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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wegdrücken.
    Ciaire hatte dieselben Vids über das Leben auf dem Planeten gesehen wie sie, sicher würde sie sich daran erinnern.
    Das Zischen der luftdichten Türen holte Silver in die Realität zurück. Sie sollte lieber beschäftigt aussehen – was hatte sie jetzt als nächstes zu tun? Ach ja, benutzte Pflanzröhren reinigen, als Vorbereitung für die Unterbringung in dem neuen Raum, der eben angebaut wurde, um ihrer aller Fähigkeiten der Vizepräsidentin zu demonstrieren. Zum Teufel mit der Vizepräsidentin! Wenn sie nicht wäre, dann hätte es eine Chance gegeben, daß Tony und Ciaire vielleicht zwei oder sogar drei Schichten nicht vermißt wurden…
    Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie sah, wer den Hydrokulturraum betreten hatte. Ausgerechnet jetzt.
    Für gewöhnlich wäre Silver froh gewesen, Leo zu sehen. Er
    schien ein großer, anständiger Mann zu sein – nein, nicht groß, aber irgendwie solide, erfüllt von einer prosaischen Ruhe, die sich sogar in seinen Geruch zu mischen schien, der Silver an planetarische Materialien erinnerte, mit denen sie schon zu tun gehabt hatte: Holz und Leder und bestimmte getrocknete Kräuter. Angesichts seines zögernden Lächelns lösten sich gespenstische Szenen 86
    wie Nebel auf. Vielleicht wäre sie doch froh, mit Leo zu sprechen…
    Aber diesmal lächelte er nicht. »Silver…? Bist du hier?«
    Einen Augenblick lang dachte Silver daran, sich zwischen den Pflanzrohren zu verstecken, aber die Blätter raschelten, als sie sich umdrehte, und verrieten, wo sie sich aufhielt. Sie lugte über die Blätter. »Ach… hallo, Leo.«
    »Hast du in letzter Zeit Tony oder Ciaire gesehen?« Leo war immer direkt. Nenn mich Leo, hatte er zu ihr gesagt, als sie ihn beim erstenmal mit ›Mr. Graf‹ angeredet hatte, es ist kürzer. Er schwebte zu den Pflanzrohren herüber; sie schauten einander über eine Barriere aus Buschbohnen an.
    »Ich habe außer meiner Vorgesetzten niemanden während der
    ganzen Schicht gesehen«, sagte Silver und war momentan erleichtert, daß sie eine vollkommen ehrliche Antwort geben konnte.
    »Wann hast du einen von den beiden zum letztenmal gesehen?«
    »Oh – in der letzten Schicht, nehme ich an.« Silver warf unbekümmert den Kopf zurück.
    »Wo?«
    »Ach… irgendwo.« Sie kicherte albern. Mr. Van Atta hätte jetzt angewidert die Hände hochgeworfen und es aufgegeben, aus einem so einfältigen Kopf wie dem ihren noch mehr herauszuholen.
    Leo runzelte nachdenklich die Stirn. »Weißt du, ein Teil eures Charmes beruht darauf, mit welcher buchstäblichen Genauigkeit ihr jede Frage beantwortet.«
    Nach diesem Kommentar schwieg er erwartungsvoll. Mit halluzinatorischer Klarheit blitzte vor Silvers geistigem Auge das Bild auf, wie Tony, Ciaire und Andy über die Ladebucht zum Shuttle huschten. Sie suchte in ihrem Gedächtnis nach dem vor87
    ausgegangenen Treffen, wo sie die endgültigen Pläne festgelegt hatten, und wollte es als Halbwahrheit anbieten. »Wir haben in der letzten Schicht das Mittschichtsessen gemeinsam in der Verpflegungsstation Sieben eingenommen.«
    Leos Lippen zuckten. »Ich verstehe.« Er legte den Kopf schräg und musterte sie, als wäre sie ein kniffliges Problem, wie zum Beispiel zwei metallurgisch inkompatible Oberflächen, von denen er herausfinden mußte, wie er sie miteinander verbinden konnte.
    »Weißt du, ich habe gerade von Claires neuem… hm… Fortpflanzungsauftrag erfahren. Ich hatte überlegt, was Tony in den letzten Wochen so beschäftigte. Das hat ihn ziemlich zermürbt, oder? Ziemlich… beunruhigt.«
    »Sie hatten Pläne geschmiedet«, begann Silver, fing sich dann und zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich wäre froh, wenn ich einen Fortpflanzungsauftrag bekäme. Manchen Leuten kann man es nicht rechtmachen.«
    Leos Gesicht wurde streng. »Silver – wie beunruhigt waren denn die beiden? Kinder halten oft ein Problem irrtümlich für das Ende der Welt, sie haben keinen Sinn für die Fülle der Zeit. Das macht sie nervös. Glaubst du, sie wären aufgeregt genug gewesen, um etwas… Verzweifeltes anzustellen?«
    »Etwas Verzweifeltes?« Silver lächelte selbst ziemlich verzweifelt.
    »Wie einen Selbstmordpakt oder so etwas?«
    »O nein!«, sagte Silver geschockt. »Oh, so etwas würden sie nie machen.«
    Blitzte einen Moment lang Erleichterung in Leos braunen Augen auf? Nein, mit zunehmender Besorgnis gruben sich Falten in sein Gesicht.
    88
    »Ich hatte gerade befürchtet, daß sie so etwas getan hätten. Tony

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