Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat
Kleinreparaturen rausgeholt. Ich habe nicht daran gedacht, irgend etwas mitzubringen.«
»Mich hat sie aus meinem Schlafsack geholt«, sagte Patty. Trotz der Spannung entfuhr ihr ein Gähnen. »Ich bin so müde, in letzter Zeit …«
Geistesabwesend strich sich Emma mit ihren unteren Handflächen über den Unterleib, in einer kreisförmigen Bewegung, die Ciaire vertraut war; also hatten die Mädchen schon mit den geburtsvorbereitenden Übungen begonnen.
»Ich frage mich, wie das alles gehen wird«, seufzte Emma. »Wie es ausgehen wird. Wo wir alle in sieben Monaten sein werden …«
Diese Zahl hatte sie kaum zufällig gewählt, erkannte Ciaire.
»Auf jeden Fall fort von Rodeo. Oder tot.«
»Wenn wir tot sind, werden wir keine Probleme haben«, sagte Patty. »Wenn nicht … Ciaire, wie sind die Wehen? Wie sind sie wirklich? « Ihr eindringlicher Blick bat Ciaire um Beruhigung.
Von ihnen dreien war Ciaire die einzige mit Erfahrung, eingeweiht in die mütterlichen Mysterien des Leibes.
Verständnisvoll antwortete Ciaire: »Sie waren nicht gerade angenehm, aber man kann damit fertigwerden. Dr. Minchenko sagt, wir haben es viel besser als die Planetarierfrauen. Wir haben ein elastischeres Becken mit einem breiteren Beckenausgang, da wir nicht mit der Schwerkraft zu kämpfen haben. Er sagt, das sei seine eigene Gestaltungsidee gewesen, wie die Abschaffung des Hy233
mens – was immer das gewesen sein mag. Etwas Schmerzliches, nehme ich an.«
»Uff, die armen Dinger«, sagte Emma. »Ich frage mich, ob ihre Babies ihnen nicht von der Schwerkraft aus dem Leib gesaugt werden?«
»Davon habe ich noch nie gehört«, sagte Ciaire unsicher. »Er sagte, daß sie gegen Ende der Schwangerschaft Schwierigkeiten hätten, weil das Gewicht des Babys ihren Kreislauf abschneidet und auf ihre Nerven und Organe und so weiter drückt.«
»Ich bin froh, daß ich nicht als Planetarier geboren wurde«, sagte Emma. »Zumindest nicht als Planetarierfrau. Denk bloß an die armen Planetariermütter, die sich Sorgen machen müssen, ob ihre Helferinnen nicht ihre Neugeborenen fallen lassen.« Sie schauderte.
»Dort unten ist es schrecklich«, bestätigte Ciaire leidenschaftlich, in Erinnerung an ihren Aufenthalt auf Rodeo. »Es ist jedes Risiko wert, nicht nach dort unten gehen zu müssen. Wirklich.«
»Aber in sieben Monaten werden wir auf uns allein gestellt sein«, sagte Patty. »Du hattest Hilfe. Du hattest Dr. Minchenko. Emma und ich – wir werden ganz allein sein.«
»Nein, werdet ihr nicht«, sagte Ciaire. »Was für ein schrecklicher Gedanke. Kara wird da sein – ich werde kommen – wir alle werden helfen.«
»Leo wird mit uns mitkommen«, warf Emma ein und versuchte
dabei, optimistisch zu klingen. »Er ist ein Planetarier.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob er auf diesem Gebiet Erfahrungen hat«, sagte Ciaire aufrichtig und versuchte sich Leo als Medizintechniker vorzustellen. Er kümmerte sich nicht um hydraulische Systeme, hatte er gesagt. Sie fuhr entschlossener fort: »Auf jeden 234
Fall ging das ganze komplizierte Zeug bei Andys Geburt vor allem um die Sammlung von Daten, denn ich war eine der ersten, und man arbeitete damals die Prozeduren aus, sagte Dr. Minchenko.
Das Baby zur Welt zu bringen war nicht so schlimm. Dr. Minchenko hat es nicht getan – in Wirklichkeit habe auch ich es nicht getan, mein Körper hat es getan. So gut wie alles, was Dr. Minchenko tat, war, den Handsauger zu halten. Es ist unsauber, aber unkompliziert.« Wenn biologisch nichts schiefgeht, dachte sie, und war im letzten Moment klug genug, diesen Gedanken nicht laut auszusprechen.
Patty sah immer noch unglücklich drein. »Ja, aber die Geburt ist bloß der Anfang. Die Arbeit für GalacTech hat uns in Trab gehalten, aber seit diese Geschichte mit der Flucht aufkam, haben wir dreimal so hart gearbeitet. Und man muß schon eine trübe Birne sein, um nicht zu sehen, daß es später noch schlimmer wird.
Da ist kein Ende in Sicht. Wie werden wir mit allem fertig, und dann obendrein noch mit den Babies? Ich bin mir nicht sicher, ob ich von dieser Geschichte mit der Freiheit viel halte. Leo rühmt die Freiheit, aber für wen ist sie? Nicht für mich. Ich hatte mehr freie Zeit, als ich für die Firma arbeitete.«
»Willst du dich bei Dr. Curry melden?«, fragte Emma.
Patty zuckte verlegen die Achseln. »Nein …«
»Ich glaube nicht, daß er mit Freiheit freie Zeit meint«, sagte Ciaire nachdenklich. »Mehr so etwas wie Überleben. Wie … wie
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