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Vorhang auf fuer Allie

Titel: Vorhang auf fuer Allie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Dagmar Henze Anne Brauner
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wieder auf - einen Stab wie Tambourmajorinnen bei Paraden ihn haben.
    Erst stand ich einfach nur da und starrte die beiden an, weil sie die ersten lebendigen Wesen in unserer neuen Nachbarschaft waren, die ich entdeckt hatte. Die anderen Häuser in dieser Straße sahen genauso aus wie unseres - groß und furchteinflößend mit vielen Türmchen, Fenstern und Höfen, die von hohen Hecken und alten Bäumen mit gruseligen Ästen umgeben waren. Deshalb hatte ich gedacht, dort wohnten lauter alte Leute.
    Aber jetzt sah ich, dass in einem dieser Häuser junge Leute wohnten. Nicht irgendwelche jungen Leute, sondern Mädchen, die Handstandüberschlag und einen Stab hochwerfen und auffangen konnten.

    Das Mädchen, das Handstandüberschlag machte, war richtig gut und total gelenkig. Sie turnte bestimmt schon ziemlich lange. Sie federte nur so durch den Vorgarten.
    Ich war nicht gut im Turnen. Seit zwei Jahren mache ich aber Ballett. Ich bin sogar weiter hingegangen, nachdem Mary Kay aufgehört hatte. Madame Linda hatte Mary Kay bei der letzten Übung nie das Krönchen tragen lassen.
    Vor dem Ballettunterricht hatte Mary Kay mich zu einem Stepptanzkurs (grauenhaft) und zum Turnen (noch grauenhafter) überredet. Mein Dad sagt, wer immer aufgibt, kann nie gewinnen. Aber ich sage im Gegenteil, man gewinnt trotzdem. Wenn man etwas aufgibt, hat man mehr Zeit herauszufinden, was einem wirklich gefällt, zum Beispiel Steinesammeln.
    Aber den Ballettunterricht habe ich nicht aufgegeben. Es gibt nur eine Sache, die ich noch besser finde als Ballett, und das ist Baseball. Das ist ein toller Sport, weil man einen Ball mit einem Schläger schlägt. Je härter man zuschlägt, umso besser. Leider ist man nicht immer dran und muss sich langweilen, bis man endlich wieder den Ball schlagen darf.
    Das Beste am Ballett ist das Grand Jeté. Dafür nimmt man Anlauf, springt so hoch man kann und spreizt die Beine in der Luft wie bei einem Spagat.
    Das Blödeste am Ballett sind alle Übungen, die man an der Stange machen muss. Dort muss man sich festhalten, wenn man Pliés und so macht, um sich für das Grand Jeté aufzuwärmen.

    Es macht mir nichts aus, wenn ich den Schläger schwinge und den Ball dann doch nicht treffe. Es macht mir auch nichts aus, wenn Madame Linda mich bei den Grand Jetés nicht für die Klassenbeste hält und deshalb am Ende der Stunde einem anderen Mädchen das Krönchen gibt.
    Es macht mir aber sehr viel aus, wenn man mich gegen meinen Willen zu etwas drängen will. Wenn ich mich bewegen soll, obwohl ich nicht will. Oder weiterturnen soll, auch wenn ich ungelenkig bin. Im Gegensatz zu mir war das Mädchen, das in ihrem Garten Handstandüberschlag machte, sehr, sehr gelenkig.
    Dann merkte ich, dass das Mädchen aufgehört hatte zu üben. Sie stand da und sah mich über die Hecke an, die zwischen unseren Häusern verlief.
    »Hallo«, sagte das Mädchen und lächelte mich an. »Bist du das neue Mädchen?«
    Ich hätte mich beinahe umgesehen, als könnte sie ein anderes Mädchen meinen. Das neue Mädchen? Das war doch sicher nicht ich. Ich bin Allie Finkle. Ich bin nicht das neue Mädchen. Dann fiel mir ein, wo ich war und dass ich tatsächlich das neue Mädchen war.
    »Oh, hallo, ja«, sagte ich. »Ich heiße Allie Finkle.«
    »Ich bin Erica Harrington«, sagte das Mädchen.
    Sie lächelte wie verrückt. Es war schwer vorstellbar, dass sie anfangen würde zu heulen, nur weil jemand anderes auch mal das Löwen-Weibchen sein wollte.

    »Und das ist meine Schwester Missy.«
    »Melissa«, verbesserte sie das ältere Mädchen mit dem Stab nicht besonders freundlich. Sie übte immer weiter, den Stab in die Luft zu werfen und aufzufangen. Das konnte sie wirklich sehr gut - so wie Erica den Handstand.
    »Ich bin in der vierten Klasse und gehe auf die Pinienpark-Schule«, fuhr Erica fort, die keine Bewunderung an ihre Stab werfende Schwester verschwendete. Was wohl normal ist, wenn man so was täglich sieht. »Missy ist in der sechsten Klasse und geht auf die weiterführende Schule. Und du?«
    »Ich bin auch in der vierten Klasse«, antwortete ich.
    Langsam fühlte ich mich besser als eben noch im Hof unseres schrecklichen Hauses. Ich war sogar ein bisschen aufgeregt … aber nur ein bisschen. Ich war aufgeregt, weil ich begriff, dass Erica genauso alt war wie ich und vielleicht … ganz vielleicht … meine neue beste Freundin werden würde. Ich weiß, es war viel zu früh für so was und überhaupt, aber immerhin wohnte sie direkt

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