Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat
Aufruf antworten sollen…« Er schwebte zum Plexifenster.
Draußen im Vakuum setzte ein kleines Schubschiff gerade den letzten Teil der Außenhülle der neuen Hydrokulturabteilung in der sorgfältig arrangierten Konstellation ab. Sie sollte vor den Augen der Vizepräsidentin von den Quaddies zusammengebaut werden.
Leo hatte eine schwache Hoffnung gehegt, daß Pannen und Verzögerungen in anderen Abteilungen die seiner eigenen ausgleichen würden. Aber jetzt war es Zeit für das Debüt seiner Schweißermannschaft.
»In Ordnung, Pramod, zieh dich an. Du übernimmst Tonys
Stellung, und Bobbi von Kolonne B übernimmt deine.« Leo
machte schnell weiter, bevor die Überraschung in Pramods Augen sich in Lampenfieber verwandeln konnte. »Du hast alles dutzendmal geübt. Und wenn du die geringsten Zweifel über die Qualität oder Sicherheit einer Prozedur hast, dann bin ich sofort da.
Die Wirklichkeit spielt die erste Rolle – ihr werdet in der Konstruktion, die ihr heute baut, noch lange zu leben haben, wenn Vizepräsidentin Apmad und ihr Reisezirkus schon längst wieder weg sind. Ich garantiere euch, sie wird mehr Respekt vor einer Arbeit haben, die zwar langsam, aber richtig gemacht wird, als vor einem schlampigen Schwindel.«
Um Himmels willen, machen Sie, daß es reibungslos aussieht, hatte Van Atta Leo zuvor gedrängt. Halten Sie sich an den Zeitplan, 81
egal, was geschieht – wir werden die Probleme später bereinigen, wenn sie wieder weg ist. Wir sollten dafür sorgen, daß diese Schimpansen kosteneffektiv erscheinen.
»Du mußt nicht versuchen, als jemand anderer zu erscheinen als der, der du bist«, sagte Leo zu Pramod. »Du bist effizient – und du bist gut. Euch alle zu unterrichten ist eine der großen, unerwarteten Freuden meiner Laufbahn gewesen. Los jetzt, ich hole euch in Kürze ein.«
Pramod sauste davon, um Bobbi zu suchen. Leo runzelte kurz die Stirn über das, was er gerade gesagt hatte, dann schwebte er zum Komkonsolenterminal am anderen Ende des Umkleideraums.
Er tippte seine Identitätsnummer ein. »Suchruf«, befahl er, »an Dr. Sondra Yei.« Im gleichen Moment begann in einer Ecke des Vids ein Nachrichtenquadrat mit seinem Namen und einer Nummer zu blinken. Er stornierte seine Anweisung, tippte die Nummer ein und hob überrascht die Augenbrauen, als Dr. Yeis Gesicht auf seinem Vid erschien. »Sondra! Ich wollte Sie gerade anrufen.
Wissen Sie, wo Ciaire ist?«
»Wie seltsam. Ich wollte anrufen, um Sie zu fragen, wo ich Tony erreichen kann.«
»So?«, sagte Leo, und seine Stimme klang plötzlich ganz neutral.
»Warum?«
»Weil ich sie nirgendwo finden kann, und ich dachte, Tony
wüßte vielleicht, wo sie ist. Sie soll nach dem Lunch Vizepräsidentin Apmad Techniken der Kinderpflege in der Schwerelosigkeit demonstrieren.«
»Wissen Sie«, Leo schluckte, »ob Andy in der Krippe oder bei Ciaire ist?«
»Natürlich bei Ciaire.«
»Aha.«
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»Leo…« Dr. Yeis Blick wurde scharf, und sie schürzte die
Lippen. »Wissen Sie etwas, das ich nicht weiß?«
»Ach…« Er blickte sie an. »Ich weiß, daß Tony in der letzten Woche bei der Arbeit ungewöhnlich unaufmerksam war. Ich
würde vielleicht sogar sagen – deprimiert, außer, daß das ja eigentlich in Ihre Abteilung gehört, oder? Er war auf jeden Fall nicht so fröhlich wie sonst.« In Leos Unterleib bildete sich ein Klumpen Unbehagen und gab seinen Worten eine ungewohnte Schärfe.
»Machen Sie sich irgendwelche Sorgen, gute Frau, die Sie mir verschwiegen haben?«
Sie preßte die Lippen aufeinander, ignorierte jedoch den Köder.
»Sie wissen ja, daß in allen Abteilungen die Zeitpläne beschleunigt wurden. Ciaire hat ihren neuen Fortpflanzungsauftrag bekommen.
Tony war darin nicht vorgesehen.«
»Fortpflanzungsauftrag? Sie meinen, ein Baby zu bekommen?«
Leo spürte, wie sein Gesicht sich rötete. Irgendwo in seinem Innern begann sich ein lang zurückgehaltener Druck aufzubauen.
»Verbergen Sie mit diesen doppelsinnigen Worten auch vor sich selbst, was Sie da wirklich machen? Und ich hatte gedacht, die Propaganda wäre nur für uns Fußvolk da.« Yei begann zu sprechen, doch Leo fiel ihr ins Wort und es brach aus ihm hervor: »Du lieber Himmel! Sind Sie schon von Geburt an so inhuman, oder sind Sie erst nach und nach so geworden – durch Ihr Studium und Ihre akademischen Grade…«
Yeis Gesicht verdüsterte sich und sie ging zu einem schneidigen Tonfall über. »Ein Ingenieur mit einem romantischen Gemüt,
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