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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ist nicht zu seiner Schicht erschienen, und das hat es noch nie gegeben; Andy ist auch verschwunden. Man kann sie alle drei nirgends finden. Wenn sie so verzweifelt waren – sich in der Falle sitzend vorkamen –, was könnte leichter sein, als durch eine Luftschleuse hinauszuschlüpfen? Ein Augenblick Kälte, einen Moment Schmerz, und dann – für immer entkommen.« Er verschränkte ernst sein einziges Paar Hände. »Und es ist alles meine Schuld. Ich hätte aufmerksamer sein sollen – etwas sagen sollen…« Er hielt inne und blickte sie hoffnungsvoll an.
    »O nein, so etwas war es nicht!«, beeilte sich Silver erschrocken ihm auszureden. »Wie schrecklich, daß Sie an so etwas denken.
    Hören Sie…« Sie blickte sich im Hydrokulturraum um und
    dämpfte die Stimme. »Hören Sie, ich sollte Ihnen das eigentlich nicht sagen, aber ich kann nicht zulassen, daß Sie herumgehen und diese – diese fürchterlichen Dinge denken.« Jetzt war seine ganze Aufmerksamkeit auf sie gerichtet, ernst und gespannt. Wieviel konnte sie wagen, ihm zu sagen? Eine passend zurechtfrisierte Geschichte, die ihn beruhigte… »Tony und Ciaire…«
    »Silver!«, erklang Dr. Yeis Stimme, während sich die luftdichten Türen öffneten. Als Echo brüllte Van Atta: »Silver, was weißt du von all dem?«
    »Oh, Mist«, knurrte Leo leise. Er ballte frustriert die Fäuste.
    Silver wich zurück. Jetzt verstand sie und war ungehalten.
    »Sie…!« Und doch mußte sie fast lachen: Leo, so raffiniert und trickreich? Sie hatte ihn unterschätzt. Trugen sie denn beide Masken vor der übrigen Welt? Wenn es sich so verhielt, welche unbekannten Territorien verbarg dann sein höfliches Gesicht?
    »Bitte, Silver, bevor die hierherkommen – ich kann dir nicht helfen, wenn…«
    89
    Es war zu spät. Van Atta und Yei stolperten in den Raum.
    »Silver, weißt du, wohin Tony und Ciaire gegangen sind?«,
    wollte Dr. Yei atemlos wissen. Leo zog sich in reserviertes Schweigen zurück und schien sich für die feine Struktur der wei
    ßen Bohnenblüten zu interessieren.
    »Natürlich weiß sie es«, versetzte Van Atta, bevor Silver antworten konnte. »Diese Mädchen stecken alle unter einer Decke, das kann ich Ihnen sagen…«
    »Oh, ich weiß « , murmelte Yei.
    Van Atta wandte sich streng an Silver. »Spuck es aus, Silver, wenn du weißt, was für dich gut ist.«
    Silver preßte ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und hob das Kinn. Dr. Yei rollte hinter dem Rücken ihres Vorgesetzten die Augen. »Nun, Silver«, begann sie besänftigend, »das ist nicht die richtige Zeit für Mätzchen. Wenn Tony und Ciaire, wie wir vermuten, versucht haben, das Habitat zu verlassen, dann sind sie jetzt vielleicht in sehr ernsten Schwierigkeiten, vielleicht sogar in Lebensgefahr. Es freut mich, daß du meinst, du solltest gegenüber deinen Freunden loyal sein, aber ich bitte dich, mach daraus eine verantwortliche Loyalität – Freunde lassen nicht zu, daß Freunde verletzt werden.«
    In Silvers Augen war Zweifel zu lesen; sie öffnete den Mund und holte Atem, um zu sprechen.
    »Verdammt«, schrie Van Atta. »Ich habe keine Zeit, hier herumzustehen und mit dieser kleinen Fotze Süßholz zu raspeln. Das schlangenäugige Mistweib von Vizepräsidentin wartet jetzt da oben in diesem Augenblick darauf, daß die Show weitergeht. Sie fängt an, Fragen zu stellen, und wenn sie nicht schleunigst Antworten bekommt, dann wird sie selbst nach ihnen suchen. Die greift hart durch. Von allen möglichen Zeitpunkten für diesen 90
    Ausbruch von Idiotie war dies ganz bestimmt der allerunpassendste. Da muß Absicht dahinterstecken. Eine solche Sauerei kann kein Zufall sein.«
    Sein wütendes rotes Gesicht wirkte wie üblich auf Silver: ihr Unterleib zitterte, Tränen traten ihr in die Augen. Einst hatte sie gedacht, sie würde ihm alles geben, alles für ihn tun, wenn er sich nur beruhigte und wieder lächelte und scherzte.
    Aber diesmal nicht. Die ehrfürchtige Schwärmerei, die sie anfangs für ihn empfunden hatte, war von ihr gewichen, Stück um Stück, und mit Staunen stellte sie jetzt fest, wie wenig davon übriggeblieben war. Eine leere Muschelschale konnte fest und stark sein… »Sie«, flüsterte sie, »können mich gar nicht zwingen, etwas zu sagen.«
    »Genau wie ich gedacht hatte«, knurrte Van Atta. »Wo ist Ihre totale Sozialisation jetzt, Dr. Yei?«
    »Wenn Sie es freundlicherweise unterlassen würden«, stieß Dr.
    Yei zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »meine

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