Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat
Analogmodell einmal den ganzen Zyklus schnell vorwärts durchlaufen, einfach um sicher zu gehen.
Die neue Wachstumskonfiguration würde nach ihrer ersten
Schätzung den Energieverbrauch des Moduls um etwa zwölf
Prozent reduzieren. Das war gut, denn bis das Habitat seinen Bestimmungsort erreichte und die empfindlichen Solarkollektoren wieder ausrollte, würde Energie sehr kostbar sein.
Sie schaltete den Laptop ab und seufzte. Das war die letzte Planungsaufgabe, die sie noch erledigen konnte, solange sie sich noch hier oben im Clubhaus einschloß. Es war ein gutes Versteck, aber zu ruhig. Es war schrecklich schwer gewesen, sich zu konzentrieren, aber nichts zu tun zu haben, war schlimmer, wie sie jetzt entdeckte, während die Sekunden vorüberkrochen. Sie
schwebte zum Schrank, holte einen Beutel Rosinen heraus und aß 230
sie einzeln. Als sie damit fertig war, umschloß sie wieder das klebrige Schweigen.
Sie stellte sich vor, wie sie Andy wieder in den Armen hatte, wie seine warmen kleinen Finger die ihrigen in gegenseitiger Geborgenheit festhielten, und sie wünschte sich, Silver möge sich beeilen und ihr Signal senden. Sie stellte sich Tony vor, wie er unten auf dem Planeten im Krankenhaus gefangen war, und hoffte
schmerzlich, daß Silver sich verspätete, damit Tony durch irgendein Wunder im letzten Augenblick zurückgeholt werden konnte. Sie wußte nicht, ob sie die vorübergehenden Minuten beschleunigen oder anhalten sollte, aber jede einzelne schien sie körperlich zu treffen.
Die Türen zischten und ließen sie ängstlich zusammenfahren.
War sie entdeckt …? Nein, es waren drei Quaddiemädchen, Emma, Patty und Kara, die Helferin auf der Krankenstation.
»Ist es Zeit?«, fragte Ciaire heiser.
Kara schüttelte den Kopf.
»Warum geht es nicht los, was hält Silver auf …« Ciaire verstummte. Sie konnte sich allzu viele verhängnisvolle Gründe für Silvers Verspätung vorstellen.
»Sie sollte lieber ihr Signal bald geben«, sagte Kara. »Im ganzen Habitat wird nach dir gejagt. Mr. Wyzak, der Leiter der Abteilung Wartung Luftsysteme ist schließlich auf den Gedanken gekommen, hinter die Wände zu schauen. Jetzt sind sie im Abschnitt Andockbucht. In seiner Mannschaft ist bei allen plötzlich die fürchterlichste Ungeschicklichkeit ausgebrochen«, ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen, »aber sie werden sich am Ende bis hierher durcharbeiten.«
Emma packte einen von Karas unteren Armen. »Ist das hier in diesem Fall wirklich das beste Versteck für uns?«
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»Für jetzt muß es ausreichen. Ich hoffe, die Dinge entwickeln sich, bevor Dr. Curry sich bis zum Ende seiner Liste vorgearbeitet hat, sonst wird es hier drinnen schrecklich eng«, sagte Kara.
»Hat sich Dr. Curry denn erholt?«, fragte Ciaire und war sich dabei nicht sicher, ob sie ein Ja oder ein Nein hören wollte. »Genug erholt, um operieren zu können? Ich hatte gehofft, er würde länger außer Gefecht sein.«
Kara kicherte. »Nicht ganz. Er hängt dort schielend und keuchend herum und führt die Aufsicht, während die Krankenschwester die Injektionen gibt. Oder er würde die Aufsicht führen, wenn sie welche von den Mädchen finden könnten, denen sie Injektionen geben wollen.«
»Injektionen?«
»Zur Abtreibung«, sagte Kara mit einer Grimasse.
»Oh. Das war dann eine andere Liste als die, auf der ich stand.«
Deshalb also sahen Emma und Patty so bleich aus, als wären sie nur knapp davongekommen.
Kara seufzte. »Na ja, wir hier sind wahrscheinlich alle auf der einen oder anderen Liste.« Sie schlüpfte wieder hinaus.
Die Gesellschaft der beiden anderen Quaddies heiterte Ciaire auf, obwohl deren Verschwinden eine größere Gefahr der Entdeckung nicht nur ihrer selbst, sondern auch ihrer Pläne bedeutete. Wieviel mehr konnte noch falschlaufen, bevor das planetarische Personal des Habitats anfing, die richtigen Fragen zu stellen? Mal angenommen, der ganze Plan wurde vorzeitig aufgedeckt, indem man der Spur folgte, die sie gelegt hatte? Hätte sie sich widerstandslos Dr. Currys Prozedur fügen sollen, bloß um das Geheimnis noch ein bißchen länger zu bewahren? Angenommen, ›ein bißchen länger‹
war genau der Unterschied zwischen Erfolg und Desaster?
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»Was sollen wir jetzt bloß tun?«, sagte Emma mit dünner
Stimme.
»Einfach warten. Es sei denn, du hast etwas zu tun mitgebracht«, sagte Ciaire.
Emma schüttelte den Kopf. »Kara hat mich vor etwa zehn Minuten einfach aus meiner Arbeitsschicht in der Abteilung
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