Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Wachstum notwendig werden würde. Silver preßte ihr Gesicht an das Beobachtungsfenster. Zu ihrer ungeheuren Erleichterung war Ciaire noch in der Schleuse.
    Aber sie rammte sich hin und her zwischen den beiden Türen.
    Ihr Gesicht war mit Tränen und Blut beschmiert, ihre Finger gerötet. Ob sie nach Luft japste oder nur schrie, konnte Silver nicht sagen, denn die Tür schluckte alle Geräusche von drinnen, es war wie ein Holovid mit abgeschaltetem Ton. Silver empfand ihre eigene Brust so zusammengepreßt, daß sie kaum zu atmen vermochte.
    137
    Leo blickte hinein. Er verzog die Lippen, sein bleiches Gesicht nahm einen finsteren Ausdruck an. Dann wandte er sich zischend dem Schleusenmechanismus zu und tastete suchend an seinem
    Werkzeuggürtel herum. »Du hast das aber gut hingekriegt, Silver …«
    »Ich mußte schnell etwas tun. Diese Art Kurzschluß hat verhindert, daß in der Systemzentrale der Alarm losgeht.«
    »Oh …« Leos Hand zögerte kurz. »Dann war der Versuch nicht so willkürlich, wie es aussieht?«
    »Willkürlich? Im Steuerkasten einer Luftschleuse?« Sie starrte ihn überrascht und etwas ungehalten an. »Ich bin doch keine Fünfjährige mehr!«
    »Wirklich nicht.« Ein schiefes Grinsen huschte für einen Augenblick über sein angespanntes Gesicht. »Jeder sechsjährige Quaddie kennt sich schon aus. Ich entschuldige mich, Silver. Das Problem ist also nicht, wie wir die Tür aufbekommen, sondern wie wir das schaffen, ohne den Alarm auszulösen.«
    »Ja, richtig.« Sie schaute ihm ängstlich über die Schulter.
    Er überprüfte den Mechanismus und blickte dann zögernd auf die Tür der Luftschleuse, die unter den Schlägen von innen vibrierte. »Bist du sicher, daß Ciaire nicht irgendwie – mehr Hilfe braucht?«
    »Sie braucht vielleicht Hilfe«, versetzte Silver, »aber was sie bekommt, ist Dr. Yei.«
    »Ach ja … du hast recht.« Sein Grinsen verschwand völlig. Er schnitt ein paar winzige Drähte durch und verband sie erneut. Mit einem letzten mißtrauischen Blick auf die Schleusentür tippte er auf eine Druckplatte innerhalb des Steuermechanismus.
    Die innere Tür glitt zur Seite und Ciaire taumelte heraus. Sie keuchte heiser: »… laßt mich gehen, laßt mich gehen, oh, warum 138
    habt ihr mich nicht gehen lassen – ich halte das nicht aus …« Sie rollte sich mitten in der Luft zu einer Kugel zusammen und verbarg ihr Gesicht.
    Silver eilte zu ihr und umschlang sie mit den Armen. »O Ciaire!
    Tu das nicht. Denk daran – denk daran, wie Tony sich fühlen würde, wenn man es ihm im Krankenhaus, wo er jetzt steckt, erzählen würde …«
    »Was spielt das noch für eine Rolle?«, fragte Ciaire. Silvers blaues T-Shirt dämpfte ihre Stimme. »Ihn wird man mich nie wiedersehen lassen. Ich könnte genauso gut tot sein. Man wird mich Andy nie wiedersehen lassen …«
    »Ja«, schaltete sich Leo ein, »denk an Andy. Wer wird ihn
    schützen, wenn du nicht mehr da bist? Nicht nur heute, sondern auch nächste Woche, nächstes Jahr …«
    Ciaire streckte sich und schrie ihn geradezu an: »Man wird mich ihn nicht einmal sehen lassen! Man hat mich aus der Krippe hinausgeworfen …«
    Leo ergriff ihre oberen Hände. »Wer? Wer hat dich hinausgeworfen?«
    »Mr. Van Atta …«
    »Stimmt, das hätte ich mir denken können. Ciaire, hör mir mal zu. Die richtige Reaktion auf Bruce ist nicht Selbstmord, sondern Mord.«
    »Wirklich?«, sagte Silver, deren Interesse geweckt war. Selbst Ciaire wurde so weit aus ihrem Elend gerissen, daß sie zum erstenmal Leo direkt in die Augen schaute.
    »Na ja … vielleicht nicht buchstäblich. Aber du darfst nicht zulassen, daß der Mistkerl dich fertigmacht. Schau her, wir alle hier sind intelligent, nicht wahr? Ihr Kinder seid intelligent – von mir weiß man, daß ich zu meiner Zeit ein oder zwei Probleme 139
    gelöst habe – wir sollten doch fähig sein, einen Ausweg aus diesem Schlamassel zu finden, wenn wir es nur versuchen. Du bist nicht allein, Ciaire. Wir werden dir helfen. Ich werde dir helfen.«
    »Aber Sie sind ein Mann von der Firma – ein Planetarier –
    warum sollten Sie …«
    »GalacTech ist nicht Gott, Ciaire. Du solltest der Firma nicht deinen Erstgeborenen opfern müssen. GalacTech – und jede
    Firma – ist nur eine Art, eine bestimmte Art, wie Menschen sich organisieren, um eine Aufgabe zu erfüllen, die zu groß für eine Person allein ist. GalacTech ist nicht Gott, es ist nicht einmal ein Lebewesen, um Himmels willen! Es hat keinen freien Willen,

Weitere Kostenlose Bücher