedanke in seiner Pauschalität nicht zutrifft.
    Hat das Katholische keine Rolle gespielt?
    Im Kreisauer Kreis haben Protestanten und Katholiken zusammengearbeitet. Und auch in der Katholischen Kirche gab es Anfälligkeiten für den Nationalsozialismus, das ist ja bekannt. Ebenso Helden, zum Beispiel der damalige Erzbischof von Münster von Galen oder Pater Maximilian Kolbe.
    Ihre Familie ist vom Protestantismus zum Katholizismus konvertiert.
    Ja, die Familie

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