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Vorhang auf fuer Allie

Titel: Vorhang auf fuer Allie
Autoren: Meg Cabot Dagmar Henze Anne Brauner
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besser hergerichtet. Es hatte rosafarbenen Teppichboden und ein Himmelbett, wie bei mir in unserem alten Haus. In Ericas Zimmer fürchtete ich mich kein bisschen und traurig machte es mich auch nicht!
    Im Türmchenteil ihres Zimmers stand ein riesiges Puppenhaus - so groß wie ich. Erica sagte, damit hätte schon ihre Großmutter gespielt. Es gab echte kleine Lampen, die man anknipsen konnte, und fließendes Wasser, in dem die Puppenhausbewohner hätten baden können (nur das ging leider nicht, weil sie aus Filz waren und im Wasser aufweichen würden). Das war das schönste und schickste Puppenhaus, das ich je gesehen hatte. Kevin wäre vor Freude gestorben.
    Das Beste aber war, dass Erica nicht anfing zu weinen, als ich das Puppenhaus-Mädchen sein wollte. Sie schniefte nicht einmal. Sie sagte einfach fröhlich: »Gut, dann bin ich die Puppenhaus-Mutter.«
    Etwas später schlug ich vor, das Puppenbaby sollte entführt werden und eine Lösegeldforderung würde mit dem abgeschnittenen Ohr des Puppenbabys eintreffen. Die Lösegeldforderung würde von der Bande der Glasdelfine gebracht. Erica regte sich überhaupt nicht auf und fand das Spiel auch nicht zu gruselig. Stattdessen ließ sie die Puppenhaus-Mutter in Ohnmacht fallen und dann die Polizei holen. Alles war bestens.

    Wir spielten gerade, dass die Glaskatzen das Verbrechen aufklärten, als die Tür zu Ericas Zimmer aufging und ein Junge hereinstürmte.
    »Was ist das hier für ein Geschrei?«
    »Allie«, sagte Erica ganz ruhig, als stürmten ständig Jungen in ihr Zimmer, »das ist mein Bruder John. Er ist in der Achten. John, das ist Allie. Ihre Familie zieht nebenan ein. Wir haben nicht geschrien, wir haben gespielt. Diese Delfine haben das Puppenbaby entführt - wirklich traurig. Aber es kommt alles in Ordnung. Die Polizei arbeitet an der Aufklärung des Falls.«
    »Du ziehst nach nebenan?«, fragte John betroffen. »Dann weißt du sicher Bescheid.«
    »Bescheid worüber?«, wollte ich jetzt wissen.
    »Warum die Vorbesitzer ausgezogen sind.«
    »Nein«, sagte ich, »wir kennen sie gar nicht. Sie waren schon ausgezogen, als wir die Schlüssel bekamen.«
    »Oh.« John schüttelte den Kopf. »Dann sage ich lieber nichts.«
    »John«, sagte Erica, »wovon redest du? Die Ellises sind ausgezogen, weil sie beide in Rente sind und sich eine Wohnung in Miami gekauft haben.«
    »Ja«, antwortete John, »das haben sie behauptet … Aber halte dich an meinen Ratschlag, Allie, und geh nie auf den Speicher.«

    »Den Speicher?« Ich riss die Augen auf und dachte an die lange Schnur in der Mitte des Flurs in der dritten Etage und an den Film mit der Zombie-Hand, die vom Dachboden kam und die Leute umbrachte. »Wieso? Was ist denn da?«
    John tat so, als liefe ihm ein Schauer über den Rücken. »Geh einfach nicht hoch, ja?«
    »John«, sagte Erica, »was redest du denn da? Da ist nichts …«
    In dem Moment kam Mrs Harrington hereingerauscht und wollte wissen, warum ich meinen Eltern nicht Bescheid gesagt hätte? Die würden überall nach mir suchen und wären schon halb verrückt vor Sorge.
    Während Mrs Harrington mich durch ihren cremefarbenen Rosenknospen-Flur schob, dachte ich: Wie schnell sich alles ändert! In der einen Minute spiele ich glücklich mit meiner möglicherweise zukünftigen besten Freundin »entführtes Puppenbaby« und in der nächsten Minute erfahre ich, dass etwas Böses auf dem Dachboden unseres neuen Hauses hockt!
    Was konnte das Böse sein? Was konnten die Ellises so Schreckliches zurückgelassen haben, dass ein Junge aus der Achten - der fast so groß war wie mein Dad - nur flüsternd davon reden konnte? Während Mrs Harrington mich die Treppe hinunter zur Eingangstür brachte, spielte ich im Kopf alle Dinge durch, die möglicherweise auf den Speichern der Leute lebten: Ratten? Nein, die können einen Achtklässler
nicht so erschrecken. Fledermäuse? Eklig, aber auch nicht schrecklich genug. Ein Gespenst? Ja, es könnte ein Gespenst sein. Aber Gespenster tun einem nichts, oder? Sie kommen nur raus und erschrecken einen.
    Und dann, als Mrs Harrington mich vor die Tür schubste, fiel es mir ein: die abgehackte Hand. Die abgehackte Hand aus dem Film hatte auf dem Speicher gelebt! Am liebsten wäre ich direkt wieder in Ericas gemütliches Haus zurückgerannt und hätte ihre Mutter angefleht, mich bei ihnen wohnen zu lassen.
    Diese Hand war so schrecklich gewesen! Grün, leuchtend, voll schrecklich!
    Mir blieb keine Zeit mehr, darüber nachzudenken,
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